24.11.2013 Aufrufe

Phaethon - ein dramatisches Gedicht - Gerhard Grabbe

Phaethon - ein dramatisches Gedicht - Gerhard Grabbe

Phaethon - ein dramatisches Gedicht - Gerhard Grabbe

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

www.grabbe-contacts.conne.net 14<br />

Klymene<br />

Aber Kinder! Nennt ihr dies Gastfreundschaft?<br />

Was ist dann noch heilig, wenn es der blinde<br />

Witz verletzt?<br />

Nereide<br />

Gib uns, Mutter, Gelegenheit zur Reue.<br />

Dennnoch bekennen wir auch, dass die Männer<br />

von Vorteil und Eigensucht zu <strong>Phaethon</strong>s Leben<br />

gestoßen sind. Nun aber wissen sie, dass wir sie<br />

erkannt haben.<br />

Oreade<br />

Und da sie sich erschmeicheln und hernach<br />

ertrotzen wollten, was sie nicht haben durften ...<br />

Najade<br />

... schlugen wir ihre Heiligkeit nicht gerade sehr<br />

hoch an und verwiesen sie in den entlegeneren<br />

Winkel unseres Schauspiels.<br />

Dryade<br />

Zudem sind sie garstig üble, schwerfällige<br />

Schauspieler, Mutter: Auf alles Unerklärliche<br />

tölpelten sie her<strong>ein</strong>, dass wir lachen mussten.<br />

Klymene<br />

Sollen uns je die Menschen nachsagen können,<br />

dass wir sie nicht zu bewirten wüssten?<br />

Oreade<br />

Wir haben ihnen unsere Vorteile ja angedeutet,<br />

aber sie konnten dergleichen wohl nicht an uns<br />

entdecken!<br />

(Die Mädchen kichern)<br />

Klymene<br />

(seufzt, erhebt sich lächelnd)<br />

Ich sehe schon, wie recht die Fremden hatten:<br />

Mit euch ist k<strong>ein</strong> verständiges Wort zu wechseln.<br />

Mag s<strong>ein</strong>, dass der Tag so herrlich vergangen ist,<br />

mag s<strong>ein</strong>, dass euer Bruder –<br />

Mutter!<br />

<strong>Phaethon</strong><br />

Klymene<br />

- erheiternd auf euch gewirkt hat - - ihr wolltet<br />

diese Menschen etwas Göttliches lehren, nun,<br />

und das begreifen sie <strong>ein</strong>fach nicht.<br />

<strong>Phaethon</strong><br />

Mutter, es sind nicht alle so!<br />

Klymene<br />

(streichelt ihm die Wange)<br />

Ich weiß! Aber sie verstehen dich auch nicht<br />

ganz – damit finde dich ab, m<strong>ein</strong> Sohn. Es ist<br />

d<strong>ein</strong> Geschick, Verwirrung zu hinterlassen, wo<br />

du die Wahrheit suchtest. Aber d<strong>ein</strong><br />

ausgleichendes Wesen möge segensreich auf die<br />

Menschen wirken und zur Verantwortung rufen,<br />

ehe es zu spät ist.<br />

<strong>Phaethon</strong><br />

Wo werde ich diese Kunst vollends lernen?<br />

Klymene<br />

Du musst ja noch nicht fort! Doch d<strong>ein</strong>e Lehrer<br />

berichteten mir große Fortschritte in d<strong>ein</strong>em<br />

Studium. Die Waffe dagegen war noch nie d<strong>ein</strong><br />

Argument. So werden denn groß im Denken!<br />

<strong>Phaethon</strong><br />

Ich habe ja euch! Da wird auch das Herz reden<br />

dürfen!<br />

(Am Eingange des Gartens entsteht Unruhe:<br />

Zwei verschleierte Frauen treten näher).<br />

Sechster Auftritt<br />

Klymene<br />

Von diesen Gästen weiß ich allerdings nichts.<br />

Seid uns willkommen. Wer seid ihr?<br />

(Beim Herzutreten der Frauen weichen <strong>Phaethon</strong><br />

und s<strong>ein</strong>e Schwestern unwillkürlich zurück)<br />

Erste Frau<br />

Ich bin Psuchos und grüße dich und d<strong>ein</strong>e<br />

Kinder, Klymene!<br />

Zweite Frau<br />

Nimm m<strong>ein</strong>en Namen Odä zum Gebrauch – du<br />

kennst auch mich.<br />

Psuchos<br />

Nach langer Zeit betreten wir d<strong>ein</strong> Haus, um uns<br />

nach eurem Besten zu erkundigen.<br />

Odä<br />

Nach dir und d<strong>ein</strong>en Kindern!<br />

Klymene<br />

Auch wir grüßen euch! Wollt ihr nun den<br />

Schleier heben, dass wir euer Gesicht erkennen?<br />

Psuchos<br />

Sogleich – jedoch: Erschreckt nur nicht! Ich bin<br />

die Kühle; m<strong>ein</strong>e Schwester hat sich der<br />

Dichtkunst gewidmet.<br />

Klymene<br />

Als solche seid ihr mir unbekannt. Doch seid<br />

willkommen!<br />

Psuchos<br />

Es liegt selbstverständlich daran, dass wir<br />

unseren Namen mit verschleiert haben, damit wir<br />

nicht ständig genötigt werden, über uns zu<br />

berichten.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!