diss_SCHWAIGER.pdf - OPUS Bayreuth - Universität Bayreuth
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5 Ergebnisse<br />
5.4.4 Viskositätsfeld in Polystyrol/Toluol-Mischungen<br />
Die Temperatur- und Konzentrationsänderung der Matrix in der Umgebung des<br />
Kolloids führt zu einer dramatischen Änderung der Viskosität auf einer Längenskala<br />
von Mikrometern. Der Grund dafür ist in drei verschiedenen Beiträgen zu<br />
finden, die nicht direkt miteinander verbunden sind, aber alle zur Folge haben,<br />
dass die Viskosität vermindert wird (siehe Kapitel 3.5.2).<br />
Aufgrund der starken Temperatur- und Konzentrationsabhängigkeit der Viskosität<br />
sowie der räumlichen Variation von T und c, wird sofort offensichtlich, dass<br />
auch η eine Funktion dieser Parameter wird und als η(c,T,M,r) beschrieben werden<br />
muss.<br />
In Kapitel 3.5.2 wurden bereits die Grundlagen der Viskosität von Polymerlösungen<br />
diskutiert. Diese Skalengesetze für die Molmassenabhängigkeit reproduzieren<br />
zwar die wichtigen Vorhersagen des Reptationsmodells, aber es fehlen korrekte<br />
Proportionalitätsfaktoren und sie unterschätzen auch die gemessene Viskositätszunahme<br />
mit steigender Kettenlänge und Konzentration. Für eine korrekte Beschreibung<br />
wird auf eine empirische Parametrisierung der Viskosität η p halbverdünnter<br />
PS/Toluol-Lösungen von Kulicke und Kniewske [95] zurückgegriffen, die ähnlich<br />
auch von Adam und Delsanti [91] benutzt wird:<br />
η p = η s (T)˜η p (c,M) (5.4.19)<br />
˜η p (c,M) = CKM α +C 2 K 2 M 2α K H +C n K n M nα B n +1 (5.4.20)<br />
mit den numerischen Faktoren η s = 0.558×10 −3 Pas, K = 8.62×10 −3 , α = 0.736,<br />
K H = 0.40, n = 4.55 und B n = 2.474×10 −3 . Dabei ist C die Konzentration in<br />
gcm −3 , die aber im Allgemeinen praktisch identisch zum Massenbruch angenommen<br />
werden kann. Die Messungen von Kulicke und Kniewske wurden nur bis zu einer<br />
Konzentration von etwa 10 % bei 25 ◦ C durchgeführt. Die Zunahme der mikroskopischen<br />
Reibung kommt in obiger Gleichung nicht vor; vielmehr beschreibt sie den<br />
Anteil durch Verschlaufungen des Polymers. Trotzdem erwartet man eine korrekte<br />
Beschreibung der Verschlaufungen, da Gleichung (5.4.20) das richtige Skalengesetz<br />
für die Molmassen- und Konzentrationsabhängigkeit für halbverdünnte Lösungen<br />
reproduziert und insbesondere auch kompatibel mit der Mark-Houwink-Sakurada-<br />
Gleichung (3.5.9) ist. Auch wenn der Anstieg der mikroskopischen Reibung den<br />
Verschlaufungsanteil überdeckt und letzterer alleine nicht messbar ist, stellt Gleichung<br />
(5.4.20) eine adäquate Beschreibung von η p (M,c) dar.<br />
Die Temperaturabhängigkeit der Glastemperatur sowie der Abstand zur Glastemperatur<br />
wird, wie in Kapitel 3.5.2 erörtert, über eine William-Landel-Ferry-<br />
Gleichung sowie die Fox-Gleichung in das Modell eingebaut. Dabei muss allerdings<br />
jetzt die Glastemperatur T g durch eine konzentrationsabhängige Funktion T g (c)<br />
ersetzt werden. Insbesondere der Abstand zur Glastemperatur hat dramatischen<br />
Einfluss auf die Viskosität einer Polymerlösung.<br />
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