eb - Elektrische Bahnen Axel Schuppe, Verband der Bahnindustrie (Vorschau)
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Fokus Thema<br />
Bild 8:<br />
Zugkraft-/Geschwindigkeitsdiagramm für die Hybrid- und die Dual-Engine-Lokomotive mit den<br />
Fahrwi<strong>der</strong>ständen bei unterschiedlicher Anhängelast.<br />
1 Zugkraft bei zwei Generatorsets im Einsatz<br />
2 Zugkraft bei einem Generatorset im Einsatz<br />
3-6 Fahrwi<strong>der</strong>stände bei 2 500 t, 1 500 t, 600 t und 200 t<br />
Bild 9:<br />
Zugkraft-/Geschwindigkeitsdiagramm für die Single-Engine-Lokomotive mit den Fahrwi<strong>der</strong>ständen<br />
bei unterschiedlicher Anhängelast.<br />
1 Zugkraft bei Generatorsatz mit 1 000 kW Leistung<br />
2-5 Fahrwi<strong>der</strong>stände wie Bild 8<br />
insgesamt geringer als bei den an<strong>der</strong>en drei Lokomotivversionen<br />
und erreicht hier über 600 kW.<br />
Diese Lokomotivversion bietet sich für Son<strong>der</strong>anwendungen,<br />
vor allem für Rangierarbeiten in beson<strong>der</strong>s<br />
umweltkritischen Bereichen an. Beispiele sind<br />
abgas- und geräuschsensible Gleisbereiche und Hallen.<br />
Zugkraftverhalten und Einsatzbereiche<br />
Wegen <strong>der</strong> Auslegung auf 100 km/h Höchstgeschwindigkeit<br />
und 700 kW Maximalleistung sind<br />
alle Rangierlokomotiven <strong>der</strong> Plattform im Grundsatz<br />
auch für Streckeneinsätze geeignet, die Single-Engine-Lokomotive<br />
mit 1 000 kW dabei sogar mit mittelschweren<br />
Anhängelasten.<br />
Die Akkumulator-Lokomotive allerdings kann in<br />
den beiden Speichern zusammen nur 200 kWh Energie<br />
mitführen; das lässt nur gut eine Viertelstunde<br />
Volllastbetri<strong>eb</strong> zu und begrenzt damit deutlich die<br />
Reichweite bis zur nächsten stationären Ladung, die<br />
mehrere Stunden in Anspruch nimmt. Sie ist damit die<br />
richtige Wahl für kurze und leichte Einsätze, insbeson<strong>der</strong>e<br />
solche, bei denen es auf geräusch- und vibrationsarme<br />
sowie abgasfreie Rangierarbeiten ankommt.<br />
Die Hybrid-Lokomotive spielt ihren Vorteil vor allem<br />
bei Anfall von hohen Leerlauf- und Teillastanteilen<br />
aus. Hier entnimmt die Lokomotive Energie in <strong>der</strong> Regel<br />
nur aus <strong>der</strong> Batterie. Der Dieselmotor-Generator<br />
lädt diese mit konstanter Drehzahl auf, es sei denn, er<br />
deckt zusammen mit <strong>der</strong> Batterie o<strong>der</strong> allein als Direktantri<strong>eb</strong><br />
Rangier-Spitzenlasten ab. Das wirtschaftlich<br />
optimierte Zusammenwirken von Akkumulator und<br />
Generator obliegt einem intelligen ten Steuerungsalgorithmus<br />
unter an<strong>der</strong>em zur Schonung <strong>der</strong> Batterie.<br />
Die Lokomotivversionen ohne Speicher entsprechen<br />
im Antri<strong>eb</strong>s-Layout den konventionellen dieselelektrischen<br />
Rangierlokomotiven, wobei die 1 000-kW-<br />
Version mit ihrem 750-V-Generator in ihrer Klasse zu<br />
den flexibelsten zählt.<br />
Diese für dreiachsige Lokomotiven vergleichs weise<br />
hohe Leistung darf nicht darüber hinweg täuschen,<br />
dass für Rangiereinsätze die Zugkraft die Hauptrolle<br />
spielt. Im Anfahrpunkt erbringen nach Herstellerangaben<br />
alle vier Versionen <strong>der</strong> H3-Plattform gleichermaßen<br />
beachtliche 240 kN. Bei etwa 40 km/h sind<br />
dann allerdings nur noch 50 kN verfügbar, bei <strong>der</strong> Version<br />
mit 1 000 kW immerhin noch rund 70 kN. Damit<br />
sind leichte bis mittlere Rangierdienste abdeckbar.<br />
Die identische Anfahrzugkraft aller Versionen erleichtert<br />
in Verbindung mit gleicher Ergonomie in <strong>der</strong><br />
Bedienung einen Betri<strong>eb</strong> in Doppeltraktion und das<br />
Durchtauschen von Lokomotiven innerhalb von Flotten.<br />
Für großräumigen Durchtausch sind die Lokomotiven<br />
auf verschiedene Signaltechniken vorbereitet.<br />
Die Hybrid- und die Akkumulator-Version ermöglichen<br />
in kritischen Bereichen Zero-Emissionsbetri<strong>eb</strong> mit<br />
geringen Erschütterungen und Geräuschen. Der Preis<br />
<strong>der</strong> Akkumulator-, <strong>der</strong> Hybrid- und <strong>der</strong> Dual-Engine-<br />
Lokomotiven ist nahezu gleich. Lediglich die 1 000-kW-<br />
Version ist geringfügig teurer. Die Auswahl <strong>der</strong> einzusetzenden<br />
Bauform ist also rein über das zu erwartende<br />
Lastprofil aus Maximalanfor<strong>der</strong>ungen und größtmöglicher<br />
Einsparung an Betri<strong>eb</strong>skosten für Kraftstoffe und<br />
Instandhaltung zu treffen. Bei typischer Inanspruchnahme<br />
im Rangiereinsatz lassen sich mit H3-Lokomotiven<br />
im Durchschnitt größen ordnungsmäßig 25 % <strong>der</strong><br />
laufenden Kosten für Dieselkraftstoff und Instandhaltung<br />
einsparen.<br />
Klaus Hiller, Martin Binswanger<br />
Dipl.-Ing. Klaus Hiller ist Leiter des Geschäftsbereichs Service &<br />
Lokomotiven und Prokurist bei Alstom Transport:<br />
klaus.hiller@transport.alstom.com<br />
Dipl.-Ing. Martin Binswanger ist <strong>eb</strong>-Fachredakteur.<br />
[1] Behmann, U.: Dieselhydraulische Lokomotive wird dieselelektrische<br />
Hybridlokomotive. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 111<br />
(2013), H. 1, S. 17.<br />
[2] Hiller, K.; Bünger, E.; Firschau, E.: Neue Lokomotiv-<br />
Plattform für Rangier- und Streckeneinsätze. In: ETR<br />
Eisenbahntechnische Rundschau 60 (2011), H. 9.<br />
16 111 (2013) Heft 1