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Phaethon - ein dramatisches Gedicht - Gerhard Grabbe

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nehmen? Nichts! Was kann er bringen? Ewige<br />

Treue? – Wozu noch? – Und k<strong>ein</strong>e Treue? Oh,<br />

welche Schande, je geliebt zu haben, je geliebt<br />

worden zu s<strong>ein</strong>! – N<strong>ein</strong> des <strong>ein</strong>en Tod wäre des<br />

anderen Schonung!<br />

Philos<br />

Was sinnst du, <strong>Phaethon</strong>? Sag´, was dröhnt in<br />

d<strong>ein</strong>em Innern für <strong>ein</strong> furchtbarer Tritt gegen das<br />

Weltgefüge?<br />

<strong>Phaethon</strong><br />

Erlösung – sagte ich das nicht?<br />

Philos<br />

Nimm, Freund, des Freundes Hände – hier, ja,<br />

fasse sie: Dir waren sie <strong>ein</strong>st sicher, doch jetzt<br />

nicht mehr? N<strong>ein</strong>, sie zittern, <strong>Phaethon</strong>, ich fühle<br />

<strong>ein</strong>e Kraft mich verlassen, die ich dir aufgehoben<br />

glaubte. Nimm sie, bevor die Quelle vollends<br />

versiegt!<br />

<strong>Phaethon</strong><br />

Etwas fühle ich wohl in mich übergehen, aber ist<br />

es Kraft?<br />

(Er umarmt Philos)<br />

Was fange ich denn mit diesem Geschenk noch<br />

an? Was verlängere ich Schauriges? Was sollte<br />

ich, rasch entschlossen, an Jammervollem nicht<br />

lieber enden?<br />

(Er reißt sich los)<br />

Was quält ihr mich? Warum lasst ihr mich nicht<br />

gehen, wohin k<strong>ein</strong> Sterblicher den Weg mit<br />

s<strong>ein</strong>en Fürsprechern geht? Lasst mich mit<br />

Persephone scherzen, denn sie ist verlässlicher<br />

zugegen!<br />

Philos<br />

Beim Styx – das sollst du nicht!<br />

<strong>Phaethon</strong><br />

Was? Soll ich, kann ich auch diesen Eid nicht<br />

brechen? Ja, es mag noch <strong>ein</strong> Lebewesen<br />

entscheiden, dem ich die tiefsten Empfindungen<br />

in m<strong>ein</strong>er Angelegenheit zutraue!<br />

Klymene<br />

Oh <strong>Phaethon</strong>, hast du Hoffnung?<br />

<strong>Phaethon</strong><br />

N<strong>ein</strong>, Mutter, aber <strong>ein</strong>e vorzügliche Ratgeberin.<br />

Wo ist Echo?<br />

Klymene<br />

(entsetzt)<br />

Was willst du von ihr? Ist sie nicht schon genug<br />

misshandelt durch ihren Jammer um Narkissos?<br />

<strong>Phaethon</strong><br />

Misshandelt, ja, das ist´s! Sie weiß in m<strong>ein</strong>er<br />

Sache alles – müsste es zumindest wissen!<br />

Klymene<br />

Schone sie – ich bitte dich!<br />

<strong>Phaethon</strong><br />

Sie ist m<strong>ein</strong>e Lieblingsschwester, und sie würde<br />

mir Vorwürfe machen, wenn sie nichts gewusst<br />

hätte!<br />

Klymene<br />

Und wenn sie dir rät zu bleiben? – Sie ist ja auch<br />

wieder unter uns!<br />

<strong>Phaethon</strong><br />

Wie lange noch ...? N<strong>ein</strong>, Mutter, fürchte nichts:<br />

Sie wird mir sagen können, was ich, aus frischer<br />

Wunde blutend, an Heilmitteln nicht weiß. Was<br />

sie mir rät, will ich tun. Sie war bereit, alles mit<br />

mir zu teilen, sie wird auch jetzt m<strong>ein</strong> <strong>ein</strong>ziger<br />

Trost s<strong>ein</strong>.<br />

Philos<br />

Ich sehe, die Ruhe kehrt wieder bei dir <strong>ein</strong>?<br />

Klymene<br />

Oh, trau´ ihr nicht! S<strong>ein</strong> Leben knüpft er los, das<br />

nur mit leichten Bändern am Diesseits befestigt<br />

war, das hoch hinauf schon schwebt!<br />

<strong>Phaethon</strong><br />

Dank, Mutter! Ja, es tut nicht mehr weh! Es wird<br />

so leicht um Hirn und Herz, da kümmert mich<br />

das Morgen wenig -–so oder so!<br />

Klymene<br />

Gäb´ es doch Rettung!<br />

Philos<br />

Sie kommt! Ich sehe Echo!<br />

Klymene<br />

Mach´ d<strong>ein</strong>e Sache gut, m<strong>ein</strong> Sohn! N<strong>ein</strong>,<br />

überstürze nichts! – Komm, Philos, mit ins Haus!<br />

Hier ist nichts mehr für uns zu retten. Nimm<br />

m<strong>ein</strong>en Arm – ja, so! Mich schwindelt leicht - :<br />

du ahnst?<br />

Philos<br />

(sie voller Mitgefühl ansehend)<br />

Ich weiß es jetzt!<br />

(Beide gehen langsam zum Hause; Echo tritt<br />

heran)<br />

Achter Auftritt<br />

Echo<br />

Nun, <strong>Phaethon</strong> ... willst du uns verlassen? –<br />

N<strong>ein</strong>, erkläre nichts: Ich m<strong>ein</strong>e nicht die Reise,<br />

die dir Mutter zur Zerstreuung verschreiben<br />

wollte. Sie haben dich mir überlassen, nicht<br />

wahr?

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