AUDIO TEST High-End-Einstieg (Vorschau)
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Lineare Verzerrungen<br />
Lineare Verzerrungen entstehen durch eine<br />
unterschiedliche Verstärkung oder Dämpfung<br />
eines Frequenzbereiches und beeinflussen<br />
die lineare, also unveränderte Übertragung.<br />
Diese Beeinträchtigung kann auf<br />
dem Wege der Elektronik erfolgen oder bei<br />
der Übertragung über den Luftschall unter<br />
dem Einfluss der Raumakustik. In allen Fällen<br />
führt eine Messung des Frequenzganges zur<br />
Aufdeckung dieser Veränderungen, wenn<br />
ein System seinen linearen Arbeitsbereich<br />
verlässt. Hörbare Auswirkungen dieses Effektes<br />
sind dann zum Beispiel ein dumpferer<br />
Klang, wenn die hohen Frequenzen eine<br />
stärkere Dämpfung erfahren. Ein hellerer<br />
Klang entsteht durch eine Verstärkung hoher<br />
Frequenzen. Änderungen im Präsenzbereich<br />
(Mitten) können je nach Frequenzbereich<br />
bzw. musikalischer Lage auf der<br />
Klaviatur oder der menschlichen Stimme<br />
zu Verfärbungen führen, die sich entweder<br />
als bedeckter Klang oder in unangenehmer<br />
Forcierung einzelner Noten hörbar machen.<br />
Veränderungen in den Tiefmitten und Bässen<br />
wirken sich je nach Verstärkung oder<br />
Absenkung positiv oder negativ auf die<br />
Durchsichtigkeit des Klanggeschehens aus.<br />
Interessanterweise sind geringfügige Abweichungen<br />
von plus minus 1 bis 3 dB (Dezibel)<br />
für ungeübte Ohren ohne einen direkten<br />
Vergleich zur linearen Übertragung schwer<br />
zu beurteilen. Am einfachsten ist immer<br />
eine Beurteilung mit Sprache, denn im Allgemeinen<br />
sind hier die Hörerfahrungen jedes<br />
Menschen am größten. Am einfachsten<br />
können Sie zu Hause lineare Verzerrungen<br />
mit der Klangregelung (Bass/HöhenIhrer Hi-<br />
Fi-Anlage nachvollziehen und, wenn nötig,<br />
in gewissen Grenzen ausgleichen.<br />
Bild 3<br />
Bild 3: Eine horizontal verlaufende, nahezu<br />
ebene Linie des Graphen weist auf einen sauberen,<br />
linear nicht verzerrten Frequenzgang<br />
hin. Bild 4: Der Graph der Messung ist keine<br />
Linie mehr und weist deutliche Abweichungen,<br />
lineare Verzerrung auf<br />
Bild 4<br />
Nichtlineare Verzerrungen<br />
Die nichtlinearen Verzerrungen sind die komplexesten<br />
Beeinträchtigungen, die in einer<br />
Übertragungskette vorkommen können. Es<br />
gibt weitere Begrifflichkeiten wie Klirrfaktor<br />
oder Total Harmonic Distortion (THD),<br />
die im gleichen Zusammenhang gebraucht<br />
werden. Im Unterschied zu den linearen Verzerrungen<br />
entstehen bei den nichtlinearen<br />
Verzerrungen Veränderungen an der Wellenform<br />
eines Signals. Die klanglichen Auswirkungen<br />
können nicht eindeutig beschrieben<br />
werden. Verursacht werden diese Veränderungen<br />
durch pegelabhängige Verstärkung<br />
oder Dämpfungen des Signals in Geräten<br />
der Unterhaltungselektronik. In diesem Zusammenhang<br />
kennt der Techniker lineare,<br />
quadratische und kubische Kennlinien, die<br />
elektronische Schaltungen aufweisen und<br />
dem eigentlichen Musiksignal aufmoduliert<br />
werden. Die Ursache für nichtlineare Verzerrungen<br />
liegt zusammenfassend formuliert<br />
darin, dass der Bereich der linearen Arbeitsweise<br />
überfordert und verlassen wird, Bauteile-Gruppen<br />
nicht optimal arbeiten oder<br />
durch äußere Einflüsse Wechselwirkungen<br />
auftreten. Daraus resultiert: Das Ausgangssignal<br />
stimmt in der Wellenform nicht mehr<br />
absolut mit dem Eingangssignal überein.<br />
Pegelunterschiede und gesamte Laufzeitunterschiede<br />
sind damit nicht gemeint. Nichtlineare<br />
Verzerrungen können am Lautsprecher<br />
genauso zu wie an einen klassischen Verstärker<br />
auftreten. Aber auch andere Geräte können<br />
an verschiedenen Stellen dazu neigen,<br />
wie z. B. D/A-Wandler in jedem digital arbeitenden<br />
Gerät. Selbst ältere Geräte hatten<br />
und haben einen gewissen Anteil an Verzerrungen<br />
inne, wie Phonoabtastsysteme- und<br />
Vorverstärker oder analoge Magnetbandgeräte.<br />
Wichtig ist zu wissen, dass lineare und<br />
nichtlineare Verzerrungen häufig gemeinsam<br />
auftreten können.<br />
Die Arten der nichtlinearen Verzerrungen<br />
unsymmetrisch<br />
verzerrt<br />
symmetrisch<br />
verzerrt<br />
Ue: Eingangspannung,Ua: Ausgangsspannung, t: Zeit<br />
Wenn eine idealisierte Sinusschwingung<br />
(stellvertretend<br />
für Musik) mit der Frequenz f<br />
eine Schaltung oder Lautsprecher<br />
durchläuft, entstehen<br />
ganzzahlige Vielfache der Ausgangsfrequenz<br />
2f, 3f, 4f, 5f als<br />
harmonische neue Anteile,<br />
sogenannte Obertöne aus der<br />
verzerrten Sinusschwingung<br />
f1. Rein quadratische Kennlinien<br />
erzeugen nur geradzahlige<br />
Anteile 2f, 4f, 6f etc.<br />
(sogenannte unsymmetrische<br />
nichtlineare Verzerrungen).<br />
Im Gegenzug erzeugen die<br />
kubischen Kennlinien nur ungeradzahlige<br />
Anteile 3f, 5f, 7f<br />
etc. (symmetrische nichtlineare<br />
Verzerrungen). Die Stärke<br />
dieser harmonischen bzw.<br />
Schwingungsanteile nimmt<br />
mit steigender Ordnungszahl<br />
und auch Frequenz ab. Die<br />
Begriffe symmetrisch und unsymmetrisch<br />
beziehen sich auf<br />
die Veränderung der beiden<br />
Halbwellen einer Schwingung.<br />
An dieser Stelle sollen die<br />
mathematisch-physikalischen<br />
Termini nicht weiter vertieft<br />
werden. Die abgebildete Grafik<br />
soll die Zusammenhänge<br />
veranschaulichen.<br />
Wissen 35