eb - Elektrische Bahnen Axel Schuppe, Verband der Bahnindustrie (Vorschau)
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Historie<br />
für zehn bis zwanzig Jahre weiter und<br />
wurde 1968 auf das dekadische System<br />
umgenummert.<br />
Die hier gezeigten Bil<strong>der</strong> stammen alle<br />
aus den <strong>eb</strong>-Jahrgängen 1926 bis 1938. Das<br />
belegt, wie konsequent ihre Herausg<strong>eb</strong>er<br />
damals <strong>der</strong>en Rolle als kompetentes Organ<br />
des elektrischen Bahnbetri<strong>eb</strong>s in Deutschland<br />
vertraten. Die einzige Ausnahme beim<br />
Bild 3 beruht darauf, dass <strong>der</strong> <strong>eb</strong>-Jahrgang<br />
1925 nicht kurzfristig greifbar war.<br />
Die originalen Bildunterschriften zeigen<br />
eine damalige Eigenheit, die man<br />
<strong>eb</strong>enso in den Überschriften <strong>der</strong> Artikel<br />
praktizierte und die heute das Suchen in<br />
den Literaturverzeichnissen arg erschwert:<br />
Statt <strong>der</strong> BR-Nummern stehen dort die<br />
Kennungen <strong>der</strong> Radsatzfolgen, was entwe<strong>der</strong><br />
Intimkenntnisse <strong>der</strong> damaligen<br />
Flotte o<strong>der</strong> Spürsinn erfor<strong>der</strong>t.<br />
Außerhalb des Aufarbeitungsprogramms<br />
und in <strong>der</strong> Regelinstandhaltung<br />
bli<strong>eb</strong>en – jeweils gerundete Zahlen – 40<br />
Lokomotiven E 18, 125 E 44 und 130<br />
E 94, ferner die vier 1940 gelieferten E 19<br />
und somit zusammen rund 300 Lokomotiven.<br />
Am an<strong>der</strong>en Ende <strong>der</strong> Leistungsskala<br />
waren die leichte Personenzuglokomotive<br />
E 32 nicht einbezogen, von <strong>der</strong> etwa<br />
25 Stück noch zehn Jahre lang liefen, und<br />
einige Exoten wie vier E 69 von <strong>der</strong> Strecke<br />
Murnau – Oberammergau. Mit den<br />
167 Stück in <strong>der</strong> Tabelle werden daraus<br />
rund 200 und damit insgesamt die genannten<br />
500 Alt-Lokomotiven.<br />
N<strong>eb</strong>en den 1 130 elektrischen Lokomotiven<br />
zählte die DB Anfang 1962 zu in ihrem<br />
Bestand 1 190 Diesellokomotiven und<br />
etwa 6 800 Dampflokomotiven, davon<br />
rund 100 mit Öl befeuerte [3].<br />
Uwe Behmann<br />
Der Bearbeiter dankt Herrn Christian Tietze<br />
für Hinweise und Ergänzungen.<br />
Bild 11:<br />
Führerraum Lokomotive E 17 vor (oben) und<br />
nach Umbau (<strong>eb</strong> 4/1962).<br />
HINTERGRUND<br />
Not macht erfin<strong>der</strong>isch<br />
Auch wenn es unglaublich erscheint: Lokomotiven<br />
<strong>der</strong> Einheitsbaureihen E 44<br />
und E 94 wurden noch in den letzten<br />
Kriegsmonaten produziert, ausgeliefert<br />
und in Dienst gestellt. Und auch unmittelbar<br />
danach ging es – trotz formell bis<br />
Oktober 1948 bestehenden Neubauverbotes<br />
des Alliierten Kontrollrates –<br />
weiter: Von Sommer 1945 bis zum Jahr<br />
1951 wurden si<strong>eb</strong>en bei den Herstellern<br />
bereits angearbeitete E 44 fertig g<strong>eb</strong>aut<br />
und aus fertigen Baugruppen von Siemens<br />
