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Zürcher Mittelschulen feiern - Bildungsdirektion - Kanton Zürich

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Porträt<br />

Albert Brunner, Mitinhaber eines Sanitärgeschäfts und Berufsschullehrer<br />

«In der Lehre habe ich nicht viel<br />

gelernt –ausser Anstand»<br />

Text: Jacqueline Olivier Foto: Rita Peter<br />

Um 6Uhr ist Albert Brunner in der Regel in seinem Betrieb.<br />

Denn spätestens um 7Uhr geht es los. Inder Handwerksbranche<br />

laufe viel in der ersten Morgenstunde, meint der<br />

Mitinhaber der Sanitär AG Dübendorf. 1965 habe sein Vater<br />

den Betrieb gekauft. «Und dann hat er dafür gesorgt, dass<br />

mein Bruder und ich Sanitärmänner wurden.» 1969 trat Albert<br />

Brunner ins väterliche Geschäft ein, und als sein Vater<br />

vor neun Jahren starb,ging der Betrieb in den Besitz der beiden<br />

Söhne über.Die sich ideal ergänzen: Sein Bruder,gelernter<br />

Installateur,führt die Mannschaft bei der Arbeit an, er selber,<br />

ausgebildeter Planer, ist für die Geschäftsführung, die<br />

Kundenberatung, das Bereitstellen der Pläne, die Bestellung<br />

des Materials, die Kontakte mit dem Bauherrn und für die<br />

Buchhaltung verantwortlich. «Ich mache eigentlich alles ausser<br />

installieren, ich arbeite im Büro wie auch draussen bei<br />

den Kunden –ein sehr schöner Beruf.»<br />

Und weil Albert Brunner nicht nur seinen Beruf,sondern<br />

auch die Abwechslung liebt, unterrichtet er seit 1982 an der<br />

Baugewerblichen Berufsschule <strong>Zürich</strong> (BBZ), an der er sich<br />

einst auf seine Meisterprüfung vorbereitet hatte. «Mich nur<br />

auf den Betrieb zu konzentrieren, wäre mir zu eintönig.»<br />

Durchschnittlich zehn Lektionen pro Woche ist er als Berufsfachschullehrer<br />

für angehende Sanitärmonteure tätig, seit<br />

den Sommerferien sind es sogar noch einige mehr. Nun unterrichtet<br />

er drei Lehrlingsklassen in Fachkunde sowie je eine<br />

Klasse der Meisterprüfungsvorbereitung und der Technikerschule<br />

(TS) in Kalkulation. Auf allen drei Stufen ist er zudem<br />

als Prüfungsexperte aktiv.<br />

«Man muss die Jungen gern haben»<br />

Auch in seinem Betrieb werden junge Leute ausgebildet.<br />

«Wir beschäftigen immer einen Lehrling im ersten und einen<br />

im dritten Lehrjahr.Jetzt haben wir gerade einen sehr erfolgreichen,<br />

der hatte an der LAP eine Fünf im Schnitt. Und der<br />

andere ist der Sohn unseres allerersten Stifts.» Und schon<br />

öffnet Albert Brunner auf seinem Bildschirm das Lehrlingsverzeichnis,das<br />

bis zum ersten Lernenden zurückreicht. Und<br />

er kommt ins Erzählen: «Der da, das war ein richtiger Strick,<br />

und dieser hatte es sehr schwer zu Hause. Der hier ist heute<br />

bei der Konkurrenz, und mit dem da arbeiten wir inzwischen<br />

eng zusammen.» Von jedem seiner ehemaligen Lernenden<br />

weiss er eine Anekdote, bewegende, lustige oder überraschende<br />

Begebenheiten wiederzugeben. Und selbst über jenen<br />

Lehrling, der ihm mit einer Schwindelei einen finanziellen<br />

Zustupf abluchste,berichtet er heute mit einem Schmunzeln.<br />

Alles längst verziehen. Im Gegenteil: Gerade solch<br />

schwierigen Pappenheimern hat er immer wieder unter die<br />

Arme gegriffen. So verhalf er jenem Lehrling mit einem guten<br />

Wort an die richtige Adresse schliesslich gar zu einer eigenen<br />

Wohnung. Denn seine Lernenden liegen ihm am Herzen.<br />

«Man muss die Jungen gern haben, sonst geht es nicht»,<br />

sagt er mit gutmütigem Lächeln. Wasnicht heissen soll, dass<br />

die Burschen –Mädchen könne er in seinem kleinen Betrieb<br />

aufgrund der Infrastruktur nicht aufnehmen –bei ihm nicht<br />

spuren müssen. Auf Pünktlichkeit legt Albert Brunner beispielsweise<br />

grossen Wert. «Bei mir kommt ein Stift nur einmal<br />

unentschuldigt zu spät», macht er unmissverständlich<br />

klar.Damüsse man halt mal deutsch und deutlich sagen, was<br />

es geschlagen habe. Das wirke. Deshalb hat der Sanitärfachmann<br />

wenig Verständnis für die weit verbreiteten Klagen<br />

über die fehlende Disziplin heutiger Jugendlicher. «Wie sollen<br />

die jungen Leute Disziplin lernen, wenn man sie nicht<br />

führt? Das fängt natürlich im Elternhaus an.»<br />

Unterrichten als Hobby<br />

Der Umgang mit den Berufsschülern sei zwar nicht immer<br />

einfach, fährt er fort, aber wenn man jeden einzelnen wertschätze,finde<br />

man den Rank schon. Und sowieso: «Die Schule<br />

ist für mich Hobby. Wenn ich sie als Muss empfinden würde,müsste<br />

ich sofort damit aufhören.» Ein strenges Hobbyallerdings,das<br />

vonAlbert Brunner viel Organisationstalent verlangt,<br />

damit er es mit den Anforderungen seines Betriebs unter<br />

einen Hut bringen kann. Da seine Anwesenheit im Geschäft<br />

vor allem am frühen Morgen notwendig sei, könne er<br />

beispielsweise nur am Nachmittag unterrichten. Weil die Firma<br />

in erster Linie auf Stammkunden aus der Industrie baue,<br />

wüssten diese aber Bescheid, wann er sich üblicherweise an<br />

der Schule aufhalte. «Meinen Bürotag habe ich dann halt am<br />

Samstag, während meine Frau den Einkauf erledigt.» Allerdings<br />

könne er neben der Schule keine weiteren Steckenpferde<br />

mehr pflegen. «Meine Zeit ist aufgebraucht.» Bis vor<br />

eineinhalb Jahren gehörte er aber noch der freiwilligen Feuerwehr<br />

von Dübendorf an, rund 20 Jahre lange als Zugchef.<br />

«Auch ein strenges Hobby», stellt er fest. Im Übrigen geniesst<br />

Familienmensch Albert Brunner am liebsten die Nähe seiner<br />

Frau, seiner zwei Töchter und seines kleinen Enkels. Und<br />

denkt immer wieder gerne an seine eigene Lehre zurück.<br />

«Das war meine schönste Zeit. In der Lehre habe ich nicht<br />

viel gelernt –ausser Anstand.» Denn damals habe es noch Sekretärinnen<br />

gegeben, denen der Stift die Tür öffnen und aus<br />

dem Mantel helfen musste. Der Bravste war Lehrling Albert<br />

jedoch nicht: «Was ich alles angestellt habe –dawürde einer<br />

bei mir keine Woche überleben.» Das hingegen kauft man<br />

ihm, dem Menschfreund, nicht so ganz ab.<br />

86 Schulblatt des <strong>Kanton</strong>s <strong>Zürich</strong> 5/2008

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