Phaethon - ein dramatisches Gedicht - Gerhard Grabbe
Phaethon - ein dramatisches Gedicht - Gerhard Grabbe
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Klymene<br />
Sie hat gelobt, hier auf dich zu warten. Wie du<br />
zurückkommst, ist sie schon bei dir!<br />
<strong>Phaethon</strong><br />
Dann will ich gleich alle Vorbereitungen treffen.<br />
Sag´ Odä, dass ich mich beeilen werde. Ich will<br />
so schnell zurückkehren, wie es Weg und<br />
Witterung erlauben.<br />
Klymene<br />
(auf Stimmen lauschend vom Hause her)<br />
Schon recht!<br />
(<strong>Phaethon</strong> ab)<br />
Vierter Auftritt<br />
(Philos tritt auf)<br />
Philos<br />
Grüß dich, Klymene! Mutter m<strong>ein</strong>es Freundes<br />
<strong>Phaethon</strong>!<br />
Klymene<br />
Warum so förmlich? Verzeih mir die Eile, aber<br />
sie ist geboten!<br />
Philos<br />
Zu helfen komm´ ich gern!<br />
Klymene<br />
Es handelt sich um <strong>Phaethon</strong>. Er rüstet sich<br />
soeben in hast, für mich <strong>ein</strong>e Botschaft weit von<br />
hier dem Freundes s<strong>ein</strong>es Vaters zu überbringen.<br />
All<strong>ein</strong> wagt er die Reise noch nicht. Willst du ihn<br />
begleiten, Philos?<br />
Philos<br />
Ich brenne schon darauf!<br />
Klymene<br />
Dann versorge auch du dich sogleich durch<br />
m<strong>ein</strong>e Dienerschaft mit allem, was du nötig hast:<br />
Du sollst noch mehr erhalten, als du fordern<br />
magst.<br />
Philos<br />
Nicht der Inhalt der Botschaft macht die Reise so<br />
dringend - ?<br />
Klymene<br />
Was denkst du? Forderst du –<br />
Philos<br />
O n<strong>ein</strong>, Klymene – so deutest du mich falsch!<br />
Klymene<br />
Du ahnst doch <strong>ein</strong>e – List, nicht wahr? – Ja,<br />
Philos, ich kann und darf dich nicht belügen:<br />
<strong>Phaethon</strong> muss so schnell wie irgend denkbar<br />
von hier weg!<br />
Philos<br />
Weiß ich den Grund, könnte ich die Medizin, die<br />
du schon mischtest, mit Bedacht verabreichen.<br />
Wovon willst du ihn heilen?<br />
Klymene<br />
Ich sehe wenig Hoffnung: Er ist verliebt, wo er<br />
nicht lieben durfte!<br />
Philos<br />
Er tat Verruchtes? N<strong>ein</strong>, das glaub´ ich nicht!<br />
Klymene<br />
So sagt´ ich nicht! N<strong>ein</strong>, er liebt Odä.<br />
Philos<br />
Sie war – zu Gast? – Wohl gar gegen ihren<br />
Willen? Auch dies kann niemals s<strong>ein</strong>!<br />
Klymene<br />
Dass er sie liebt, ist wohl nicht so gefährlich wie<br />
die Entdeckung, die ich fürchte.<br />
Philos<br />
So weißt du mehr als er?<br />
Klymene<br />
Natürlich! Aber auch dir darf ich nichts<br />
offenbaren. An m<strong>ein</strong> Wort bin ich gebunden,<br />
aber ich kann noch diesen Ausweg wählen.<br />
Gelingt es dir nun, <strong>Phaethon</strong> für <strong>ein</strong>e jener<br />
schönen Töchter zu gewinnen, deren Vater euch<br />
langfristige Gastfreundschaft gewähren wird, so<br />
könnte die Gefahr gebannt s<strong>ein</strong>. Denn m<strong>ein</strong> Sohn<br />
ist Sterblicher wie du.<br />
Philos<br />
Heißt das, Odä ist <strong>ein</strong>e -?<br />
Klymene<br />
Dies ist die Wahrheit!<br />
Philos<br />
Oh Götter!<br />
(Er verbirgt s<strong>ein</strong> Angesicht)<br />
Nur Spielball also ihrer Launen!<br />
Klymene<br />
Das eben glaub´ ich wieder nicht!<br />
Philos<br />
Du m<strong>ein</strong>st, sie handelt ernst?<br />
Klymene<br />
Sie ist bereit, die Bindung durchzusetzen. – M<strong>ein</strong><br />
Sohn: Gespött des Olymps – ich will es nicht<br />
ertragen müssen! – Hör, Philos: Mach <strong>ein</strong> Ende –<br />
hilf ihm! <strong>Phaethon</strong> hat das Menschlichste<br />
verdient. Es ist genug, dass ihn <strong>ein</strong> Gott gezeugt!<br />
Philos<br />
(bestürzt)<br />
Edle Mutter, ja, ich will ihm helfen!