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Phaethon - ein dramatisches Gedicht - Gerhard Grabbe

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(Er lacht hämisch)<br />

S<strong>ein</strong> Gesicht! Sieh nach, wer es ist!<br />

Philemon<br />

(mit äußerster Überwindung den Überwurf vom<br />

Gesicht hebend und entsetzt zurückprallend)<br />

Schwarz – k<strong>ein</strong>e Haare – Augen weit offen – ah!<br />

(Er übergibt sich)<br />

Glaukos<br />

So hab´ dich doch nicht so! K<strong>ein</strong><br />

Markenzeichen? Ist es vielleicht der f<strong>ein</strong>e Herr<br />

<strong>Phaethon</strong> selbst?<br />

Philemon<br />

Es ist – nichts – Menschliches mehr an ihm!<br />

Glaukos<br />

Hat er Geld? – Nun los! Durchsuche ihn! Den<br />

Gürtel!<br />

Philemon<br />

(die Leiche voll Abscheu oberflächlich musternd)<br />

Es hängt nichts d´ran!<br />

Glaukos<br />

Siehst du sonst <strong>ein</strong>e Kreatur?<br />

(Er wendet sich zum Gehen)<br />

Glaukos<br />

Zum Hades mit dir undankbaren Kreatur!<br />

Verflucht sei d<strong>ein</strong> Übermut! Komm her, sag´ ich!<br />

Ratte! Wirst du wohl hören?<br />

(Er tappt wütend umher, stößt häufig an)<br />

Au! Höllenhund! Gib Ton, du Köter! Her zu mir!<br />

(jammernd)<br />

Willst du mich denn all<strong>ein</strong> ins Unglück stürzen<br />

lassen? Warst du nicht m<strong>ein</strong> bester Freund?<br />

(In´s Schweigen horchend)<br />

Warte! Wart´, du begegnest mir <strong>ein</strong>es Tages<br />

doch noch! Dann wirst du´s bezahlen, was du<br />

mir heute getan hast! Du wirst bezahlen!<br />

Totschlagen werde ich dich Ungeziefer ...!<br />

(Er findet langsam davon)<br />

Dritter Auftritt<br />

(Die Nymphen ersch<strong>ein</strong>en, sammeln sich um<br />

<strong>Phaethon</strong>s Leichnam)<br />

Oreade<br />

Eridanos sagte, er habe ihn hier in den Garten<br />

gelegt?<br />

Nichts, Herr!<br />

Philemon<br />

Najade<br />

Das versprach er uns.<br />

Glaukos<br />

Gut, dann gehen wir jetzt in´s Haus und sehen<br />

und dort nach etwas Brauchbarem um!<br />

Philemon<br />

Herr, ich beraube k<strong>ein</strong>e Toten!<br />

Glaukos<br />

Willst du wohl hören, Tölpel?<br />

(Er schlägt ihn)<br />

Reicht es dir nicht, dass sie im Leben in Saus<br />

und Braus gelebt haben? Willst du ihnen ihre<br />

Reichtümer noch in die Grube nachwerfen oder<br />

gar auf den Scheiterhaufen legen?<br />

Philemon<br />

Herr, mir graut vor dir! Ich habe dir geglaubt –<br />

du bist doch <strong>ein</strong> Seher! Bist du so habgierig?<br />

Glaukos<br />

Ach, geh! Ich war noch nie <strong>ein</strong> Gesandter der<br />

Götter! Ich habe nur den Schabernack des<br />

Zufalls für mich ausgenutzt. Wozu also das<br />

fromme Gewimmer? Die Götter Griechenlands<br />

haben sich blamiert. Unser Leben geht weiter!<br />

Wir müssen zu Menschen, die mehr Glück hatten<br />

als wir. Von denen können wir erben – nicht von<br />

diesen verkohlten Ratten! Los, vorwärts ins<br />

Haus!<br />

Philemon<br />

N<strong>ein</strong>, Herr. Ich muss dich jetzt verlassen!<br />

Nereide<br />

Hier liegt <strong>ein</strong> Mensch – aber: wie übel<br />

zugerichtet! Er ist verbrannt. Wie sollen wir je<br />

erfahren, ob es <strong>Phaethon</strong> war?<br />

Echo<br />

(tritt vor, kniet nieder, streichelt den Leichnam)<br />

Nicht so, m<strong>ein</strong> Bruder – nicht wahr? N<strong>ein</strong>, bist<br />

du auch tot, so geb´ ich dir d<strong>ein</strong> Aussehen<br />

wieder! Weißt du nicht? Gestern? Wie<br />

unversehrt war doch d<strong>ein</strong>e Hand, Liebster!<br />

Warum willst du denn nicht auch wieder leben?<br />

Oreade<br />

Echo! Er ist´s – als läge er und schliefe!<br />

Echo<br />

Die Kunst, ihn wieder lebendig zu machen,<br />

verstehe ich leider nicht.<br />

Dryade<br />

Es ist so besser! Er hat genug gelitten. Armer<br />

Bruder! Komm, Oreade, lass´ uns nach Blumen<br />

Ausschau halten und ihn damit schmücken.<br />

Najade<br />

Wo ist bloß Mutter?<br />

Nereide

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