Zürcher Mittelschulen feiern - Bildungsdirektion - Kanton Zürich

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Mittelschule «Schulleitungen und Lehrpersonen sind das Aund Oeiner guten Schule. Die Schule ist ein People-Business», sagt Marc Kummer, Chef des Mittelschul- und Berufsbildungsamts. «Das Jubiläum soll auch nach innen wirken» Für Marc Kummer, Chef des Mittelschul- und Berufsbildungsamts, bildet das 175-Jahr-Jubiläum eine gute Gelegenheit, um nach aussen zu zeigen, wie Unterricht heute in den Mittelschulen stattfindet, gleichzeitig aber soll das Jubiläum auch den Berufsstolz der Lehrpersonen wieder fördern. Interview: Stephan Pfäffli und Jacqueline Olivier Foto: Fabio Pirovino Herr Kummer, drei Jubiläen stehen an für Sie: das 175-Jahr-Jubiläum Mittelschulen, das 10-Jahr-Jubiläum des Mittelschul- und Berufsbildungsamts (MBA) und das 1-Jahr-Jubiläum als Chef des Amtes MBA. Wie partyfest sind Sie? Grundsätzlich bin ich ein geselliger Mensch, aber ich würde mich nicht als Partygänger bezeichnen. Ich habe Respekt vor Traditionen und Ritualen und finde, man sollte die Feste im jeweils entsprechenden Rahmen begehen. Das wichtigste Fest ist sicherlich das 175-Jahr-Jubiläum. Welche Bedeutung hat es für Sie? Die Mittelschulen dürfen stolz sein – nicht viele Institutionen haben eine so lange Geschichte. Das Jubiläum bietet eine gute Gelegenheit, um nach aussen auf die eigenen Leistungen aufmerksam zu machen. Mindestens so wichtig ist jedoch die Wirkung nach innen. Das Jubiläum darf ruhig Berufsstolz auslösen. Und es soll Freude machen, für die Mittelschulen arbeiten zu dürfen. Wir brauchen gute Leute an den Mittelschulen. Was vor 175 Jahren im Realgymnasium Rämibühl begann, stellt heute mit verschiedenen Standorten eine wichtige Bildungsinstitution dar. Was werden Sie tun, um diese Institutionen zu stärken? Mittelschulen funktionieren reibungslos, wenn Lehrpersonen, Schulleitung und Schulkommissionen gut zusammenspielen. Das bedeutet zuallererst, dass wir den Lehrpersonen gute Arbeitsbedingungen bieten müssen. Eine gute Schule entsteht vor allem durch gute Lehrpersonen. Insofern bin ich gerne bereit, mich dafür einzusetzen, dass sie sich vornehmlich aufs Unterrichten konzentrieren können. Und die Schulleiter? Sie sind verantwortlich, dass die Schule 34 Schulblatt des Kantons Zürich 5/2008
Fokus Volksschule Mittelschule Berufsbildung Weiterbildung Agenda Amtliches Stellen Podium Porträt Mittelschule gut funktioniert. Wir müssen deshalb die Schulleiter unterstützen und sie – wo nötig – befähigen, ihre Aufgabe noch professioneller wahrzunehmen. Sie haben auch die Schulkommissionen angesprochen. Ja, diese sollen die Schulleitungen und eventuell die Konvente beraten und unterstützen, gleichzeitig aber auch etwas fordern können –sollten aber auch ein Art «critical friends» sein. Heute sind die Belastungen an Schulen gross. Die Lehrpersonenkonferenz Mittelschulen (LKM) hat an der letzten Delegiertenversammlung deshalb Entlastungen und zusätzliche personelle Ressourcen verlangt für die Schulen. Das Problem Entlastung ist häufig mit dem Thema Arbeitszeitüberlegungen verbunden. Wasist ein volles Pensum? Wie lässt sich die Lektionen- und Stundenwelt kombinieren? Ich mache jedoch immer wieder die Beobachtung, dass die meisten Lehrpersonen nicht arbeitszeit-, sondern inhaltsmotiviert sind. Was meinen Sie damit? An jeder Schule gibt es Phasen, die mal mehr, mal weniger zeitintensiv sind: Prüfungsphasen, Maturaphase –esgibt saisonale Schwankungen. Und Lehrpersonen sind grösstenteils bereit, in arbeitsintensiven Phasen mehr zu leisten. Es liegt aber auch an den Schulleitungen, durch Optimierungen und Managementwissen eine gewisse Effizienz in dieses System hineinzubringen. Reicht Effizienz aus oder braucht es auch zusätzliche Ressourcen? Die Schulen sind in den letzten zwanzig Jahren stark gewachsen, ohne dass man mehr Führungspersonen anstellte. Es gibt heute rund 2500 Mittelschülerinnen und -schüler mehr als etwa noch um 1990, in der gleichen Zeit wurden aber nur wenige zusätzliche Prorektorenstellen geschaffen –das kann nicht zusammengehen. Das heisst? Dass es erstens mehr Lehrpersonen braucht, dies auch weil die Anzahl der Lehrpersonen zunimmt, die Teilzeit unterrichten wollen. Und