Download - Martina Steinkühler
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Für den, der diese Geschichte heute weitererzählt, heißt das: Er schaut genau hin, welche<br />
Gotteserfahrung er weitergeben will. Er erzählt von Menschen, die in entscheidenden<br />
Augenblicken sagen: „Ich hoffe auf Gott“, „Oh Gott, hilf!“ oder „Das war Gott. Gott sei Dank.“<br />
Die Mosegeschichten (von Exodus bis Deuteronomium)<br />
Dass hebräische Nomadensippen hin und wieder nach Ägypten kamen, ist historisch greifbar. Der<br />
große Nachbar mit seinen Nilschwellen und seinen Kornkammern war in Dürren und<br />
Hungersnöten das rettende Ufer. Zu Sklavenarbeit gezwungene Hebräer lassen sich angesichts<br />
der Prunkbauten ägyptischer Pharaonen gut vorstellen.<br />
In so einer Situation setzt das zweite Buch Mose, Exodus, an und erzählt das Urerlebnis des<br />
Judentums: Gott selbst konnte die Unterdrückung nicht länger mit ansehen. Er offenbarte sich<br />
Mose und beauftragte ihn, das „Volk Israel“ aus der Knechtschaft zu befreien und in ein Land zu<br />
führen, wo „Milch und Honig“ fließt.<br />
Historisch greifbar – da ist etwas geschehen. Symbolisch erzählt aber dennoch. Deutung sind<br />
Gottes Rettungstaten, Deutung, dass er die Plagen sandte, Deutung, dass er das Meer teilte.<br />
Deutung, dass die Bewahrung in der Wüste von Gott kam und auch die Leiden und die<br />
Sterbefälle. Deutung aufgrund von Erfahrung.<br />
Für den, der die Geschichten heute weitererzählt, heißt das: Er erzählt nicht, was Gott getan<br />
hat. Er erzählt, was die Menschen erlebten. Er bietet Deutung an – die Deutung Israels. Und<br />
seine eigene. Und er setzt seinen Akzent da, wo er das allgemein Lebensdienliche entdeckt:<br />
Gott, der parteiisch ist für die Unterdrückten, Gott, der ein Herz für die Schwachen hat, Gott,<br />
der mit diesem Mose etwas anfangen kann, obwohl der jähzornig, schwerzüngig und zaghaft ist.<br />
Gott, der eine besondere Beziehung zu diesem Menschen eingehen kann, so dass der die<br />
Erfahrung macht: Gott ist für mich wie ein Freund. Er geht vorüber und ich sehe seine Spuren.<br />
Die Königs- und Prophetengeschichten (1 Samuel bis 2 Könige)<br />
In den Büchern Josua und Richter geht es weiter um das Geschick des Volkes Israel, des Volkes<br />
Gottes. Nun siedeln sie im „gelobten Land“ in ständigem Konflikt mit den Nachbarn. Bearbeiter<br />
haben ein starres Schuld-und-Strafe-Schema über die einzelnen Erzählungen gelegt, mit dem sie<br />
Niederlagen und Siege deuten. Die Botschaft: Wenn ihr Gott untreu seid, straft er euch; wenn ihr<br />
bereut und umkehrt, hilft er euch wieder. Abgesehen davon, dass dieses Schema ein verzerrtes<br />
Gottesbild spiegelt – die Geschichten enthalten wenig Zeitloses.<br />
Anders die Geschichten von Saul, David und Salomo, den drei ersten Königen Davids: Die<br />
Davidsgeschichte vornehmlich wird als Roman entfaltet, voller Höhen und Tiefen, menschlicher<br />
Güte und menschlicher Schwäche. Und die Geschichte von David und Goliat wird gern als Parabel<br />
erzählt für die Möglichkeiten des Kleinen, wider alles Erwarten dem Großen und Starken zu<br />
trotzen.<br />
Für den, der heute von David oder auch von Propheten wie Elia, Jesaja, Jeremia erzählen will,<br />
heißt es: Er erzählt von Menschen, die sich von Gott an ihren Platz gestellt, mit ihrer Aufgabe<br />
betraut wissen. In Glück und Leid, Macht und Ohnmacht fragen sie nach Gott – daran lässt sich<br />
lernen.<br />
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