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antisemitismus in vorarlberg - Johann-August-Malin-Gesellschaft

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verwaltung sei judenfe<strong>in</strong>dlich. Im Rechtfertigungsschreiben des<br />

Bürgermeisters an die BH Feldkirch kam dann deutlich zum<br />

Ausdruck, daß e<strong>in</strong>fach das gegenseitige Verständnis zwischen<br />

E<strong>in</strong>heimischen und Flüchtl<strong>in</strong>gen fehlte. Er schrieb u.a.:<br />

''Wir haben viel Mühe, Arbeit und Geld aufgewendet, um den<br />

von der französischen Militärregierung <strong>in</strong> Hohenems e<strong>in</strong>gewiesenen<br />

Juden den Aufenthalt erträglich zu gestalten und ihr<br />

Eigenleben sicherzustellen. Dabei mußten wir leider die<br />

Erfahrung machen, daß sich diese über Sitten und Gebräuche<br />

unseres Volkes kaltblütig h<strong>in</strong>wegsetzen und sich zum Teil<br />

derart benehmen, daß wir schon mehrmals die Hilfe des<br />

Herrn Militär-Gouvemeurs und die Intervention der Gendarmerie<br />

<strong>in</strong> Anspruch nehmen mußten. Wenn· diese Zustände,<br />

unter denen unsere Bevölkerung manches.zu erdulden und<br />

zu leiden hat, angedauert hätten, müßte sich niemand wundem,<br />

wenn auch die Hohenemser allmählich e<strong>in</strong>e andere<br />

E<strong>in</strong>stellung den Juden gegenüber e<strong>in</strong>nehmen würden" (58).<br />

E<strong>in</strong> weiterer Anlaß zum Ärgernis war der Unrat, der sich um die<br />

beiden Häuser der jüdischen Kolonie angesammelt hatte. Am 12.<br />

Oktober 1946 ließ der Platzkommandant der französischen<br />

Besatzungstruppen über den Bürgermeister anordnen, daß die<br />

gesundheitsgefährdenden Abfälle im Bereich der jüdischen<br />

Wohnhäuser unverzüglich weggeschafft werden müßten (59).<br />

Nachdem e<strong>in</strong>e Woche lang nichts geschehen war, protestierte der<br />

französische Kommandant ansche<strong>in</strong>end beim Hohenemser<br />

Bürgermeister. In se<strong>in</strong>em Antwortschreiben erklärte dieser, daß<br />

leider festgestellt werden müsse,<br />

" ... daß die Israeliten den Anordnungen der Zivilbehörden<br />

sche<strong>in</strong>bar ke<strong>in</strong>e Folge leisten und ich f<strong>in</strong>de es durchaus nicht<br />

für notwendig ... daß wir den von den Juden angerichteten<br />

Schmutz beseitigen" (60).<br />

Zudem ereignete sich e<strong>in</strong> Zwischenfall, der das Verhältnis zwischen<br />

den DPs und der Geme<strong>in</strong>de auch öffentlich nachhaltig<br />

vergiftete. E<strong>in</strong> 16jähriger Hohenemser wurde von den DPs gefaßt,<br />

nachdem er angeblich e<strong>in</strong> Fenster im Brunner-Haus mit e<strong>in</strong>em<br />

Ste<strong>in</strong> e<strong>in</strong>geschlagen hatte. Nach - wie er später behauptete -<br />

Mißhandlungen durch die Flüchtl<strong>in</strong>ge legte er e<strong>in</strong> Geständnis ab<br />

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