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Phaethon - ein dramatisches Gedicht - Gerhard Grabbe

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die Finger dicke Hornhäute bekommen.<br />

Ein stumpfsinniges Geschäft, jahraus,<br />

jahr<strong>ein</strong>! N<strong>ein</strong>, danke!<br />

Ist er toll?<br />

Nyx<br />

(zu Selene)<br />

Selene<br />

Den weiten Weg hierher benahm er sich<br />

vorbildlich! Was dies jetzt soll, weiß ich<br />

auch nicht.<br />

<strong>Phaethon</strong><br />

Und jetzt seid ihr arbeitslos?<br />

Lachesis<br />

Jüngling! Du bist schön, das Leben liegt<br />

vor dir, d<strong>ein</strong> Lebenswandel ist ohne<br />

Makel –<br />

<strong>Phaethon</strong><br />

- aber doch auch ungriechisch: man<br />

behandelt mich, als sei ich maßlos.<br />

Klotho<br />

D<strong>ein</strong> Maß setzt du dir selbst. Das mag<br />

dich vor den anderen als den Sohn des<br />

Helios auszeichnen.<br />

<strong>Phaethon</strong><br />

So – Auszeichnung nennst du das?<br />

Klotho<br />

Sei doch nicht undankbar!<br />

<strong>Phaethon</strong><br />

Mit euch alten Warzennasen will ich<br />

mich nicht streiten.<br />

Aber der Faden interessiert mich doch!<br />

(Er greift unversehens rasch zu, entreißt<br />

ihn Lachesis, zieht von der Rolle)<br />

Ja, bei näherer Betrachtung ist es schon<br />

<strong>ein</strong> f<strong>ein</strong>es Gewebe – seht ihr nicht? Es ist<br />

Gold hindurchgewirkt – daher die<br />

Brüchigkeit!<br />

Lachesis<br />

<strong>Phaethon</strong>! Vermessener! Was tust du!<br />

<strong>Phaethon</strong><br />

(sie abwehrend)<br />

Lass´ mich, alte Vettel! – Sieh her,<br />

Klotho: Da hast du den Anfang. Nun<br />

bring´s zu Ende!<br />

Klotho<br />

Du bist – du bist ja toll – besessen!<br />

<strong>Phaethon</strong><br />

Vielleicht hielt Kirke diesen Faden, eh´<br />

sie schlafen ging?<br />

(Er rollt hastig weiter ab)<br />

Euch Götter seh´ ich, als Standbilder<br />

zwischen Athen und der Welt –<br />

(er rollt schnell ab)<br />

- Jahrhunderte ... sie fliegen auf mich<br />

zu ... ich sehe Blut ...ich sehe Reiche<br />

fallen ... ich sehe Völker niedersinken ...<br />

Feuer aus den Lüften Menschen sinnlos<br />

morden ... ich sehe ... nichts ... nichts<br />

mehr - - !<br />

- (Er bricht in wahnsinniges Gelächter<br />

aus, sinkt nieder, dabei reißt der Faden<br />

von der Rolle)<br />

Lachesis<br />

Beim Zeus – was tust du, Mensch! Was<br />

ist das?<br />

Atropos<br />

(missmutig)<br />

Er hat auf <strong>ein</strong>s die Jahrtausende durcheilt<br />

und ist von Sinnen. Wundert euch das?<br />

Klotho<br />

(wie aus entsetzlicher, lähmender<br />

Unschlüssigkeit erwachend)<br />

Vor k<strong>ein</strong>em Schicksal war mir je bange!<br />

Viel Grauen hab´ ich abwickeln müssen!<br />

Ich habe Strafen der Götter vollstreckt<br />

gesehen und Tod und Elend aus m<strong>ein</strong>en<br />

Händen weitergegeben. Ich habe stets<br />

m<strong>ein</strong> Amt unparteiisch und gehorsam<br />

ausgeführt. Nie hat mich <strong>ein</strong>es<br />

Menschen Geschick davon abhalten<br />

dürfen.<br />

(<strong>Phaethon</strong> stöhnt)<br />

Dies aber – dies ist k<strong>ein</strong> Geschick: dies<br />

ist<br />

(<strong>Phaethon</strong>s Faden durchtrennend)

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