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antisemitismus in vorarlberg - Johann-August-Malin-Gesellschaft

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Antijüdische Agitation <strong>in</strong> Hohenems<br />

Kurz vorher hatte sich im Jahre 1697 auch das nicht den Vorarlberger<br />

Landständen angehörige Gericht Hohenems mit ähnlichen<br />

Klagen zu Wort gemeldet, was möglicherweise aber auf E<strong>in</strong>flüsse<br />

des Gerichts Rankweil-Sulz zurückgeht. 1676 hatte das Gericht<br />

Hohenems angesichts der Ausweisung der Juden diesen Wohlverhalten<br />

besche<strong>in</strong>igt. 1688 waren Juden, wenn auch zunächst <strong>in</strong><br />

verm<strong>in</strong>derter Zahl, nach Hohenems zurückgekehrt. Die Juden<br />

waren also erst e<strong>in</strong>ige Jahre wieder im Land, als die Hohenemser<br />

mit e<strong>in</strong>er aus acht Punkten bestehenden Beschwerdeschrift gegen<br />

sie loszogen:<br />

1. Die Geme<strong>in</strong>de beklagt, daß e<strong>in</strong>ige Juden ihre Grundsteuer<br />

nicht zahlen wollten, weil sie von den Geme<strong>in</strong>dewaldungen<br />

ausgeschlossen seien. Die Beteiligungen der Juden an den<br />

Geme<strong>in</strong>denutzungen war von Anfang an e<strong>in</strong> zentraler Streitpunkt<br />

zwischen Juden und Christen. Jede getroffene Lösung lief<br />

darauf h<strong>in</strong>aus, den Juden solche Leistungen nur gegen besondere<br />

Zahlungen zuzugestehen, sodaß sie im Grunde immer außerhalb<br />

der Geme<strong>in</strong>de blieben.<br />

2. Es wird beklagt, daß die Zahl der Juden die der Christen<br />

übersteige. Tatsächlich gab es 1696 59 Juden, denen weit über<br />

tausend Christen gegenüberstanden. E<strong>in</strong>e besondere Gefahr sah<br />

man dar<strong>in</strong>, daß die K<strong>in</strong>der der Juden und Christen mite<strong>in</strong>ander<br />

"herumlaufen". Dieses Argument ist bereits aus den Klagen der<br />

Landstände bekannt.<br />

3. Dasselbe gilt für die Klage, daß die Juden sonntags Geschäfte<br />

treiben. Sie würden dadurch Leute vom Kirchgang abhalten, was<br />

zu der Sorge Anlaß gebe, es werde e<strong>in</strong>e große Strafe Gottes folgen.<br />

4. E<strong>in</strong> Pfarrer habe bei der Benedizi~rung der Felder geäußert,<br />

die Hohenemser Bauern könnten weit höhere Erträge erwarten,<br />

wenn sie "nicht e<strong>in</strong> solches otterngezücht <strong>in</strong> land haben".<br />

5. Die Juden schädigten durch Aufkäufe den Markt.<br />

6. Die Juden beherbergten fremdes Ges<strong>in</strong>del, gelegentlich<br />

auch Kranke, was zum Ausbruch von Epidemien führen könnte.<br />

7. Die Juden handelten <strong>in</strong>fiziertes Vieh e<strong>in</strong> und benützten die<br />

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