Szenische Interpretation und Musiktheaterpädagogik - oops ...
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Markus Kosuch<br />
mehr darum, dass die Beteiligten sich – in einem pädagogisch definierten Erfahrungsraum –<br />
eine „Bedeutung“ selbst erarbeiten.“<br />
Der Erfahrungsraum, der die Konstruktion von Bedeutung öffnet <strong>und</strong> begrenzt, ist definiert<br />
durch<br />
den äußeren Gegenstand (das jeweilige Werk des Musiktheaters),<br />
die Interpretierenden (ihren sozialen <strong>und</strong> biographischen Hintergr<strong>und</strong>),<br />
die <strong>Interpretation</strong>smethode (hier die Methoden der <strong>Szenische</strong>n <strong>Interpretation</strong>).<br />
Reich folgend ist das Verstehen von Musik begrenzt dadurch, dass der musikalische Gegenstand<br />
(z.B. eine Oper) in seiner Komplexität durch die symbolische Konstruktion nicht vollständig<br />
erfasst werden kann. Symbolische <strong>und</strong> imaginäre Konstruktionen versuchen im besten Fall<br />
den musikalischen Gegenstand zu bändigen. Es bleibt aber immer eine Kluft. Der musikalische<br />
Gegenstand kann nicht vollständig erfasst werden. Es bleiben immer verborgene Ecken <strong>und</strong><br />
Fremdes, das uns beunruhigt <strong>und</strong> Angst macht: „Es sind schwarze Löcher, sie enthalten nichts,<br />
was wir schon wussten oder wollten“ (Reich 2000, S.104). Genau das macht den <strong>Szenische</strong>n<br />
<strong>Interpretation</strong>sprozess so spannend: auf eine Entdeckungsreise in einen musikalischen Gegenstand<br />
hineinzusteigen, gesichert durch Rollenschutz, Spielregeln <strong>und</strong> Spielleiter <strong>und</strong> sich diesem<br />
Gegenstand im Sinne von Widerstand (wider = gegen) anzunähern. Die Sicherungssysteme<br />
sind wichtig, um die Spannung der Neugierde (das Begehren auf das Neue) auf das Fremde,<br />
der Angst vor dem Neuen <strong>und</strong> Fremden überwiegen zu lassen.<br />
Diagramm 1 <strong>und</strong> 2: Der Auseinandersetzungsprozess im Erfahrungsraum<br />
Der Prozess der <strong>Szenische</strong>n <strong>Interpretation</strong> ist ein Konstruktionsprozess in einer (Arbeits-<br />
/Produktions-)Gruppe. Durch den handlungsorientierten, erfahrungsbezogenen <strong>und</strong> sowohl<br />
konstruktiven, rekonstruktiven <strong>und</strong> dekonstruktiven Umgang mit Musik entsteht ein Erfahrungsraum.<br />
In diesem Raum entfaltet sich Kreativität, wird Bedeutung konstruiert. Diese Bedeutungskonstruktion<br />
ist der eigentliche Vermittlungsprozess. In diesem Vermittlungsprozess<br />
wird Musik „verstanden“.<br />
Verstehen von Musik findet in der Aneignung von Wirklichkeit durch musikalische Tätigkeit<br />
statt. Der Umgang mit Musik ist<br />
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