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BAHN EXTRA ICE: Superzug mit Schattenseiten (Vorschau)

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Problemfall Achswellen<br />

Tausch eines Laufradsatzes an einem <strong>ICE</strong> 3 im <strong>ICE</strong>-Werk München. Während die Laufradsätze weiter verwendet werden können, muss die DB<br />

die Triebradsätze zurzeit gegen neue Ausführungen aus stabilerem Material austauschen<br />

Uwe Miethe<br />

Seit Anbeginn des Eisenbahnzeitalters gehören<br />

Radsatzwellen (damals noch „Achsen“ genannt)<br />

zu den neuralgischen Bauteilen von Lokomotiven<br />

und Wagen. Da Rissbildungen kaum<br />

vermeidbar sind, führen die Bahnen heute regelmäßig<br />

Untersuchungen durch, um den Zustand<br />

und die Sicherheit der Radsatzwelle festzustellen.<br />

Gängige Verfahren dazu sind Ultraschall-, Röntgen-,<br />

Wirbelstrom- oder Magnetpulveruntersuchungen.<br />

Die Abstände der Untersuchungen variieren<br />

je nach Beanspruchungsart des Fahrzeugs.<br />

Auch spielen die Zuverlässigkeit und der Aufwand<br />

des jeweiligen Messverfahrens dabei eine<br />

Rolle. Bei der Deutschen Bahn werden regelmäßige<br />

Ultraschallkontrollen der <strong>ICE</strong>-Radsätze erst<br />

seit dem Unglück von Eschede durchgeführt.<br />

Aus der Praxis ist bekannt, dass Eisenbahnfahrwerke<br />

stark schwankenden Belastungen<br />

DB und die <strong>ICE</strong>-3-Hersteller Siemens und<br />

Bombardier auf die Entwicklung und Beschaffung<br />

neuer Triebradsatzwellen aus dem<br />

Stahl 25CrMo4 (EA4T) für die Züge <strong>ICE</strong> 3<br />

und <strong>ICE</strong>-T. Nach Zulassung der Wellen sollten<br />

zunächst alle rund 1.200 Triebradsatzwellen<br />

an den <strong>ICE</strong>-3-Zügen getauscht werden.<br />

Das Eisenbahn-Bundesamt besteht aufgrund<br />

des höheren Gewichts jedoch auf einer Neuzulassung<br />

und Testfahrten für jeden einzelnen<br />

Triebzug. Im Frühjahr 2013 (Stand Anfang Mai)<br />

war etwa die Hälfte der <strong>ICE</strong> 3 <strong>mit</strong> den neuen<br />

Radsatzwellen ausgestattet – die Umrüstung lief<br />

weiter. Da<strong>mit</strong> entspannt sich die Lage im Fahrzeugpark<br />

etwas, stehen wieder mehr <strong>ICE</strong> 3 zur<br />

Verfügung und die DB kann für die neu ausgestatteten<br />

Züge längere Untersuchungsintervalle<br />

veranschlagen. Ausfälle oder Einschränkungen<br />

Beim <strong>ICE</strong> 3 läuft der Radsatztausch, beim <strong>ICE</strong>-T<br />

noch nicht. Inzwischen haben auch <strong>ICE</strong> 1 Probleme<br />

den als bisher überprüft werden, sprich, die<br />

DB hat die Intervalle für die Ultraschalluntersuchungen<br />

erheblich reduziert. Da<strong>mit</strong> stehen<br />

die Züge öfter in den Werkstätten und<br />

weniger für den Betriebsdienst zur Verfügung;<br />

Improvisation ist gefragt.<br />

Unterm Strich bleibt die Fahrzeugsituation<br />

beim <strong>ICE</strong> also trotz des Aufwärtstrends des<br />

<strong>ICE</strong> 3 bis auf weiteres schwierig. Auf eine Abhilfe<br />

durch neue Züge kann DB Fernverkehr<br />

nur bedingt hoffen. Wann die Verstärkung<br />

durch den Velaro D (Baureihe 407) in den<br />

DB-Planbetrieb rollt, ließ sich bei Redaktionsschluss<br />

nicht sagen. Andere Optionen folgen<br />

erst in einigen Jahren. Man muss also <strong>mit</strong><br />

dem arbeiten, was gerade da ist. So gut es geht.<br />

Dr. Stefan Vockrodt/Georg Müller<br />

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Ihre Prämie<br />

ausgesetzt sind. So führt die Fahrt über eine alte<br />

Weiche im Bahnhof zu höheren Belastungen<br />

als die schnelle Geradeausfahrt auf einer Hochgeschwindigkeitsstrecke.<br />

Bogenfahrten beanspruchen<br />

vor allem bei Neigetechnikzügen und<br />

hohen Geschwindigkeiten die Radsätze heute<br />

<strong>mit</strong> Werten, die jene der Auslegungsnormen<br />

um bis zu 30 Prozent überschreiten können.<br />

Neue Wellen, neue Probleme<br />

Im Fall der <strong>ICE</strong>-Radsatzwellen konnte es nicht<br />

bei den verkürzten Inspektionsintervallen bleiben.<br />

Am 12. Oktober 2009 einigten sich die<br />

im Betrieb (Fahrt <strong>mit</strong> einer statt zwei Einheiten)<br />

sind aber nach wie vor möglich.<br />

Schwieriger gestaltet sich die Lage bei den<br />

<strong>ICE</strong>-T. Mit Blick auf die anfälligen Radsatzwellen<br />

müssen sie auf Anweisung des EBA seit einiger<br />

Zeit ohne Nutzung der Neigetechnik fahren.<br />

Der Tausch der Radsatzwellen ist vorgesehen<br />

– allerdings fehlt dafür noch die Zulassung. So<br />

blieb auch im Frühjahr 2013 noch fraglich, wann<br />

sich die Situation bei den 411 und 415 bessert.<br />

Dazu kommt, dass <strong>mit</strong>tlerweile bei den<br />

<strong>ICE</strong> 1 ebenfalls Achswellenprobleme auftreten.<br />

Die Festigkeit muss in kürzeren Abstän-<br />

Noch mehr Auswahl unter<br />

www.bahn-extra.de/abo<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2013<br />

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