und ELIN bei Krauss-Maffei si<strong>eb</strong>en<br />
E 94 hergestellt.<br />
Ferner kamen durch glückliche,<br />
teils abenteuerliche Umstände selbst<br />
in Spannungszeiten während des Kalten<br />
Krieges noch elektrische Lokomotiven <strong>der</strong><br />
vormaligen Reichsbahn nach Westen und<br />
dadurch zur späteren DB.<br />
Das waren zunächst 1947 sechs E 44,<br />
eine E 91 und eine E 94, die aus Reparaturbeständen<br />
im Siemens-Dynamowerk lauffähig<br />
gemacht, aus dem britischen Sektor<br />
überführt und in amerikanischen Militärzügen<br />
– an den Sowjetbehörden vorbei – auf<br />
<strong>der</strong> Interzonenstrecke über Marienborn –<br />
Helmstedt herausg<strong>eb</strong>racht wurden [6].<br />
Dann folgten offiziell 1950 bis 1952<br />
zwei angearbeitete und teilausgerüstete<br />
neue E 94 aus dem AEG-Werk Hennigsdorf,<br />
die als Neubauten (!) zur Fertigstellung<br />
nach München kamen.<br />
Parallel dazu vermittelte die Treuhandstelle<br />
für den Interzonenhandel ein<br />
Geschäft, bei dem DR und DB 1953 und<br />
1954 fünf E 18, eine E 44 und vier E 94<br />
zwar beschädigt, aber lauffähig gegen<br />
Oberbaustoffe, Dampflokomotiv-Feuerbüchsen<br />
und Kupferdraht tauschten<br />
[4], letzterer für das angelaufene Wie<strong>der</strong>elektrifizierungsprogramm<br />
<strong>der</strong> DR.<br />
Die DB ließ schließlich 1955 aus<br />
vorhandenen Großbauteilen bei Krupp<br />
und AEG noch zwei E 18 bauen und<br />
bekam im selben Jahr noch vier E 44,<br />
<strong>eb</strong>enfalls aus beigestellten elektrischen<br />
Großbauteilen und mit Wendezugsteuerung<br />
geliefert.<br />
Christian Tietze, Berlin<br />
Literatur<br />
[1] Kalinowski: Ältere elektrische Lokomotiven<br />
werden mo<strong>der</strong>nisiert. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
33 (1962), H. 4, S. 93–94.<br />
[2] Klüsche, Wilhelm: Der elektrische Zugbetri<strong>eb</strong><br />
<strong>der</strong> Deutschen Bundesbahn im Jahre 1961. In:<br />
<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 33 (1962), H. 1, S. 1–11.<br />
[3] N. N: Vorläufiger Jahresrückblick <strong>der</strong> Deutschen<br />
Bundesbahn – Geschäftsjahr 1961. In: <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> 33 (1962), H. 6, S. 149–156.<br />
[4] Bäzold, D.; Rampp, Br.; Tietze, Chr.: <strong>Elektrische</strong><br />
Lokomotiven deutscher Eisenbahnen.<br />
Düsseldorf: alba, 2. Aufl., 1993.<br />
[5] Deutsche Reichsbahn (Hrsg.): Merkbuch für die<br />
Fahrzeuge <strong>der</strong> Reichsbahn – III. <strong>Elektrische</strong> Lokomotiven,<br />
<strong>Elektrische</strong> Tri<strong>eb</strong>-, Steuer- und Beiwagen<br />
(939c). München: E. Mühlthaler, 1941.<br />
[6] Glanert, P.; Scherrans, Th.; Borbe, Th.; Lü<strong>der</strong>itz,<br />
R.: Wechselstrom-Zugbetri<strong>eb</strong> in Deutschland<br />
– Band 3: Deutsche Reichsbahn, Teil 1 – 1947<br />
bis 1960. München: Oldenbourg Industrieverlag,<br />
2012.<br />
111 (2013) Heft 1<br />
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