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Download - Martina Steinkühler

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festhalten, dass beide Gleichnisse dieselbe Aussage über das Himmelreich machen, muss man für<br />

die Übertragung des Vergleichs einen anderen Weg einschlagen, der nicht die einzelnen Wörter<br />

der Gleichniserzählung, sondern diese als ganze zu übertragen versucht. Tatsächlich soll das<br />

Reich der Himmel weder mit einem Schatz noch mit einer Perle noch mit einem Kaufmann<br />

verglichen werden, sondern mit der Handlungsweise zweier Menschen in einer bestimmten<br />

Situation.<br />

Bleibt die Frage, welche Eigenschaft des Himmelreichs durch diese Handlungsweise verdeutlicht<br />

wird. Eine häufige Antwort lautet, es solle gezeigt werden, dass man für das Himmelreich ein<br />

Opfer zu bringen bereit sein müsse, dies Opfer sich aber lohne angesichts dessen, was man dafür<br />

erhalte. Abgesehen davon, dass ein sich lohnendes Opfer ein Widerspruch in sich ist, kann hier<br />

von einem Opfer überhaupt keine Rede sein. Denn sowohl der Mensch im ersten als auch der<br />

Kaufmann im zweiten Gleichnis machen ein äußerst profitables Geschäft. Beide begreifen, dass<br />

sich ihnen die Chance ihres Lebens bietet, die man ergreift, ohne lange zu überlegen, da solch<br />

eine Gelegenheit einem kein zweites Mal geboten wird. Ist dies die Aussage, dann sind die<br />

Gleichnisse allerdings nur schwer mit dem Reich der Himmel oder der richtigen Einstellung dazu<br />

in Verbindung zu bringen. Weitaus näher liegt dann die Annahme, dass Jesus das im doppelten<br />

Wortsinn einmalige Angebot verdeutlichen will, das er den Menschen mit seiner Botschaft macht.<br />

Wie kommt dann aber Matthäus dazu, die Gleichnisse auf das Reich der Himmel zu beziehen?<br />

Die Antwort gibt wieder die Überlieferungsgeschichte. Denn ähnlich wie bei den Aussprüchen<br />

Jesu sind seine Gleichnisse den Menschen wegen ihrer großen Einprägsamkeit im Gedächtnis<br />

geblieben und weiter tradiert worden, nicht dagegen die Situation ihrer Entstehung und damit<br />

auch nicht ihre Verdeutlichungsabsicht. Wo die unbekannt ist, kann sie nur aus der<br />

Gleichniserzählung selbst erschlossen werden, indem man den Punkt zu finden sucht, in dem<br />

allein sich Erzählung und reale Situation berühren. Hier besteht dieser Punkt in der einmaligen<br />

Gelegenheit, die sich den beiden Menschen in den Gleichnissen bietet und die Jesus den<br />

Menschen mit seiner Botschaft bietet. Diese in den Wind zu schlagen wäre grad so, als würde man<br />

es sich entgehen lassen, einen gefundenen Schatz oder eine kostbare Perle in seinen Besitz zu<br />

bringen. Wer das tut, dem ist einfach nicht zu helfen. Die Suche nach dem Vergleichspunkt, bei<br />

der man sich nicht immer, wie man sieht, auf den von den Evangelisten vorgegebenen verlassen<br />

kann, ist etwas anderes als eine „Auslegung“, die jedem einzelnen Wort des Gleichnisses eine<br />

bestimmte Bedeutung zuweist.<br />

Wie wenig Eigenbedeutung man dem erzählten Vorgang beimessen darf, zeigt in besonders<br />

krasser Weise das Verhalten des Menschen im ersten Gleichnis. Er unterschlägt dem Eigentümer<br />

des Ackers, den er in dessen Auftrag pflügt, seinen Fund, der diesem zusteht. Solch eine<br />

moralisch verwerfliche und wohl auch gesetzeswidrige Handlungsweise als vorbildlich<br />

hinzustellen, dürfte kaum Jesu Absicht gewesen sein. Aber die Erzählung will eben nicht<br />

moralisch bewertet werden, sondern ausschließlich durch die Evidenz ihres Vergleichs<br />

überzeugen, der sich schwerlich jemand entziehen kann.<br />

Dies Betrachtungsweise der Gleichnisse scheint allerdings durch Jesus selbst widerlegt zu<br />

werden. In einem Fall wird ihm eine Gleichnisauslegung in den Mund gelegt, die jedem einzelnen<br />

Element des Gleichnisses eine bestimmte Bedeutung zuweist.<br />

Das Gleichnis vom Sämann und seine Deutung (Mk 4,1-20)<br />

1 Und er [Jesus] fing abermals an, am See zu lehren. Und es versammelte sich bei ihm sehr viel Volk, sodass er in<br />

ein Schiff stieg und auf dem See sich setzte; und alles Volk war am See auf dem Lande. 2 Und er lehrte sie in<br />

Gleichnissen vieles und sagte zu ihnen in seiner Lehre: 3 Höret zu! Siehe, der Sämann ging aus, um zu säen. 4 Und<br />

es begab sich, indem er säte, fiel etliches auf den Weg, und die Vögel kamen und fraßen es auf. 5 Andres fiel auf<br />

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