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antisemitismus in vorarlberg - Johann-August-Malin-Gesellschaft

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Illegaler Transit nach Palöst<strong>in</strong>a<br />

Im Frühsommer 1946 wurde die Geme<strong>in</strong>de Hohenems mit e<strong>in</strong>em<br />

Phänomen konfrontiert, das typisch für das jüdische DP-Problem<br />

<strong>in</strong> ganz . Österreich war. Auch die Hohenemser "Judenhäuser"<br />

wurden Anlaufpunkt. für jüdische Flüchtl<strong>in</strong>ge auf ihrem Weg<br />

nach Paläst<strong>in</strong>a. Dadurch kam es zu e<strong>in</strong>em dauernden Wechsel<br />

e<strong>in</strong>es Teiles der Lagerbevölkerung, die Meldebestimmungen<br />

wurden nicht e<strong>in</strong>gehalten und die Geme<strong>in</strong>de befürchtete nicht zu<br />

Unrecht e<strong>in</strong>en Mißbrauch der Fürsorgeunterstützungen. Ende<br />

Mai ordnete die Landesregierung an, daß künftig ke<strong>in</strong>e durchreisenden<br />

Juden mehr im Lager aufgenommen werden dürften.<br />

Weiters wurde erklärt, daß alle Nichtfranzosen - also auch die<br />

jüdischen DPs - unter Kontrolle der österreichischen Polizei stünden<br />

(43). Der Bürgermeister wies nun die Schutzpolizei an, die<br />

Anwesenheit der jüdischen DPs mehrmals monatlich anhand<br />

von Listen genau zu überprüfen, um e<strong>in</strong>em Mißbrauch der<br />

Fürsorgeunterstützungen vorzubeugen. Die Leute mußten persönlich<br />

anwesend se<strong>in</strong> und sich ausweisen (44), doch nutzten die<br />

Kontrollen offenbar nichts.<br />

Die Lage <strong>in</strong> Bregenz war ähnlich und die Proteste des Bürgermeisters<br />

gegen die dauernde illegale Zu- und Abwanderung<br />

jüdischer Flüchtl<strong>in</strong>ge blieben wirkungslos. Auf e<strong>in</strong>en derartigen<br />

Protest erklärte das Jüdische Komitee, daß das für Bregenz festgelegte<br />

Kont<strong>in</strong>gent nicht überschritten werde und Ummeldungen<br />

verständlich und berechtigt wären, da es sich um Familienzusammenführungen<br />

handle. Im übrigen wurde der Bürgermeister<br />

daran .. er<strong>in</strong>nert, daß die Flüchtl<strong>in</strong>ge "nicht aus eigener Initiative<br />

nach Osterreich kamen, sondern als Opfer des Nationalsozialismus<br />

dazu genötigt wurden 11 (45).<br />

Wenig später, am 4. Juli 1946, löste e<strong>in</strong> furchtbarer Pogrom <strong>in</strong><br />

~e1cee<strong>in</strong>eMassenfluchtvonrund 100.000 polnischen Juden nach<br />

Osterreich aus. Waren seit Kriegsende durchschnittlich 2 - 3.000<br />

jüdische Flüchtl<strong>in</strong>ge monatlich <strong>in</strong> Österreich e<strong>in</strong>getroffen, so<br />

mußten nun bis zu 30.000 untergebracht und versorgt werden<br />

(46). Bald waren auch die Auswirkungen <strong>in</strong> Vorarlberg spürbar.<br />

Schon Ende Juli bat der Hohenemser Bürgermeister die<br />

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