Phaethon - ein dramatisches Gedicht - Gerhard Grabbe

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(knieend)
So ernst? – Wie immer! Sag´, wer legte heimlich
dich hierher? Doch nein – mich hat man
hergeführt, und ich war blind vor Kummer!
Verzeih, mein Liebster! Schläfst du nur? Ja?
Aber deine Hände sind so kalt! Wer hat dich so
menschlich hergerichtet? Nach diesem
grauenvollen Sturz kannst du doch so nicht
gebettet worden sein! War machte dieses
Wunder noch? – Es ist auch einerlei! Ich sehe
dich ja doch nicht lebend wieder!
Nur eine Nacht warst du mein Geliebter – was
habe ich entbehrt bis zu dieser Nacht – was
werde ich gewinnen seit dieser Nacht? – Sagst
du´s mir nicht?
(Sie weint)
Sieh – Göttertränen – die letzten – und niemals
wieder! Und tropfen sie auf dich hernieder und
wecken dich nicht auf?
Wahrhaftig – ein Mythos ging zu Ende, und tot
sind nun die Götter! Wer blieb dann ich?
Ob ich´s versuche? Nur einmal - ?
(sie horcht, steht auf, tritt scheu zurück.
Der Autor erscheint, findet auf der Bühne den
Faden, geht unschlüssig zurück.
Sie tritt erneut zu Phaethon heran,
berührt seine Schulter):
Phaethon!
Eos
(Posaunen wie im Vorspiel!
Der Autor kehrt zurück, steht horchend.
Noch während sich der Vorhang schließt, sieht
man Phaethon sich aufstützen;
Wie nun das Licht im Zuschauerraum zunimmt,
nimmt die Lautstärke der Posaunen ab, bis der
Vorhang geschlossen ist).
- (Ende) -
(Dem Schöpfer se Dank, dass mit Eingießen der Seele in
dieses Gedicht ein kostbarer Mensch zum Leben erwachen
durfte! – Juni 1982 / September 2000) –
Gerhard Grabbe