diss_SCHWAIGER.pdf - OPUS Bayreuth - Universität Bayreuth
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4.2 Mikroskop<br />
Neben den sofort einleuchtenden Fehlinterpretationen durch Beiträge aus Nicht-<br />
Fokalebenen kommt es aber auch durch andere Effekte zu unerwünschten Abbildungen.<br />
Diese sollen hier in Kürze besprochen werden.<br />
Die sogenannten Becke-Linien erscheinen, wenn eine Probe mit unterschiedlichem<br />
Brechungsindex als das umgebende Medium abgebildet wird (z. B. Quarzglaskugel<br />
in Immersionsöl). Da die Kugel aufgrund des Brechungsindexunterschieds als Linse<br />
wirkt, entstehen helle Linien am Rand der Kugel, die durch die Linsenwirkung beim<br />
Defokussieren besonders hervortreten [121]. Dieser eigentlich zu unterdrückende Effekt<br />
wird in der Mineralogie zur Bestimmung des Brechungsindex von Mineralien<br />
benutzt, wird aber auch zur Untersuchung der spinodalen Entmischung im Hellfeld<br />
[122] oder zur Bestimmung von Transportkoeffizienten in binären Mischungen<br />
benutzt [123].<br />
Die schiefe Beleuchtung, bei der die positiven Fourierkomponenten ausgeblendet<br />
werden, stellt für viele kontrastschwache Proben eine Möglichkeit dar, Informationen<br />
zu gewinnen. Nachteilig wirkt aber Streulicht und eine Bildinterpretation wird<br />
durch die reliefartige Struktur des Bildes erschwert. Diese Art von Artefakten tritt<br />
auch systembedingt im differentiellen Interferenzkontrast auf. Dort können sie über<br />
Hilberttransformationen eliminiert werden.<br />
Im Dunkelfeld machen sich Fehler insbesondere dadurch bemerkbar, dass Ränder<br />
von Strukturen deutlich hervortreten, während homogene Strukturen immer noch<br />
unsichtbar bleiben. Sind in Proben Teilchen mit einer starken Größenverteilung vorhanden,<br />
überstrahlen die größeren häufig die kleineren. Aus der Farbcharakteristik<br />
der Streustrahlung lassen sich nur Rückschlüsse auf die Probe ziehen, wenn ein Modell<br />
für die Wellenlängenabhängigkeit der Streuung vorhanden ist. Darüber hinaus<br />
ist häufig die numerische Apertur der Aufbauten herabgesetzt, um den Lichtkegel<br />
des Primärstrahls am Objektiv vorbei führen zu können. Außerdem müssen hohe<br />
Ansprüche an die Sauberkeit sowohl der Probe als auch des Strahlengangs gestellt<br />
werden, da sonst Unschärfebeiträge zum Bild von Elementen außerhalb des Fokus<br />
ungewollte Strukturen vortäuschen können.<br />
Bei der Untersuchung von Goldkolloiden im Phasenkontrast gibt es intensive Artefakte:<br />
zum einen entsteht ein starker Halo um das Teilchen, dessen Intensität von<br />
der Objektgröße, der Breite des Phasenrings und natürlich auch vom Brechungsindexunterschied<br />
zwischen Objekt und Umgebung abhängt. Zum anderen kommt es<br />
durch die starke Absorption zu einer Kontrastinvertierung weil das Licht zu stark<br />
zurückgehalten wird. Im Phasenkontrast bewirken Grenzflächen großer Brechungsindexunterschiede,<br />
dass die Ringblende und der Phasenring nicht mehr übereinander<br />
liegen (Linseneffekt), was die Qualität der Abbildung weiter verschlechtert.<br />
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