eb - Elektrische Bahnen Axel Schuppe, Verband der Bahnindustrie (Vorschau)
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<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
• Abhängigkeit vom regulatorischen beziehungsweise<br />
gesetzg<strong>eb</strong>erischen Rahmen für Zertifikate:<br />
Welche Arten von Zertifikaten werden Bestand<br />
haben über den gesamten Betrachtungszeitraum?<br />
Wird es Verände run gen g<strong>eb</strong>en in <strong>der</strong> Art<br />
<strong>der</strong> zu führenden Nachweise und wie wirken sich<br />
solche Än<strong>der</strong>ungen auf den Preis aus?<br />
• Umweltnutzen:<br />
Da davon auszugehen ist, dass die von <strong>der</strong> Bahn<br />
gewählte EE-Strategie insbeson<strong>der</strong>e von „grünen“<br />
Anspruchsgruppen kritisch betrachtet wird,<br />
wurde <strong>der</strong> Frage des (von <strong>der</strong> kriti schen Öffentlichkeit)<br />
wahrgenommenen Umweltnutzens eine<br />
hohe Bedeutung zugemessen.<br />
• Akzeptanz durch Stakehol<strong>der</strong>:<br />
Hinter diesem Einzelaspekt steckt eine umfangreiche<br />
Stake hol<strong>der</strong>-Analyse, welche erwartungsgemäß<br />
eine sehr unter schiedliche Anspruchshaltung<br />
<strong>der</strong> verschiedenen Stakehol <strong>der</strong> erbrachte.<br />
Einzig einheitlich waren die Wünsche nach bestmöglichem<br />
Nachweis <strong>der</strong> physischen Lieferung<br />
und dem niedrigen Preis.<br />
• Sensitivität bezüglich energierechtlichen Rahmens:<br />
Die Höhe <strong>der</strong> Netznutzungsentgelte und <strong>der</strong><br />
EEG-Umlage, welche bei <strong>der</strong> Nutzung <strong>der</strong><br />
öffentlichen 50-Hz-Netze für den Transport <strong>der</strong><br />
regenerativen Energie anfallen, determinieren<br />
maßg<strong>eb</strong>lich den Unterschied zwischen Direkteinspeisung<br />
und Bezug über 50-Hz-Netz (Variante 2<br />
zu Variante 3).<br />
3.3 Bewertungen<br />
Im Einzelnen ergab sich folgende Bewertung <strong>der</strong><br />
vorgestellten Vergrünungsvarianten (Tabelle 4):<br />
3.3.1 Variante 1: Einsatz von Grünstrom-<br />
Zertifikaten<br />
Bei dieser Variante stechen die Vorteile auf <strong>der</strong> wirtschaftlichen<br />
Seite hervor. Gesetzlich anerkannte<br />
Grünstrom-Zertifikate können an den internationalen<br />
Handelsmärkten mit Aufschlägen auf den Strompreis<br />
erworben werden, welche sich zum Teil im Cent-Bereich<br />
bewegen. Da es sich hier um eine nachträgliche<br />
Vergrünung handelt, sind auch kei nerlei Anpassungen<br />
bei <strong>der</strong> sonstigen Strombeschaffung o<strong>der</strong> beim<br />
Kraftwerkseinsatz erfor<strong>der</strong>lich. Die genannten Produkte<br />
können kurz fristig, sogar unterjährig beschafft<br />
werden, die Märkte sind liquide und eine langfristige<br />
vertragliche Bindung ist nicht erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite steht die mangelnde Akzeptanz<br />
von Grünstrom-Zertifikaten, insbeson<strong>der</strong>e<br />
in Deutschland, die aus <strong>der</strong> Befürchtung einer Doppelvermarktung<br />
<strong>der</strong> Grünstromeigenschaft und den<br />
Zweifeln an dem Nachweis <strong>der</strong> physischen Lieferung<br />
herrühren. Diese System mängel sind bereits in <strong>der</strong><br />
deutschen und <strong>der</strong> europäischen Gesetz g<strong>eb</strong>ung bekannt,<br />
was die Vermutung nahelegt, dass Verän<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>der</strong> regulatorischen Rahmenbedingungen für<br />
den Handel mit Grün strom-Zertifikaten bald bevorsteht.<br />
Vor allem aus Gründen <strong>der</strong> Wirtschaftlichkeit<br />
und <strong>der</strong> vertraglichen Flexibilität sind Grünstrom-<br />
Zertifikate gerne genutzte Instrumente für Industrieunternehmen,<br />
wel che im harten Wettbewerbsdruck<br />
stehen und auf wenig Zahlungs be reitschaft für die<br />
Grünstromeigenschaft treffen.<br />
Die beiden letztgenannten Punkte treffen für die<br />
DB <strong>eb</strong>enfalls zu, jedoch ist davon auszugehen, dass<br />
die Bahn bei ihren Vergrünungs aktivitäten sicherlich<br />
aufmerksamer und auch kritischer beobachtet wird<br />
als an<strong>der</strong>e Industrieunternehmen. Daraus ergibt sich<br />
ein Balance-Akt zwischen den <strong>eb</strong>enso hart formulierten<br />
wirtschaftlichen Ansprü chen <strong>der</strong> Stakehol<strong>der</strong>,<br />
dem ökologischen Anspruch und <strong>der</strong> Zielset zung, die<br />
Wettbewerbsfähigkeit gegenüber den Konkurrenten<br />
zu wah ren, welche möglicherweise genau diese Vergrünungsinstrumente<br />
schwerpunktmäßig einsetzen.<br />
Zwischenfazit:<br />
Zertifikate sollten nicht als Schwerpunkt <strong>der</strong> Vergrünungsstrategie<br />
<strong>der</strong> Bahn eingesetzt und nur in hochwertiger<br />
Qualität verwendet werden.<br />
3.3.2 Variante 2: Grünstrom über das 50-Hz-Netz<br />
Einer <strong>der</strong> eingängigsten Aspekte dieser Variante ist<br />
ein Nachteil: die Kostenseite. Denn für jede Durchleitung<br />
im 50-Hz-Netz zahlt DB En ergie die 110-kV-<br />
Ebene faktisch zweimal: Zum einen die Netzentgelte<br />
<strong>der</strong> 50-Hz-Netzbetreiber und zum an<strong>der</strong>en<br />
die Kosten des eigenen 110-kV-Netzes (16,7 Hz).<br />
TABELLE 4<br />
Endbewertung <strong>der</strong> drei Varianten.<br />
Variante 1 2 3<br />
Verfahren<br />
Merkmale positiv<br />
Merkmale negativ<br />
Graustromvergrünung mit<br />
Zertifikaten<br />
einfach und günstig<br />
teils umstritten<br />
Grünstrombezug über das<br />
50-Hz-Netz<br />
gut realisierbar, akzeptiert<br />
teuer<br />
Direkterzeugung und -einspeisung<br />
mit 16,7 Hz<br />
exklusiv nutzbar<br />
aufwändig und teuer<br />
34 111 (2013) Heft 1