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Mobile Pflege und Betreuung - Arbeitsinspektion

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Wissenswertes zum Leitfaden<br />

Teilzeitbeschäftigung ist zudem nicht immer selbstgewählt - oft ist Vollzeit<br />

gewünscht, aber (häufig mangels finanzieller Ausstattung der Organisationen)<br />

nicht möglich. Fallweise müssen mehrere geringfügige Beschäftigungsverhältnisse<br />

zeitgleich ein existenzsicherndes Gesamteinkommen<br />

gewährleisten, was besonders für Frauen (denen auch im Privatleben<br />

meist die <strong>Betreuung</strong> <strong>und</strong> <strong>Pflege</strong> der Kinder oder Älteren obliegt), zusätzliche<br />

Belastungen mit sich bringt. Auch bleiben Entlohnungen in der mobilen<br />

<strong>Pflege</strong> <strong>und</strong> <strong>Betreuung</strong> gegenüber anderen Branchen zurück. Am<br />

Arbeitsplatz können solche externen Belastungsfaktoren zu Wechselwirkungen<br />

führen oder z.B. arbeitsbedingten Stress zusätzlich verstärken.<br />

Gerade weil die mobile <strong>Pflege</strong> <strong>und</strong> <strong>Betreuung</strong> eine frauendominierte Branche<br />

mit vermeintlich "typisch weiblichen" Tätigkeiten ist, die überdies in privaten<br />

Haushalten <strong>und</strong> meist in Form von Alleinarbeit durchzuführen sind,<br />

wird allzu leicht vergessen, dass dies keineswegs "geschlechtsspezifisch<br />

<strong>und</strong> selbstverständlich" ist: Jeder Handgriff, jede Entscheidung <strong>und</strong> jede<br />

Kommunikation mit den zu betreuenden Personen setzt entsprechende<br />

Ausbildung, Qualifikation <strong>und</strong> Professionalität voraus. Die in der mobilen<br />

<strong>Pflege</strong> <strong>und</strong> <strong>Betreuung</strong> Beschäftigten haben wie alle anderen Arbeitnehmerinnen<br />

das gleiche Recht auf bestmögliche ges<strong>und</strong>e <strong>und</strong> sichere Arbeitsbedingungen<br />

<strong>und</strong> wirksame Präventions- <strong>und</strong> Schutzmaßnahmen.<br />

Die Berücksichtigung von Gender- <strong>und</strong> Diversity-Aspekten ist auch für den<br />

Arbeitsschutz bedeutsam:<br />

"Gender" bezeichnet das "soziale Geschlecht" – Vorstellungen <strong>und</strong> Erwartungshaltungen<br />

an Frauen <strong>und</strong> Männer (soziale Rollen, die veränderbar<br />

sind), im Unterschied zum biologischen Geschlecht. Auch am<br />

Arbeitsplatz sind oft traditionelle Rollenbilder <strong>und</strong> Eigenschaftszuschreibungen<br />

wirksam, die eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen für<br />

Frauen <strong>und</strong> für Männer erschweren, wenn diese nicht hinterfragt werden.<br />

"Diversity" meint soziale Vielfalt, "bunte Belegschaften" in der Arbeitswelt:<br />

Ältere <strong>und</strong> jüngere Beschäftigte mit unterschiedlichen Sprachen<br />

<strong>und</strong> Kulturen sind an den Arbeitsplätzen tätig, mit Gemeinsamkeiten, individuellen<br />

Verschiedenheiten <strong>und</strong> vielseitigen Kompetenzen wie<br />

Sprachkenntnissen <strong>und</strong> kulturellem Wissen. Dennoch sind oft Vorurteile<br />

<strong>und</strong> Klischeebilder über ArbeitnehmerInnen mit z.B. unterschiedlicher<br />

ethnischer Herkunft wirksam. Wie bei Genderfragen kann dies eine Verbesserung<br />

des Sicherheits- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsschutzes erschweren. Geschlecht<br />

<strong>und</strong> Rollenzuschreibungen (Gender) können Benachteiligungen<br />

aufgr<strong>und</strong> unterschiedlicher Diversitäten zusätzlich verstärken.<br />

Rollenstereotypen (z.B. "Frauen können gut zuhören, sind duldsam,<br />

machen das gerne" usw.) müssen daher auch in der mobilen <strong>Pflege</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Betreuung</strong> hinterfragt werden, um nicht zusätzliche oder neue Risiken vor<br />

allem für Frauen entstehen zu lassen: Wird automatisch davon ausgegangen,<br />

dass Frauen "jedenfalls sozial kompetent <strong>und</strong> belastbar sind" <strong>und</strong><br />

unterbleiben daher Maßnahmen gegen arbeitsbedingte psychische Belastungen,<br />

wird übersehen, dass das ArbeitnehmerInnenschutzgesetz<br />

(ASchG) verlangt, Gefahren <strong>und</strong> Belastungen so weit als möglich auszuschalten,<br />

zumindest aber bestmöglich zu minimieren <strong>und</strong> entsprechende<br />

Maßnahmen zum besseren Schutz der Beschäftigten festzulegen.<br />

Weiterführende Hinweise, wie Genderaspekte in Arbeitsschutz <strong>und</strong><br />

Arbeitsplatzevaluierung integriert werden können, finden Sie im Kapitel<br />

3.1.4 (Seite 45)<br />

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