BAHN EXTRA ICE: Superzug mit Schattenseiten (Vorschau)
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Schwerpunkt: <strong>ICE</strong>-Typen<br />
Ein Triebfahrzeugführer steuert seinen 401 über die Schnellfahrstrecke bei Fulda. Das Fahrzeug ist <strong>mit</strong><br />
dem European Train Control System (ETCS) für den Schweizverkehr ausgerüstet Volker Emersleben<br />
Der „Giraffenwagen“, der <strong>mit</strong> erhöhten Oberlichtern ausgestattete Speisewagen, wurde zu einem<br />
Erkennungsmerkmal der <strong>ICE</strong>-1-Züge<br />
Volker Emersleben<br />
<strong>ICE</strong> 1 (Baureihe 401/801–804)<br />
Die erste <strong>ICE</strong>-Generation war das Resultat<br />
der Erprobungen des <strong>ICE</strong>xperimental<br />
und wurde als ein Triebzug <strong>mit</strong> zwei Motorwagen<br />
(Triebköpfen) an jedem Zugende und<br />
bis zu 14 antriebslosen Mittelwagen konzipiert.<br />
Ein Herstellerkonsortium wurde 1988 <strong>mit</strong> dem<br />
Bau von zunächst 41 Zügen, bestehend aus<br />
82 Triebköpfen und 492 Mittelwagen, beauftragt.<br />
1990 wurde der Auftrag um weitere 19 Einheiten<br />
aufgestockt. Die Triebköpfe wurden als Baureihe<br />
401 eingereiht, die Mittelwagen erhielten die<br />
Baureihenbezeichnungen 801 bis 804. Mit den<br />
Zügen wurde eine Vielzahl technischer Neuerungen<br />
eingeführt, beispielsweise die kurz zuvor<br />
bei der Ellok 120 etablierte Drehstromtechnik,<br />
eine elektronische Fahr- und Bremssteuerung sowie<br />
eine zuginterne Datenübertragung per Lichtwellenleiter.<br />
Die Züge wurden für eine betriebliche<br />
Höchstgeschwindigkeit von 280 km/h ausgelegt,<br />
die auf den Neubaustrecken erreicht werden<br />
kann, und sollten höchsten Komfortansprüchen<br />
genügen. Aus letzterem Grunde wurden die Wagen<br />
bis zu 3,02 Meter breit konstruiert und überschreiten<br />
da<strong>mit</strong> die UIC-Grenzmaße. Die Front<br />
wurde gegenüber dem Experimentalzug <strong>ICE</strong>-V<br />
überarbeitet. Das Betriebskonzept sah eine Verwendung<br />
der <strong>ICE</strong> 1 im Nord-Süd-Verkehr vor,<br />
ohne dass die Zuggarnitur getrennt wird. Kombinationsmöglichkeiten<br />
<strong>mit</strong> anderen Triebzügen<br />
waren nicht vorgesehen, deshalb gab es an den<br />
Triebköpfen nur eine Notkupplung, die unter<br />
der Front der GfK-Abdeckhaube sitzt. In den ersten<br />
20 Zügen (401 001-020 ff.) wurden herkömmliche<br />
Thyristor-Traktionsumsteller <strong>mit</strong><br />
Ölkühlern verbaut, in den Zügen 401 051-090<br />
ff. Traktionsumrichter in Gate-Turn-off-Technik<br />
(GTO) <strong>mit</strong> Siedebadkühlung ohne Fluorchlorkohlenwasserstoffe<br />
(FCKW).<br />
Wagenreihung analog des IC<br />
Die Reihung der Mittelwagen orientierte sich an<br />
der Blockbildung in IC-Zügen <strong>mit</strong> 1.-Klasse-<br />
Teil, trennendem Speisewagen und 2.-Klasse-<br />
Teil. In beiden Wagenklassen gab es Großraumund<br />
Abteilbereiche. Erstmalig wurde zwischen<br />
Raucher- und Nichtraucherwagen getrennt, was<br />
<strong>mit</strong> der Einführung eines generellen Rauchverbots<br />
2007 entfiel. Optisch im wahrsten Sinne<br />
herausragend ist das Bordrestaurant des <strong>ICE</strong> 1,<br />
da der Restaurantwagen (Baureihe 804) durch<br />
seine exponierte Dachhöhe <strong>mit</strong> Oberlichtfens-<br />
tern weithin sichtbar ist. In allen <strong>ICE</strong>-1-Zügen<br />
befand sich ursprünglich auch ein Servicewagen<br />
(Baureihe 803.0) <strong>mit</strong> Großraum, Rollstuhlbereich,<br />
Sonder- und Dienstabteil im Bereich der<br />
2. Klasse. 1996 wurden weitere 26 Mittelwagen<br />
für die 2. Klasse ausgeliefert, die aus einer <strong>ICE</strong>-<br />
2-Bestellung abgezweigt wurden.<br />
Ab März 2005 durchliefen die Züge ein Redesign-Programm<br />
<strong>mit</strong> einer umfangreichen<br />
Überholung. Im Rahmen dieser Arbeiten wurde<br />
die Inneneinrichtung modernisiert, die Triebköpfe<br />
bekamen neue Drehgestellrahmen. Der bisherige<br />
Servicewagen wurde der 1. Klasse zugeschlagen<br />
und erhielt ein Kleinkindabteil an Stelle<br />
des bisherigen Konferenzraums. Bei dem Umbau<br />
wurden auch 18 1.-Klasse-Wagen für die 2. Klasse<br />
umgerüstet. Für den Einsatz in die Schweiz erhielten<br />
die Triebzüge 401 072 ff. bis 090 ff. einen<br />
zweiten Stromabnehmer <strong>mit</strong> schmaler<br />
Wippe und wurden bis 2007 <strong>mit</strong> dem European<br />
Train Control System (ETCS) ausgerüstet.<br />
Ein Triebzug ging bei der Katastrophe von<br />
Eschede im Juni 1998 verloren, so dass heute<br />
(Frühjahr 2013) noch 59 Einheiten im Dienst<br />
stehen. Sie sollen ab 2020 schrittweise aus dem<br />
Verkehr gezogen werden.<br />
14