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antisemitismus in vorarlberg - Johann-August-Malin-Gesellschaft

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Klerus und Geme<strong>in</strong>de gaben darauf dem Bischof von Konstanz<br />

zu bedenken, daß<br />

1. die Juden zahlenmäßig den Christen gleich seien oder sie<br />

gar übertreffen;<br />

2. die christliche Jugend mit der jüdischen Geme<strong>in</strong>schaft habe<br />

und "das gift ihrer sitten unempf<strong>in</strong>dlich imbibire";<br />

3. Christen durch jüdische Schachereien am Sonntag vom<br />

Gottesdienst abgehalten würden;<br />

4. die Juden am Sonntag Wäsche waschen, öffentlich sp<strong>in</strong>nen<br />

und andere knechtliche Arbeiten verrichten;<br />

5. Prozessionen ke<strong>in</strong>en Respekt erweisen.<br />

"Die bischöfliche Excellenz geruhen daher amore religionis<br />

der Kaiserlichen Adm<strong>in</strong>istration <strong>in</strong> Hohenems zu recommendiren,<br />

das vorhabende Gebäu der Synagoge zu <strong>in</strong>hibiren."<br />

Tatsächlich wurde der Synagogenbau damals verh<strong>in</strong>dert (83).<br />

Und nur knapp entg<strong>in</strong>gen die Juden 1728 (84) und e<strong>in</strong> weiteres<br />

Mal 1737 (85) der angedrohten Ausweisung.<br />

Der Raubzug von Sulz<br />

Die Entwicklung der jüdischen Geme<strong>in</strong>de <strong>in</strong> Sulz stand <strong>in</strong> jenen<br />

Jahren unter e<strong>in</strong>em glücklicheren Stern, nachdem die Landstände<br />

e<strong>in</strong>mal mehr 1708 mit ihrem Ans<strong>in</strong>nen gescheitert waren, daß<br />

"Endtlichen die Judenschafft abgeschafft werden möchte" (86).<br />

Schon um 1700 hatte der reiche J osle Levi <strong>in</strong> Sulz <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Haus<br />

e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Synagoge e<strong>in</strong>gerichtet (87). Für Sulz ist das Wirken<br />

namhafter Rabb<strong>in</strong>er bezeugt (88); 1724 waren e<strong>in</strong> Rabb<strong>in</strong>er und<br />

e<strong>in</strong> Schulmeister <strong>in</strong> den Diensten des Josle Levi (89).1738 konnte<br />

die Kehilla Sulz e<strong>in</strong> eigenes Synagogengebäude käuflich erwerben<br />

(90). Diese gedeihliche Entwicklung mußte über kurz oder<br />

lang den Neid der christlichen Mitbewohner heraufbeschwören,<br />

die seit Jahrzehnten die Juden im Dorf bekämpft hatten.<br />

Gegen Ende des Jahres 1744 kam es zu jenem Ereignis, das als<br />

der "Raubzug von Sulz" <strong>in</strong> die Geschichte der Juden e<strong>in</strong>gegangen<br />

ist. Bereits 1684 wurden die Häuser der Juden <strong>in</strong> Sulz mehrfach<br />

"aufgesprengt bey Nacht" und ausgeraubt. Fensterscheiben<br />

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