Dokumentation zur Fachtagung â Ãltere Menschen mit ...
Dokumentation zur Fachtagung â Ãltere Menschen mit ...
Dokumentation zur Fachtagung â Ãltere Menschen mit ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
In Forum 5 <strong>mit</strong> dem Thema „Wie gestalte ich<br />
meinen Alltag? Bedürfnisse, Interessen,<br />
Angebote“ wurde zunächst ein Vortrag zum<br />
Thema „Zur Situation älterer Türkeistämmiger<br />
in der Migration“ gehalten und anschließend<br />
vier unterschiedliche Praxisbeispiele vorgestellt.<br />
Nach den Präsentationen gab es die<br />
Möglichkeit zu Nachfragen und Diskussionsbeiträgen.<br />
A Zur Situation älterer Türkeistämmiger<br />
in der Migration<br />
Da die türkeistämmige Bevölkerung in Deutschland<br />
eine vergleichsweise junge ist – 60% sind<br />
unter dreißig Jahre alt –, stehen die Anliegen<br />
dieser Altersklasse – Bildung, berufliche Integration<br />
etc. – im Vordergrund der Auseinandersetzung<br />
um Integration in Deutschland. Doch<br />
gewinnt eine Gruppe stark an Bedeutung,<br />
die bisher kaum berücksichtigt wurde: Die<br />
türkischen Rentnerinnen und Rentner, die in<br />
Deutschland ihren Lebensabend verbringen<br />
und ganz besondere Herausforderungen für<br />
Organisationen und Institutionen in Deutschland<br />
bedeuten. Momentan leben in Deutschland<br />
unter den 2 Mio. Türken 170.000 Rentner. Mit<br />
einem Anteil von 8% an der türkischen Bevölkerung<br />
ist die Quote zwar noch immer weitaus<br />
niedriger als in der Bevölkerung in Deutschland<br />
insgesamt (26%), wird jedoch in den nächsten<br />
Jahren, trotz der verhältnismäßig hohen Geburtenraten,<br />
deutlich steigen. Mit dem Ausscheiden<br />
der ersten Zuwanderergeneration aus dem<br />
Erwerbsleben sind große soziale Herausforderungen<br />
verbunden. 79% der Türken, die in<br />
Deutschland Rentenansprüche erworben haben,<br />
beziehen ihre Rente in Deutschland. Sozial-<br />
und Gesundheitsleistungen, wie etwa auf<br />
ihre Bedürfnisse zugeschnittene Senioren- und<br />
Pflegeheime, gibt es für diese Gruppe indessen<br />
kaum. Dadurch wird auch die bundesdeutsche<br />
Altenhilfe <strong>mit</strong> einer neuen Klientel und da<strong>mit</strong> <strong>mit</strong><br />
neuen Problemen konfrontiert. Es gilt dabei vor<br />
allem, auf die spezifischen Probleme und auf<br />
die Lebenssituation älterer Türken einzugehen<br />
und entsprechende Leistungen anzubieten.<br />
Obwohl diese Thematik insgesamt stark an<br />
Bedeutung gewonnen hat, ist das Wissen über<br />
die Lebenssituation und über die Folgeprobleme<br />
bei den Verantwortlichen relativ gering.<br />
Finanzielle, gesundheitliche und psychische<br />
Probleme<br />
Von ihren deutschen Altersgenossen unterscheiden<br />
sich die älteren Türkinnen und Türken<br />
oftmals durch die noch immer vorhandene Distanz<br />
<strong>zur</strong> deutschen Gesellschaft und zu deutschen<br />
Institutionen. Zugleich treten Probleme,<br />
die auch die deutschen Senioren teilen, bei<br />
ihnen in verschärfter Form auf. Dazu zählen die<br />
un<strong>zur</strong>eichende wirtschaftliche Absicherung im<br />
Alter und die überdurchschnittlich starken Belastungen.<br />
Die finanziellen Probleme resultieren<br />
vielfach aus der Tatsache, dass vor allem Türken<br />
der ersten Generation häufig sehr schlecht<br />
bezahlte Tätigkeiten ausgeübt und relativ spät<br />
in die deutsche Rentenversicherung eingezahlt<br />
haben. Aus diesem Grund erhalten türkische<br />
Rentner häufig nur sehr geringe Renten. Jeder<br />
dritte türkische Rentner verfügt lediglich über<br />
ein monatliches Pro-Kopf-Einkommen, das<br />
unter dem Sozialhilfesatz für Haushaltsvorstände<br />
liegt. In direktem Zusammenhang <strong>mit</strong><br />
der schlechten finanziellen Situation stehen die<br />
starken gesundheitlichen Belastungen, denen<br />
türkische Rentner ausgesetzt sind. Die Arbeitsplätze<br />
der ersten Generation von Türken waren<br />
in der Regel nicht nur schlecht bezahlt, sondern<br />
meist auch schmutzig und gesundheitsgefährdend.<br />
Etwa jeder dritte türkische Rentner hat<br />
derart gravierende gesundheitliche Beeinträchtigung<br />
erlitten, dass sie zu einer amtlichen Anerkennung<br />
der Minderung der Erwerbstätigkeit<br />
geführt haben. 34% der türkischen Rentner <strong>mit</strong><br />
Ansprüchen in Deutschland beziehen Rente<br />
aufgrund verminderter Erwerbsfähigkeit,<br />
gegenüber nur 8,8% im Gesamtdurchschnitt,<br />
nur 35,8% der Renten entfallen bei den Türken<br />
62