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antisemitismus in vorarlberg - Johann-August-Malin-Gesellschaft

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kirch anerkannt. Juden und Christen <strong>in</strong> Hohenems waren mit<br />

dieser Regelung e<strong>in</strong>verstanden. Während die Christen die Juden<br />

nicht als gleichberechtigte Geme<strong>in</strong>debürger aufnehmen mußten,<br />

konnten die Juden ihre Interessen als eigenständige Geme<strong>in</strong>de<br />

leichter vertreten denn als M<strong>in</strong>derheit <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er beide Konfessionen<br />

umfassenden politischen Geme<strong>in</strong>de (72).<br />

1850 wurde mit Philipp Rosenthai der erste Bürgermeister der<br />

politischen Israelitengeme<strong>in</strong>de gewählt, dem bis 1878 mit Samuel<br />

Menz (1859), Dr. Simon Ste<strong>in</strong>ach (1869) und Anton Rosenthai<br />

(1870) drei weitere folgten. Sie aber vermochten den Niedergang<br />

der Judengeme<strong>in</strong>de nicht zu verh<strong>in</strong>dern.<br />

Aus welchen ' Gründen auch immer: Tatsache ist, daß die<br />

Hälfte der Hohenemser Juden 1867 die erste Möglichkeit nützte,<br />

um wegzuziehen. Ihnen folgten <strong>in</strong> den folgenden Jahren viele<br />

weitere nach. Dieser drastische Rückgang der israelitischen<br />

Bevölkerung <strong>in</strong> Hohenems <strong>in</strong>sbesondere im Jahre 1867 von 458<br />

auf 271 Personen hatte zur Folge, daß die Juden nur mehr mit<br />

großen Schwierigkeiten <strong>in</strong> der Lage waren, die 1825 e<strong>in</strong>vernehmlich<br />

festgelegten 30 Prozent der Gesamtsteuerleistung zu erbr<strong>in</strong>gen.<br />

Das wird durch folgende Aufstellung verständlich:<br />

E<strong>in</strong>wohner<br />

Christen Juden<br />

1823 3.161 512<br />

1869 4.849 244<br />

Prozentanteil<br />

Christen Juden<br />

86,1 % 13,9 %<br />

95,2 % 4,8 %<br />

Steuer leistung<br />

Christen Juden<br />

70 % 30%<br />

70% 30 %<br />

Da trotz dieser Fakten die Christengeme<strong>in</strong>de das "Konkurrenz­<br />

Verhältnis" nicht neu bestimmen wollte, wandte sich die Vorstehung<br />

der Israeliten an den Landesausschuß und erklärte den<br />

Vertrag von 1825 mit Wirkung vom 20. Dezember 1870 für<br />

gekündigt. Es folgten nun mehrjährige Streitereien zwischen den<br />

zwei Parteien, wobei Landeshauptmann Froschauer - e<strong>in</strong> Liberaler<br />

- zum<strong>in</strong>dest teilweise den Vorstellungen der Israelitengeme<strong>in</strong>de<br />

entsprechende Verfügungen erließ, etwa <strong>in</strong> f<strong>in</strong>anzieller<br />

H<strong>in</strong>sicht. Doch die Poli tik der Hohenemser Juden zielte zu diesem<br />

Zeitpunkt bereits darauf ab, die politische Israelitengeme<strong>in</strong>de<br />

überhaupt aufzulösen und der Katastralgeme<strong>in</strong>de Hohenems<br />

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