Szenische Interpretation und Musiktheaterpädagogik - oops ...
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Alexander Pfeiffer<br />
bringen, sich hörbar <strong>und</strong> sichtbar machen. Mit der Komischen Oper Berlin hat die Landesvereinigung<br />
Kulturelle Jugendbildung Baden-Württemberg ein Opernhaus gef<strong>und</strong>en, das mit der<br />
Musiktheaterpädagogin Anne-Kathrin Ostrop für innovative Konzepte offen ist.<br />
Hip H’Opera heißt: die Oper eines alten Meisters mit den Mitteln des Hip Hop <strong>und</strong> des Originals<br />
neu zu erzählen. Hip H’Opera heißt gleichzeitig: Ein Opernhaus hat die Möglichkeit, seinem<br />
Bildungsauftrag kreativ <strong>und</strong> auf hohem künstlerischem Niveau nachzukommen <strong>und</strong> mit<br />
Jugendlichen Kunst für Jugendliche zu schaffen.<br />
Und Hip H’Opera bedeutet: zwei Kulturen <strong>und</strong> Traditionen stoßen aufeinander, dabei entstehen<br />
neue Perspektiven aus denen eine alte Geschichte neu erzählt werden kann. Zentral dabei<br />
ist, die künstlerische <strong>und</strong> soziale Lebenserfahrung der Solisten <strong>und</strong> der Youth-Crew in, die<br />
Inszenierung zu integrieren.<br />
Das kompositorische Konzept bei der Bearbeitung der Mozart‟schen Vorlage war: zwei Musik-<br />
Stile begegnen sich – pure Hip Hop Musik vom DJ-Plattenteller <strong>und</strong> Mozarts Oper Cosi fan<br />
tutte aus dem Orchestergraben. Dadurch entsteht der musikdramaturgische Spannungsbogen.<br />
Zunächst prallen Mozart <strong>und</strong> Hip Hop hart aufeinander <strong>und</strong> werden gegeneinander geschnitten,<br />
im weiteren Verlauf verschmilzt Mozart mit Hip Hop, wobei sowohl die sinfonische Struktur<br />
der klassischen Vorlage als auch die Sample-Technik des Hip Hop in die Rekomposition respektvoll<br />
integriert werden. Und zum Ende trennen sich Mozart <strong>und</strong> Hip Hop wieder.<br />
Mit dieser Idee haben Jörn Hedtke (Beatproduzent), Chatschatur Kanajan (Komponist), Wolfgang<br />
Bender (musikalische Koordination) <strong>und</strong> Markus Kosuch (Musikdramaturgie) das Stück<br />
auf der Gr<strong>und</strong>lage des Originaltextes gebaut. In einem intensiven Prozess entwickelten sie, an<br />
welchen Stellen die Mozart-Oper original bleibt, wo sie mit Hip Hop konfrontiert wird <strong>und</strong> wo<br />
beide Stile miteinander verschmelzen. Gleichzeitig wurden mit einem choreographischen Regieansatz<br />
Bilder geschaffen, die viele Assoziationen beim Zuschauer ermöglichen <strong>und</strong> ihn mit<br />
seiner Fantasie aktiv einbeziehen.<br />
Projekt-Prozess<br />
Begonnen hat das Cross-Culture Projekt Hip H’Opera mit einem Casting-Aufruf: „Tanz-,<br />
schreib- <strong>und</strong> singwütige Jugendliche gesucht!“ Am 3. September 2005 kamen 80 junge Menschen<br />
zu einem Casting. das sich wesentlich von bekannten TV-Castings unterschied. Denn<br />
ausgewählt wurden Jugendliche, die die Jury durch ihre Neugierde, Offenheit <strong>und</strong> Spielfreude<br />
überzeugt hatten <strong>und</strong> die Bereitschaft zeigten, sich auf ein Experiment einzulassen. So entstand<br />
die Youth-Crew: 40 Berliner Jugendliche mit unterschiedlichem nationalen, sozialen <strong>und</strong> musikkulturellen<br />
Hintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> sehr verschiedenen Bildungsabschlüssen.<br />
Nadja Raszewski, Choreografin <strong>und</strong> Tanzpädagogin, formte in den folgenden sieben Monaten<br />
die „Youth Crew“ zu einer eingeschworenen Gruppe. Geprobt wurde jede Woche <strong>und</strong> zusätzlich<br />
an ein oder zwei Wochenenden pro Monat. Namhafte Hip Hop-Künstler aus der Szene,<br />
wie z.B. Amigo von den Flying Steps, begleiteten die Proben an unterschiedlichen Stellen <strong>und</strong><br />
brachten ihre Kompetenzen ein.<br />
Proberaum war ein großer leerstehender Verkaufsraum mit einer 34 Meter langen Schaufensterfront<br />
an der Rückseite der Komischen Oper Berlin, der direkt an der Allee „Unter den Linden“<br />
liegt. Passanten konnten die Proben durch die Schaufenster mit verfolgen <strong>und</strong> es kam<br />
immer wieder zu intensiven Gesprächen über Musiktheater. Hip Hop <strong>und</strong> Oper <strong>und</strong> kulturelle<br />
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