zweitens, dass auch Führungskräfte aufgrund der wachsenden Zahl von Schülern und Lehrpersonen knapp sind. Wir werden also nicht umhin kommen, dies zu diskutieren. Abgelehnt hat die LKM auch jegliche Form von Arbeitszeiterfassung, wie sie zum Beispiel der Entwurf Berufsauftrag für die Volksschule vorsieht. Das ist ein Aushandlungsprozess. Ich verspreche mir von Arbeitszeiterfassungsmodellen selber nicht sehr viel – ausser Diskussionen im administrativen Bereich. Wie gesagt, die Mittelschullehrpersonen sind eher inhaltlich motiviert und sind mehrheitlich bereit, phasenweise viel zu leisten; das Gegengeschäft ist die hohe Zeitautonomie. Ich finde das nicht so schlecht. Die Belastungen haben teilweise auch mit der «Sandwich»-Rolle der Mittelschulen zu tun –die Universitäten stellen Forderungen von oben, von unten her drängen Volksschul-Reformen herauf … Ja,wir sind froh, wenn bald etwas Ruhe und Konstanz einkehrt, sodass wieder verlässliche Beziehungen entstehen. Wir sind schon recht lange von der Volksschule her mit Veränderungen konfrontiert. Aber: Für mich ist vor allem die Schnittstelle nach oben wichtig, die Passung zwischen Mittelschule und Hochschule. Dass Maturanden mit einer generellen Matura in eine spezifische Hochschul-Fachrichtung einsteigen können, das ist im Grunde ein Widerspruch –und gleichzeitig eine grosse Herausforderung. Essollte deshalb für die Lehrpersonen Motivation pur sein, den Hochschulen bestens vorbereitete Schülerinnen und Schüler übergeben zu können. Zurück zu den Volksschulen: Die Diskussionen dort über Standardisierung und Harmonisierung haben auch die Mittelschulen erreicht. Bedeutet dies das Ende der Eigenständigkeit der Gymnasien? Die Diskussion, dass man eine gewisse Harmonisierung verlangt, kommt von unten, ja. Gleichzeitig verlangen auch die Hochschulen eine gewisse Harmonisierung.Ich finde,man muss sich diesen Herausforderungen stellen. Aber der Schlüssel sind gute Lehrpersonen. Wie ein Jugendlicher die Schule verlässt, hängt stark davon ab, welche pädagogischen und fachlichen Fähigkeiten seine Lehrer hatten. Sie können Lehrpersonen diesen oder jenen Lehrplan geben, er wird die Schüler letztlich weniger prägen als die Person des Lehrers mit ihren Fähigkeiten. Darum würde ich einer gewissen berechtigten Harmonisierung mit Gelassenheit entgegenblicken. Jeder Veränderungsprozess löst Verunsicherung aus. Inwieferntragen Sie Sorge, damit «Ihre» Lehrpersonen an den Gymnasien motiviert bleiben? Wie ich schon sagte, Schulleitungen und Lehrpersonen sind das Aund Oeiner guten Schule. Die Schule ist ein People-Business. Die Lehrpersonen sollen sich weitestmöglich aufs Unterrichten und die Schülerbetreuung konzentrieren können.Wirmüssen sie deshalb vor zuviel Administration und zu vielen Reformen schützen –vor allem vor Reformen ohne eindeutigen Mehrwert. Im Gegenzug erwarte ich von den Lehrpersonen Optimismus und Gelassenheit, dass man sich nicht über jede Veränderung aufregt. Ich denke, das sollte das Geschäft sein. Führungskräfte müssen effizienter sein, haben Sie gesagt, heisst das, sie werden diesbezüglich weitergebildet? Ja, umsie fit zu machen für die Unternehmensführung – ein Gymnasium kann bis zu 200 Mitarbeitende und viele unterschiedliche Anspruchsgruppen umfassen. Dies verlangt Fähigkeiten in Kommunikation, Organisation, Betriebswirtschaft und Personalführung. Es gibt heute viele Hilfsmittel, wie man sich besser organisieren und wie man eine Organisation optimieren kann. Ein entsprechendes Konzept erarbeitet derzeit die Projektgruppe «Führung und Organisation der Zürcher Mittelschulen». Wie sieht das aus? Wir sind noch nicht fertig. Für die Befähigung der Führungskräfte sehe ich persönliche Angebote für drei Phasen: in die erste gehören Lehrpersonen mit erster Führungsverantwortung – also Klassenlehrpersonen, Mentoren oder Fachschaftsvorsitzende. Für sie gibt es Angebote in effizienter Sitzungsleitung oder zur Führung schwieriger Gespräche. Zur zweiten Gruppe gehören die gewählten Schulleiter.Vorgesehen sind Weiterbildungsangebote bereits vorder Übernahme ihrer Funktion, zudem werden sie in die Einstiegsphase begleitet. Nebst selber gewählten Aus- 3 Schulblatt des Kantons Zürich 5/2008 35
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