AUDIO TEST High-End-Einstieg (Vorschau)
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Ein Beispiel<br />
Die linke Abbildung (Bild 5) zeigt ein 1kHz Sinussignal<br />
mit einem THD-Wert von 0,005 %.<br />
In der mittleren Abbildung (Bild 6) ist das<br />
gleiche Sinussignal bis auf einen THD-Wert<br />
von 3,5% „übersteuert“. Es ist deutlich zu<br />
erkennen, dass die Spitzen der Wellenberge<br />
abgeflacht sind. Der klangliche Eindruck ist<br />
von einer hohen Aggressivität geprägt. Dies<br />
ist ein Beispiel für eine symmetrische, einer<br />
kubischen Kennlinie folgenden nichtlinearen<br />
Verzerrung. Im rechten Bild (Bild 7) wird das<br />
resultierende Verzerrungsproduktverhältnis<br />
mit deutlich erhöhten Balken im Diagramm<br />
gezeigt. Zu erkennen ist, dass die ungeradzahligen<br />
harmonischen Anteile dominieren.<br />
Bild 5 Bild 6 Bild 7<br />
Gemessen<br />
In der abgebildeten Messgrafik ist das Verhältnis<br />
der einzelnen Verzerrungsprodukte<br />
zu erkennen. Sie entstehen bei der Anregung<br />
des Übertragungssystems, mit einer Grundfrequenz<br />
von f=1 kHz. Darauf aufbauend<br />
entstehen in der Gesamtheit der Elektronik<br />
Verzerrungen im geradzahligen Verhältnis<br />
auch harmonische Verzerrungen genannt (2f,<br />
4f, 6f, 8f, 10f) und solche mit ungeradzahligem<br />
Verhältnis ( 3f, 5f, 7f, 9f ). Ein möglichst<br />
ausgeglichenes Verhältnis zwischen geradzahligen<br />
wie ungeradzahligen harmonischen<br />
Verzerrungen ist klanglich sehr erstrebenswert.<br />
Ein jeweiliges Übergewicht beeinflusst<br />
den Klangcharakter nachhaltig.<br />
Auch in diesen Messgrafiken sind<br />
die angetragenen Skalenwerte von<br />
Bedeutung, denn es ist wichtig zu<br />
erkennen in welchem Pegelbereich die<br />
Verzerrungsprodukte anfallen. Das<br />
nahezu ausgeglichene Verhältnis in Bild<br />
8 befindet sich auf einem sehr niedrigem<br />
Pegelniveau und nimmt damit<br />
keinen wahrnehmbaren Einfluß auf die<br />
Klangqualität. In Bild 9 dagegen, sind<br />
deutliche Anhebungen ungeradzahliger<br />
(3f, 5f, 7f, 9f) Oberwellen auf einem<br />
erhöhten Pegelniveau zu erkennen.<br />
Ein klanglicher Einfluß ist bei erhöhter<br />
Abhörlautstärke nicht auszuschließen.<br />
Bild 8 Bild 9<br />
Klangliche Auswirkungen<br />
Bevor über die Wahrnehmbarkeit von nichtlinearen<br />
Verzerrungen gesprochen wird,<br />
sind einige physiologische Grundlagen von<br />
Bedeutung. Die Empfindlichkeit ist subjektiv<br />
und je nach Vorbildung unterschiedlich ausgeprägt.<br />
Nicht unbedeutend sind die vom<br />
Gehör selbst „produzierten“ Verzerrungen,<br />
die mit steigender Abhörlautstärke zunehmen<br />
und schon bei mittleren Lautstärken<br />
mitwirken. Diese Gehörverzerrungen maskieren<br />
zum Teil die Verzerrungen, die in<br />
der Wiedergabekette entstehen können.<br />
Im Allgemeinen werden nichtlineare Verzerrungen<br />
erst dann zunehmend wahrgenommen,<br />
wenn sie frequenzabhängig<br />
deutlich über der Hörschwelle stattfinden.<br />
An dieser Stelle wirken dem durch das unverzerrte<br />
Signal noch Verdeckungseffekte<br />
entgegen, sodass erst bei größeren Lautstärken<br />
die Wahrnehmbarkeit steigt. Natürlich<br />
ist bei einem reinen Sinuston 1 %<br />
THD hörbar, in komplexen musikalischen<br />
Arrangements können mehrere Prozent<br />
unerkannt bleiben. Auch hier ist die eigene<br />
Obertonstruktur der Musik- und Instrumente<br />
für die Wahrnehmung entscheidend.<br />
Noch viel schwieriger wird es, wenn sich<br />
mehrere solcher Oberwellen verschiedener<br />
Instrumente miteinander mischen. Für eine<br />
bessere, der Wahrnehmung ähnlicheren<br />
messtechnischen Beurteilung eignen sich<br />
hier Intermodulation- und Differenztonfaktor<br />
(IMD, DFD) – Messungen an den Geräten.<br />
Ein Wort an den Musikfreund: Es sind<br />
zuweilen die kleinen Fehler, die das Interesse<br />
wecken. So werden häufig elektronische<br />
Komponenten für ihre hohe Musikalität geschätzt,<br />
die einen deutlichen Anteil (meist<br />
unter 1 % THD) geradzahliger Oberwellen<br />
hinzufügen. Es wird ihnen meist ein glatter,<br />
sanghafter oder die Plastizität fördernder<br />
Klangcharacter zugeschrieben, wobei bei<br />
ungeradzahligen harmonischen Verzerrungen<br />
eine Verstärkung von geräuschhaften<br />
Klangeigenschaften zu beobachten<br />
ist. Dies wird dann von manchem Musikfreund<br />
als Verstärkung des Ortungsreizes<br />
empfunden wird. In der Tonproduktion sind<br />
diese Hilfsmittel bekannt. Besonders innovative<br />
Entwickler integrieren Schaltungen<br />
in der Heimelektronik, die einen leichten<br />
Anteil von Oberwellen hinzufügen. Wichtig<br />
ist dabei, dass nur Oberwellenanteile mit<br />
niedriger Ordnungszahl (2f, 3f) zugemischt<br />
werden, denn höhere Anteile können leicht<br />
zu einem scharf klingenden Effekt führen.<br />
Aber wie überall ist die Dosis entscheidend.<br />
Bilder: Auerbach Verlag<br />
36 <strong>AUDIO</strong> <strong>TEST</strong> | 3.2011 | www.audio-test.at