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Zürcher Mittelschulen feiern - Bildungsdirektion - Kanton Zürich

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Podium<br />

«Viele richten ihren Unmut an<br />

die falsche Adresse»<br />

Sowohl in den Schulen als auch zwischen Verwaltung und Lehrpersonen fehle es oft an der Kommunikation,<br />

was zu Unzufriedenheit unter den Lehrpersonen führe, erklärt Lilo Lätzsch. Vor einem Jahr<br />

übernahm die Sekundarlehrerin aus <strong>Zürich</strong> das Präsidium des <strong>Zürcher</strong> Lehrerinnen- und Lehrerverbands<br />

(ZLV). Im Gespräch zieht sie eine erste Bilanz.<br />

Interview: Jacqueline Olivier und Stephan Pfäffli Fotos: Lena Thüring<br />

Frau Lätzsch, Sie sind seit einem Jahr Präsidentin des ZLV.<br />

Wie sieht Ihre erste Bilanz aus?<br />

Es gibt Projekte,die mir gut gelungen sind, an einigen arbeite<br />

ich noch und andere sind gescheitert. Aber ich habe noch drei<br />

Jahre Zeit, um viel Positives zu erreichen.<br />

Welches war bisher Ihr grösster Erfolg?<br />

Dass alle Lehrpersonen rückwirkend per 1. Januar dieses<br />

Jahres einen Stufenanstieg erhielten, dies war zwar zuerwarten.<br />

Aber dass gewisse Lohngruppen einen doppelten Lohnanstieg<br />

bekamen, ist ein Erfolg unserer Interventionen.<br />

Trotzdem fordern Sie weiterhin bessere Arbeitsbedingungen,<br />

das heisst nach wie vor mehr Lohn. Sie erhoffen sich damit,<br />

dass die Lehrpersonen eher im Beruf bleiben. Ist dies wirklich<br />

das richtige Rezept?<br />

Mir ist klar, dass Lohn und Sozialleistungen nur ein Grund<br />

sind, um in einem Beruf zu bleiben. Aber sie sind eben auch<br />

ein Motivationsfaktor.Auf der Sekundarschulstufe,woderzeit<br />

der grösste Mangel an Lehrpersonen herrscht, ist <strong>Zürich</strong> im<br />

interkantonalen Vergleich punkto Einstiegslohn auf Platz 10.<br />

Noch mehr beunruhigt mich, dass wir nach zehn Dienstjahren<br />

auf Platz 13 abgerutscht sind. Eine Oberstufenlehrperson<br />

wird sich also sehr wohl überlegen, ob sie in <strong>Zürich</strong> einsteigen<br />

will oder in einem <strong>Kanton</strong>, in dem man signifikant mehr<br />

verdient.<br />

Ein angemessener Lohn trägt sicher zur Zufriedenheit bei, ist<br />

aber nicht allein entscheidend. Wenn Sie bei den Lehrpersonen<br />

die aktuelle Temperatur messen müssten, wie hoch wäre die?<br />

Ich denke,esherrscht ein mittleres Mass an Unzufriedenheit,<br />

die ich in erster Linie auf Kommunikationsschwierigkeiten<br />

zurückführe. Die Einrichtung von Schulleitungen funktioniert<br />

nicht reibungslos –was zu erwarten war. Auch bei der<br />

Umsetzung einzelner Massnahmen im Rahmen des neuen<br />

Volksschulgesetzes stelle ich Kommunikationsprobleme fest.<br />

Mit der Folge, dass Lehrpersonen den Eindruck bekommen,<br />

es werde ihnen mehr und mehr aufgebürdet.<br />

Wo hapert es konkret?<br />

Bei der Umsetzung des Volksschulgesetzes verläuft die Kommunikation<br />

zwischen Volksschulamt und Lehrpersonen oft<br />

harzig. Vor der Einführung des Frühenglisch beispielsweise<br />

war absehbar,dass eine Nachqualifikation der Sekundarlehrpersonen<br />

zwingend notwendig würde, aber diese Lehrpersonen<br />

haben erst zwei Wochen zuvor erfahren, was sie machen<br />

müssen. Dies ist sicher nicht glücklich.Wenn es Massnahmen<br />

umzusetzen gilt, sollten die Lehrpersonen von Anfang an<br />

über den zeitlichen Rahmen informiert werden.<br />

Und was läuft in der Kommunikation an den Schulen falsch?<br />

Lehrpersonen, nicht nur die Schulleitungen, sind es nicht gewohnt,<br />

professionell zu kommunizieren. Das sieht man unter<br />

anderem daran, dass es den Schulen kaum gelingt, ihre positiven<br />

Leistungen gegen aussen zu verkaufen. Auch intern hapert<br />

es. Vielen Schulleitungen ist beispielsweise nicht bewusst,<br />

welche Informationen sie wann und in welcher Form<br />

den Lehrpersonen weitergeben müssen. Zudem ist die Kompetenzenteilung<br />

zwischen Schulleitungen und Lehrpersonen<br />

oft unklar,obwohl sie vermutlich geregelt ist.<br />

Was müsste getan werden, um diese Kommunikation zu verbessern?<br />

Damit die Schulleiter verstärkt professionell arbeiten können,<br />

brauchen sie Schulungen und vielleicht sogar Unterstützung.<br />

Wo sehen Sie weitere Gründe für die Unzufriedenheit?<br />

Wohl aufgrund der erwähnten Kommunikationsprobleme<br />

haben Lehrpersonen heute oft das Gefühl, sie müssten allem<br />

hinterherrennen, stünden dauernd unter Druck. Diese Belastung<br />

muss man im Auge behalten. Auch die Schulleiter klagen<br />

über Überlastung.Wie die aktuelle Studie der ETH <strong>Zürich</strong><br />

ergeben hat, benötigen die Schulleiter 20 Prozent mehr<br />

Ressourcen. Das stimmt vermutlich, aber wir sind nicht einverstanden,<br />

dass sie nun einen grossen Teil oder gar alle diese<br />

Stunden aus dem Gestaltungspool beziehen, der im Zusammenhang<br />

mit der integrativen Förderung für gezielte<br />

Entlastung bereitgestellt wird. 1 Diese zusätzlichen Ressourcen<br />

benötigen die Lehrpersonen.<br />

Der neue Berufsauftrag soll die Lehrpersonen dank klarer<br />

Zeitvorgaben für die verschiedenen Aufgabenbereiche vor<br />

Überlastung schützen. Der ZLV hat dazu ein deutliches Ja abgegeben.<br />

Können Sie die Position des Verbandes noch einmal<br />

erläutern?<br />

Wir fordern seit Jahren einen klareren Berufsauftrag. Heute<br />

können die Lehrpersonen zu immer weiteren Aufgaben verpflichtet<br />

werden. Das lehnen wir ab. Darum finden wir es<br />

sehr gut, dass jetzt das Modell eines Kuchens vorliegt mit einer<br />

endlichen Zahl Stunden, die den Lehrpersonen zur Verfügung<br />

steht und verteilt werden muss. Und es ist richtig,<br />

dass wir über die Stunden, die wir ausserhalb des Unterrichts<br />

82 Schulblatt des <strong>Kanton</strong>s <strong>Zürich</strong> 5/2008

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