Abschlussbericht 2007 - Universität Bremen
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Videoanalyse<br />
ohne den Verlust der sozialen Kontakte." 61 Das individuelle, zeitlich relativ flexible Lernen der<br />
Kinder fand sich in allen 12 FLEX-Klassen. Was demgegenüber weniger deutlich ausgeprägt<br />
schien, war die Freude der Kinder am unterrichtsbezogenen Wissensaustausch, insbesondere<br />
an<br />
der Reflexion und Prüfung ihrer Lernerfahrungen – allein, mit den (Paten) Partnern<br />
oder in der Klasse, mündlich, schriftlich oder künstlerisch,<br />
der Präsentation ihres Wissens, Könnens und Verständnisses als Vorträge, Schaubilder,<br />
Arbeitsergebnisse oder Computer-Produkte,<br />
der interessen- bzw. lernzielbezogenen Selbst- und Fremd-Bewertung des erreichten<br />
Leistungsniveaus, des erarbeiteten Produkts / Wissens.<br />
Die freudvolle Verbindung von Fremd- und Selbstbeurteilung (Evaluation) ist nach unserem<br />
stichprobenartigen Einblick noch zu gering ausgeprägt, gerät noch nicht zum eigenständigen<br />
Bedürfnis der Schülerinnen und Schüler. Hier ergibt sich eine merkwürdige Parallele zum<br />
übergeordneten FLEX-Projekt. Dies wurde sowohl bei den Gesprächen mit den FLEX-<br />
Lehrkräften, aber auch bei den Auseinandersetzungen mit den FLEX-Experten im Evaluationsworkshop<br />
deutlich. Ohne die Verbindung des externen Blicks auf die Entwicklung der<br />
Schulteams mit dem internen Blick der Lehrerinnen auf ihr Fortkommen sind für die Außenstehenden<br />
die internen Entwicklungsbedingungen kaum wahrnehmbar.<br />
Gleiches gilt umgekehrt: Das sprichwörtliche „Schmoren im eigenen Saft" kann nur durch<br />
den Anschluss der internen Sicht an die externe Perspektive überwunden werden. Engagiertes,<br />
forschendes Lernen will die erwarteten wie die unerwarteten Befunde austauschen, vergleichen,<br />
reflektieren. Wir haben das mit dem Evaluationsworkshop auf der Ebene des Unterstützungssystems<br />
probiert, leider nicht mit dem erhofften Erfolg. Der dafür notwendige<br />
Paradigmenwechsel erschien der Mehrheit der Workshop-Teilnehmer offensichtlich noch zu<br />
wenig aussichtsreich.<br />
Es kann als akzeptiert gelten, dass sich Leistungsfreude und realistische Selbsteinschätzung<br />
ohne Ringen um sachliche Qualitätskriterien wie um Anerkennung durch die relevante Umgebung<br />
genauso wenig entwickeln können wie ein deutlich besseres Abschneiden in schulischen<br />
Vergleichsarbeiten. Dies vorausgesetzt, stellt sich die Frage nach den Gründen für<br />
das noch wenig verbreitete Nutzen dieser Art Leistungsreflexion in den von uns besuchten<br />
FLEX-Klassen. Vielleicht erleben sich Lehrkräfte wie Schülerinnen und Schüler bei dem Versuch,<br />
diese Form der Qualitätsspiegelung für die eigene Kompetenzentwicklung zu nutzen,<br />
zumeist als Gefangene einer immer noch dominierenden schulischen Aufgabentradition, die<br />
faszinierende Aufgabenstellungen zugunsten der Lösungswahrscheinlichkeit zurückdrängt.<br />
61 Wikipedia (DE) unter dem Stichwort "Flexible Schuleingangsphase"(Stand <strong>2007</strong>_02):<br />
http://de.wikipedia.org/wiki/Flexible_Schuleingangsphase<br />
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