diss_SCHWAIGER.pdf - OPUS Bayreuth - Universität Bayreuth
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Der Wissenschaftler findet seine Belohnung in dem,<br />
was Poincaré die Freude am Verstehen nennt, nicht<br />
in den Anwendungsmöglichkeiten seiner Erfindung.<br />
Albert Einstein<br />
2 Einleitung<br />
Die Untersuchung der vor über 150 Jahren entdeckten Thermodiffusion ist auch<br />
heute noch ein viel diskutiertes Thema. Dabei handelt es sich um einen Massenfluss<br />
in multikomponentigen Systemen, der seinen Ursprung in einem Temperaturgradienten<br />
hat und nach den Entdeckern auch als Ludwig-Soret-Effekt bezeichnet<br />
wird [1, 2]. Für diesen Effekt gibt es bis heute keine vollständige, mikroskopische<br />
Theorie. Daher ist es immer noch Ziel der aktuellen Forschung, die theoretischen<br />
Grundlagen besser zu verstehen. Darüber hinaus wird aber auch der weitreichenden<br />
Einfluss der Thermodiffusion, zum Beispiel in der präbiotischen Evolution, der<br />
DNA-Replikation und dem Ursprung des Lebens in der Literatur behandelt [3, 4]. In<br />
der Geologie hat der Soret-Effekt zum einen Aufmerksamkeit erlangt, weil Silikate,<br />
aus denen 90 % der Erdkruste bestehen, eine starke Isotopentrennung durch Thermodiffusion<br />
zeigen [5]; zum anderen ist die Konvektion von Magma im Erdmantel<br />
mit starken Temperaturgradienten verbunden, die wiederum die Strukturbildung<br />
beeinflusst [6]. Weiterhin sind Anwendungsbereiche wie die Erforschung von Erdöllagerstätten<br />
[7], die Fraktionierung polydisperser Polymere und multikomponenter<br />
Polymermischungen durch „Thermische Feld-Fluss-Fraktionierung“ [8] und die kommerzielle<br />
Bereitstellung von Geräten für Untersuchungen in der Biochemie wie zum<br />
Beispiel Proteinfaltungen [9] entstanden.<br />
Richard Feynmans Rede „There’s Plenty of Room at the Bottom“ 1959 über die<br />
neuen physikalischen Möglichkeiten im Bereich der Miniaturisierung gilt als der<br />
Anfangspunkt der Nanotechnologie, obwohl dieser Begriff selbst erst 1974 von Norio<br />
Taniguchi formuliert wurde [10]. In der Zwischenzeit hat sich eine vielfältige<br />
Grundlagen- und Anwendungsforschung für kolloidale Systeme etabliert: von Dynamik<br />
auf der Nanometerskala und Mikrorheologie [11], über gezielte Beeinflussung<br />
organischer Materialien in der Medizin (vor allem der Krebstherapie) [12, 13], optische<br />
Abbildungsmechanismen [14–16] und Sensorik und Bildgebung [17]. Dabei<br />
sind Metall-Kolloide aufgrund ihres Absorptions- und Streuverhaltens, das über die<br />
Mie-Theorie beschrieben werden kann, besonders interessant. Die besondere spektrale<br />
Verteilung von Streu- und Durchlicht wurde bereits bei den Römern genutzt:<br />
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