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antisemitismus in vorarlberg - Johann-August-Malin-Gesellschaft

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Jetzt meldete sich auch das betroffene Gericht Rankweil-Sulz<br />

mit e<strong>in</strong>er eigenen Stellungnahme zu Wort (77). Das Gutachten<br />

beg<strong>in</strong>nt mit e<strong>in</strong>er historischen E<strong>in</strong>leitung, die besonders <strong>in</strong>s Licht<br />

rückt, daß Sulz ke<strong>in</strong>en eigenen Pfarrer habe und die Bevölkerung<br />

daher durch die Juden besonders gefährdet sei, an ihrem leiblichen<br />

und seelischen Wohl ru<strong>in</strong>iert zu werden. Die auf drei Haushaltungen<br />

reduzierte Judenschaft sei um 1700 wieder auf acht<br />

Familien angewachsen. Die Bevölkerung werde geschädigt durch<br />

den Kauf m<strong>in</strong>derwertiger Ware. Zudem beute die Judenschaft<br />

den armen Bauersmann dadurch aus, daß sie sich hebräischer<br />

Rechnungen und Ziffern bedienten, wodurch falsche E<strong>in</strong>tragungen<br />

<strong>in</strong> den Büchern gefördert würden. Durch ungestümes<br />

E<strong>in</strong>treiben der Schulden würden hilflose Witwen und Waisen<br />

von Haus und Hof vertrieben.<br />

Der namhafte und gute We<strong>in</strong> von Sulz würde durch die Juden<br />

verfälscht, <strong>in</strong>dem sie die Sulzer Ernte ankauften und mit m<strong>in</strong>derwertigem<br />

We<strong>in</strong> aus den Nachbardörfern vermischten, aber als<br />

Sulzer We<strong>in</strong> ausgeben. Der gute Name des heimischen We<strong>in</strong>s<br />

werde dadurch geschädigt. Früher hätten die Bregenzerwälder<br />

vielfach den We<strong>in</strong> aus Sulz gekauft. Jetzt aber komme von Jahr zu<br />

Jahr mehr We<strong>in</strong> aus Graubünden nach Vorarlberg.<br />

E<strong>in</strong>e weitere Klage ergeht darüber, daß die Juden etwa fünfoder<br />

sechs mal soviel Brenn- und Bauholz verbrauchten wie die<br />

Christen. Dadurch sei <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>de e<strong>in</strong> großer Mangel an<br />

Holz entstanden.<br />

Sehr viel schwerwiegender ist der folgende Vorwurf, der hier<br />

wieder wörtlich zitiert sei, um etwas von jenem Haß zutage treten<br />

zulassen, der aus diesem Gutachten spricht:<br />

"Damit dem christbetrieglichen Juden an gleicher Cameradschaft<br />

nicht ermangle, geben sye allerley diebs- und andern<br />

losen Ges<strong>in</strong>del heimblichen underschlauff, speiß und tranckh<br />

und darmit veranlassen sie sowohl verschiedene pratiquen,<br />

diebereyen, ja gar landtsverreterey, als große Teuerung der<br />

Victualien und kranckheiten verursachen, zuegeschweigen,<br />

daß aus- und <strong>in</strong>ländische Kirchen-und andere große Diebstähl<br />

durch die Juden verhelet werden."<br />

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