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Jenny Marx an Johann Philipp Becker<br />

in Genf<br />

1, Modena Villas, Maitland Park,<br />

[London, nach dem 10. Januar 1868]<br />

Mein lieber Herr Becker,<br />

Sein Sie mir nicht böse, daß ich nicht schon früher für Ihren lieben<br />

letzten Brief gedankt habe. Leider war der Grund meines Verstummens<br />

kein freudiger. Mein armer Mann liegt nämlich seit Wochen wieder an<br />

seinem alten, schweren, schmerzlichen und durch die stete Wiederkehr gefährlichen<br />

Leiden an Händen und Füßen gefesselt darnieder. Nichts drückt<br />

ihn mehr darnieder, als stets wieder von neuem zum Nichtstun verdammt<br />

zu sein, grade jetzt, wo es so viel zu tun gibt, der 2te Teil' 411 verlangt wird<br />

und kurz und gut die Welt wieder anfängt zu brennen und zu lodern, wenn<br />

auch einstweilen noch mit „griechischem Feuer" und nicht mit dem „roten<br />

Hahn". Die Faulenzer und Nichtstuer haben Kies in den Taschen und<br />

Gesundheit in den Knochen, und die Leute, die der neuen Welt angehören,<br />

mit Leib und Leben schon für sie eingestanden haben, sind krank - arm<br />

und so gehörig mit „handcuffs" 1 versehen. „Shame, Shame" 2 wie die Engländer<br />

bei den Meetings rufen. Sie glauben nicht, wie oft und mit welch<br />

inniger Verehrung und Bewundrung mein Mann Ihrer gedenkt. Er hält<br />

Ihr Blättchen 3 ganz entschieden für das beste und wirksamste, und sooft<br />

wir aus unsrem heimischen Kindergarten oder vielmehr „Gartenlaube"<br />

Kunde erhalten, ruft er aus: „Ach hätten die Deutschen mehr Männer wie<br />

den alten Becker!!" Ich habe eben als interimistischer Sekretär an Schily<br />

geschrieben und ihm den Brief des Mannes, der sich zum Übersetzen anbietet,<br />

mitgeschickt. 17201 Moses Heß hatte sich nämlich durch Schily auch<br />

als Übersetzer angeboten 1461 und wollte einige ballons d'essais 4 vorläufig<br />

im „Courrier fran?ais" aufsteigen lassen' 641 . Nun haben wir aber lange von<br />

beiden Herrn nichts gehört und gesehn, und die Sache wird nun durch den<br />

eben erwähnten Brief zum Klappen kommen. Heß wäre wegen seiner philosophischen<br />

Bildung und seiner Orientierung in den dialektischen Springund<br />

Balancierkünsten manchen anderen bloßen Iiteralen Übersetzern vorzuziehn,<br />

andrerseits ist aber unser mystischer Rabbi Rabbuni oft nicht ganz<br />

zuverlässig (nicht ganz kauscher) und oft nachlässig, so daß man doch<br />

1 „Handfesseln" - 2 „Schande, Schande" - 3 „Der Vorbote" - 4 Versuchsballons<br />

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