Abschlussbericht 2007 - Universität Bremen
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Kapitel 7<br />
Auch wenn in den von uns besuchten FLEX-Klassen die Aufgabenbearbeitung sichtbaren<br />
Spaß bereitete, schien das fesselnde Interesse an der Sache eher die Ausnahme zu bilden.<br />
Die Schülerleistung bestand vorwiegend im Abarbeiten interessant gemachter Klein-<br />
Aufgaben. Auf unsere Fragen nach der aktuellen Tätigkeit erhielten wir zumeist Verrichtungsbeschreibungen<br />
anstelle von Forschungs- bzw. Schöpfungszielen. Die Gegenstände,<br />
Werkzeuge, Bearbeitungsziele und Methoden der Sacharbeit orientierten sich überwiegend<br />
an den üblichen Klassenmaterialien und nur wenig am kindlichen Interesse bzw. an der Gegenstandsbedeutung<br />
für das kindliche Leben.<br />
So dominierten Arbeitsblätter mit folgenden Aufgaben: Abschreiben, Lückentexte füllen,<br />
Wort-Bild-Zuordnungen, algorithmisierte Zahlenoperationen, Ausschneiden, Aufkleben und<br />
Ausmalen.<br />
Auch die Übungsaufgaben am PC hatten ein ähnlich einfaches Anspruchsniveau. Weniger<br />
häufig sahen wir Lernspiele, die dann meist mit geschlossenen Aufgaben operierten. Gelegentlich<br />
– mit deutlich höherem Leistungs- und Kooperationsanreiz - wurde Montessorimaterial<br />
eingesetzt. Nur einmal gab es einen Kaufladen zu sehen. Wenn auch unter dem Vorbehalt<br />
des nur punktuellen und kurzfristigen Austauschs über diese Frage, stand doch nach<br />
unserem Eindruck bei den meisten der befragten Schülerinnen und Schüler das Motiv des<br />
„Fertig-werdens" vor dem des inhaltlichen und methodischen Durchdringens.<br />
Trotzdem befinden sich die Individualisierung, das selbstständige Lernen, die soziale Kompetenz<br />
62 sowie die Entwicklung der Klassen zu Lerngemeinschaften in den besuchten FLEX-<br />
Klassen deutlich über dem uns bekannten schulischen Durchschnitt. Diese hervorgehobene<br />
Niveaueinschätzung kann aber nicht über die individuelle, sachbezogene Leistungsförderung<br />
(herausfordernde Suchprobleme, Reflexion von Lösungen, Ko-Konstruktion von Konzepten...)<br />
und die kritische Selbsteinschätzung (Selbstevaluation) konstatiert werden. Die meisten<br />
Kinder hinterließen den Eindruck, dass sie die Bedeutung der Lernaufgabe in ihrer eigenen<br />
Lernentwicklung nicht kannten. Auf die Frage, warum sie gerade diese Arbeit gewählt<br />
hätten, antworteten die meisten Kinder: „Weil die Lehrerin mir das gesagt hat", oder „Weil ich<br />
das machen möchte. Es kommt dann in mein Werkstattheft".<br />
Dass trotz dieser Einschränkungen eine auffällige Arbeitsfreude hervorstechendes Merkmal<br />
der besuchten 12 Klassen war, liegt wohl an dem sehr positiven sozialen Klima in den Klassen<br />
und an dem hohen Aufwand, den die Pädagoginnen leisten, um das Lernumfeld und die<br />
einzelnen Aufgaben ansprechend und unterhaltsam zu gestalten. Höchstwahrscheinlich liegt<br />
es auch an der relativen Offenheit und Selbstbestimmung des unterrichtlichen Arbeitens auf<br />
operativer Ebene, das aus Sicht der Schülerinnen und Schüler eine wertvolle Bereicherung<br />
ihres schulischen Lernens darstellt. Auf die Frage: „Was machst du da gerade?" lautete eine<br />
62 siehe Urteile der FLEX-Unterrichtsbesucher im Kapitel 5<br />
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