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antisemitismus in vorarlberg - Johann-August-Malin-Gesellschaft

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stand, sondern diese partielle Koexistenz und Emanzipation<br />

waren stets die Ausnahme, die Andeutung e<strong>in</strong>er anderen Wirklichkeit.<br />

Stets kämpften Vertreter des militanten Katholizismus<br />

gegen die Aufnahme christlicher Schüler <strong>in</strong> die jüdische Schule<br />

- letztlich erfolgreich; die Geschichte der Hohenemser Gesangsvere<strong>in</strong>e<br />

zeigt, wie gefährdet auch die kulturelle Kooperation war.<br />

Auch waren die <strong>in</strong> Vorarlbergansässigen Juden im 19. Jahrhundert<br />

durchaus noch mit existenzgefährdenden Pogromdrohungenkonfrontiert,<br />

etwa 1809. In diesem Jahr kam es <strong>in</strong> Innsbruck<br />

im Zuge des Aufstandes gegen die bayerische Herrschaft zu<br />

antijüdischen Ausschreitungen und zu Plünderungen: Kaum<br />

war die staatliche Macht, der e<strong>in</strong>zige Garant für die jüdische<br />

Bevölkerung, geschwächt, richtete sich der aus unterschiedlichen<br />

Quellen gespeiste Volkszorn gegen die jüdische M<strong>in</strong>derheit<br />

-wie zuvor 1647 <strong>in</strong> Hohenems oder 1744 <strong>in</strong> Sulz. Der Hohenemser<br />

Judengeme<strong>in</strong>de wurde mit massiven Drohungen -ihnen geschehe<br />

gleiches - viel Geld durch die wackeren Vaterlandsverteidiger<br />

abgepreßt.<br />

Als die staatliche Verwaltung die "Inkorporierung" der<br />

Judengeme<strong>in</strong>de <strong>in</strong> die politische Geme<strong>in</strong>de Hohenems gegen<br />

massiven Widerstand e<strong>in</strong>es guten Teils der christlichen Hohenemser<br />

erzwang, rissen die alten antisemitischen Gefühle und<br />

Argumentationsmuster die niederen und neugeschütteten<br />

Dämme des Respekts wiederum e<strong>in</strong>. Die Hohenemser Juden<br />

waren bis 1877 <strong>in</strong> der selbständigen jüdischen Geme<strong>in</strong>de der<br />

staatlichen Herrschaft direkt unterstellt gewesen, und erst ab<br />

dort wurden die Bewohner jüdischen Glaubens als Bürger <strong>in</strong> der<br />

Geme<strong>in</strong>de Hohenems heimatberechtigt. Harald Walser führt<br />

e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>glich vor Augen, wie sich im Streit um diese "Inkorporierung"<br />

wirtschaftliche Motive mit Ressentiments vermengten.<br />

Auch wird deutlich, daß ke<strong>in</strong>eswegs e<strong>in</strong>e homogene jüdische<br />

Bevölkerung hier agierte, sondern daß die Interessen der wenigen<br />

Wohlhabenden durchaus nicht immer mit den Interessen der<br />

zahlreichen armen Hausierer und kle<strong>in</strong>en Handwerker im E<strong>in</strong>klang<br />

standen.<br />

Die Verfassung des Jahres 1867 sowie die Begründung e<strong>in</strong>er<br />

jüdischen Geme<strong>in</strong>de im schweizerischen St. Gallen eröffnete den<br />

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