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Download - Martina Steinkühler

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Evangelien nebeneinander legt. Solch einen Paralleldruck nennt man Synopse (=<br />

Zusammenschau). Die Verfasser der drei ersten Evangelien werden deshalb in der Fachsprache<br />

als Synoptiker bezeichnet. Eine Zusammenstellung einzelner synoptischer Texte bietet Abb. 3. (S.<br />

15). Vergleicht man dort die drei Fassungen von Text 1 mit einander, so stellt man zwischen<br />

Matthäus und Markus, abgesehen von einer unbedeutenden Abweichung, eine wörtliche<br />

Übereinstimmung fest, während Lukas gegenüber den beiden anderen mehrere Abweichungen<br />

aufweist, die allerdings mit einer Ausnahme so geringfügig sind, dass eine von den beiden<br />

anderen unabhängige Entstehung des Textes nicht ernsthaft in Betracht gezogen werden kann.<br />

Damit stellt sich ein Problem, das an die Situation eines Lehrers erinnert, dem drei verdächtig<br />

übereinstimmende Hausaufgaben vorgelegt werden und der nun herausfinden muss, wer von<br />

wem abgeschrieben hat.<br />

Die einzige inhaltlich gewichtige Abweichung bei Lukas besteht darin, dass er im letzten Vers für<br />

das Pronomen, das offen lässt, was gemeint ist, „das Reich Gottes“ einsetzt. Somit dürfte er wohl<br />

kaum die Vorlage für die beiden anderen abgegeben haben. Denn dass diese unabhängig von<br />

einander den eindeutigen Ausdruck „das Reich Gottes“ gleichlautend durch das unbestimmte<br />

Pronomen „er“ ersetzt haben, erscheint wenig wahrscheinlich. Andererseits stimmt Lukas mit<br />

Markus in dem Temporalsatz „wenn ihr dies geschehen seht“ überein, während sich an dieser<br />

Stelle die einzige Abweichung des Matthäus von Markus befindet („wenn ihr dies alles seht“).<br />

Beide Beobachtungen deuten auf Markus als Vorlage für die beiden anderen Evangelien hin.<br />

Dafür spricht auch, dass es erheblich kürzer ist als jene. Ein zwingender Beweis, dass Markus<br />

tatsächlich das älteste Evangelium ist, das Matthäus und Lukas benutzt haben, ist damit freilich<br />

noch nicht erbracht. Den liefert erst die Beobachtung, dass sie die Anordnung der von Markus<br />

übernommenen Texte beibehalten, die darüber hinausgehenden jedoch an jeweils<br />

unterschiedlichen Stellen platzieren.<br />

Die Texte 2 bis 4 in Abb. 3 sind Beispiele für solche Texte, die im Markusevangelium nicht<br />

enthalten, offensichtlich also anderer Herkunft sind. Abgesehen von dem zusätzlichen Schlusssatz<br />

bei Matthäus in Text 2, stimmt der Wortlaut beider Fassungen in solch einem Maße überein, dass<br />

eine von einander unabhängige Entstehung wohl auszuschließen ist. Man nimmt deshalb an, dass<br />

Matthäus und Lukas für die Abfassung ihrer Evangelien neben Markus noch eine weitere schriftliche<br />

Sammlung mit Texten über Jesus vorgelegen hat. Von dieser Textsammlung, die ausschließlich<br />

Aussprüche und Gleichnisse Jesu enthalten hat und deshalb als Reden-Quelle bezeichnet wird, ist nicht<br />

eine einzige Handschrift erhalten geblieben. Sie lässt sich also nur aus dem Matthäus- und dem<br />

Lukasevangelium

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