Bißspuren von Säugetieren an rezenten und ... - Knochenarbeit
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5.9 Spuren durch Trittbelastung<br />
Bei Knochen die <strong>an</strong> verkehrsreichen Orten (Wege, Wildwechsel, Wasserstellen)<br />
am Boden liegen, k<strong>an</strong>n häufige Trittbelastung („trampling“) zu<br />
Brüchen, Kratzern, Schrammen, Riefen, Vertiefungen, Schnitten <strong>und</strong><br />
polierten Oberflächen führen. Die Art der Spuren auf der Knochenoberfläche<br />
ist abhängig <strong>von</strong> der Art des Untergr<strong>und</strong>es: Geröll bewirkt eher<br />
Brüche, Feins<strong>an</strong>d eher Politur (ANDREWS 1990, 7, 18-20; BEHRENSMEY-<br />
ER et al. 1992, 31; BRAIN 1967; BROMAGE 1984; HAYNES 1983a;<br />
MÜHLHOFER 1937, 7; SHIPMAN 1981, 95-97). Durch S<strong>an</strong>dkörner unter<br />
Trittbelastung hervorgerufene flache Riefen („trampling marks“) verlaufen<br />
meist vielfach parallel quer oder schräg zur Schaftlängsachse. Sie können<br />
V-förmige oder ger<strong>und</strong>ete Querschnitte haben <strong>und</strong> Schneidemarken<br />
ähneln. Trampling-marks betreffen vorwiegend flache, konvex gewölbte<br />
oder hervortretende Bereiche des Knochens <strong>und</strong> nie Gelenkenden (AND-<br />
REWS & COOK 1985; BEHRENSMEYER et al. 1986; BUNN 1981, 575).<br />
Schleifspuren durch trampling zeichnen sich durch wechselnde Weite,<br />
Tiefe <strong>und</strong> Richtung aus (BLUMENSCHINE & SELVAGGIO 1988, 764;<br />
CAVALLO et al. 1991, 132, 135-137).<br />
Zwei Fragmente (29 - 1N8 ZERQ 56, 36 - 3D16 ZERQ 107) zeigen Spuren,<br />
deren Entstehung durch zielgerichtete menschliche oder tierische Einwirkung<br />
nicht hinreichend erklärbar ist: Fragment 29 - 1N8 ZERQ 56 besitzt<br />
auf seiner ebenen Außenseite viele flache Riefen, deren Hauptrichtung<br />
schräg zur Längsachse verläuft (Typ 7). Die Riefen sind unregelmäßig in<br />
Breite, Tiefe <strong>und</strong> Querschnitt <strong>und</strong> überlagern sich vielfach, so daß ein<br />
Werkzeug als Ursache unwahrscheinlich erscheint (Abbildung 96 a). Die<br />
Entstehung ist weder durch vielfache parallele Schneidevorgänge, noch<br />
durch Bildung in einem Arbeitsg<strong>an</strong>g erklärbar. Daher halte ich ein Werkzeug<br />
als Ursache dieser Spuren für ausgeschlossen. Die Merkmale stimmen<br />
gut mit Eigenschaften <strong>von</strong> trampling-marks überein. Diese Vermutung<br />
wird durch die Herkunft des Fragments bestätigt: Es stammt aus<br />
Grabungsquadrat 1N8, welches den Zentralbereich des Westtores der<br />
Oberstadt umfaßt (Abbildung 7). Die Möglichkeit der Veränderung am<br />
Boden liegender Knochen durch trampling ist <strong>an</strong> einer solch verkehrsreichen<br />
Stelle sicherlich nicht unwahrscheinlich.<br />
Fragment 36 - 3D16 ZERQ 107 weist <strong>an</strong> drei Stellen Gruppen <strong>von</strong> flachen,<br />
schmalen, <strong>an</strong>nähernd parallelen, quer oder schräg zur Längsachse verlaufenden,<br />
V-förmigen Furchen (Typ 2) auf, die schwachen Schneidemarken<br />
ähneln (Abbildung 96 b, c). Die Uneinheitlichkeit des Spurverlaufs (diver-<br />
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