Download - Martina Steinkühler
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T9 Jesusgeschichten gegen den Strich bürsten 9<br />
Jesus – Fragen der Vermittlung<br />
Jesus ist Thema – sowohl des schulischen wie des gemeindlichen Religionsunterrichts, der<br />
Jugendlichen im Konfirmandenalter bzw. in der Sekundarstufe I geboten wird. Da geht es um den<br />
so genannten historischen Jesus, um die Bergpredigt und die Reich-Gottes-Verkündigung, um<br />
Jesu heilendes Handeln und auch um den nachösterlichen Glauben an den Auferstandenen. Bei<br />
allem Bemühen um den „Menschen Jesus“, das mitunter geradezu steckbriefartig daherkommt<br />
(„Gesucht: Ein Mensch namens Jesus“, heißt etwa das Jesus-Kapitel im Schulbuch „Religion<br />
entdecken – verstehen – gestalten“ 5/6, Göttingen 2000) finden die Schülerinnen und Schüler<br />
nur schwer einen emotionalen Zugang. „Der ist ja so heilig“, „Das ist mir zu hoch“ oder „So gut<br />
und selbstlos ist doch keiner!“ – Solche und ähnliche Kommentare meiner Konfirmanden geben<br />
mir zu denken. Am klarsten brachte Tim es am Ende einer Freizeit auf den Punkt: „Herr Pastor,<br />
mal eine peinliche Frage: Muss man Jesus eigentlich gut finden?“<br />
Die im Teil 2 des Bandes abgedruckte Lektüre „Dumm gelaufen – oder: Warum Jossi kein Jünger<br />
Jesu geworden ist“ ist ein Versuch, den Jesus-Unterricht aufzubrechen. Mit einem Menschen wie<br />
Jesus kann man meiner Überzeugung nach noch offener und unbefangener umgehen, als es<br />
heutzutage im Unterricht geschieht. Nein, man muss ihn nicht gut finden. Aber wenn man ihn<br />
nach Herzenslust kritisieren und hinterfragen darf, dann stellt sich am Ende möglicherweise ein<br />
Gut-Finden ein, und zwar auf einer sehr persönlichen Ebene des individuellen Kennenlernens<br />
und Begegnens.<br />
Die Lektüre präsentiert die „Sache Jesu“ aus der Sicht des Zweiflers. Jossi, ein fiktiver<br />
„Zeitgenosse Jesu“, ist zunächst hellauf begeistert, solange er den Mann aus Nazareth nur vom<br />
Hörensagen kennt. Er schließt sich ihm an und zieht mit ihm und den zwölf Jüngern durch<br />
Galiläa. Von Tag zu Tag nimmt jedoch in der unmittelbaren Begegnung diese Begeisterung ab.<br />
Jossi muss hören, sehen und erfahren, dass seine kleine und heile, durch die Tradition geprägte<br />
Welt durch diesen Jesus auf den Kopf gestellt wird und zwar so, dass er sie nicht mehr versteht.<br />
Am Ende ist er enttäuscht und verlässt nach einigen Tagen diese Gruppe um Jesus. „Dumm<br />
gelaufen, Jossi. Aber so, wie es aussieht, tief in dir, meine ich: Du musst auf einem anderen Weg<br />
fort“, rät ihm Petrus beim Abschiednehmen.<br />
Die Unterrichtsideen im dritten Teil des Bandes machen Vorschläge zum Umgang mit der<br />
Lektüre und präsentieren eine möglichst große Bandbreite an verschiedenen Zugangsweisen. Sie<br />
sind gebrauchsfertig, unmittelbar und ohne große Umsetzungsprobleme im Unterricht zu<br />
verwenden. Von der Konzeption her sind sie so gehalten, dass man mit ihnen (auch) ohne längere<br />
Vorbereitungen guten Unterricht machen kann. Es ist dabei an Situationen gedacht, die nur zu<br />
bekannt sind. Da kann es passieren, dass man an einem Dienstagmorgen in der großen Pause<br />
gesagt bekommt „Frau Y, Herr X, Sie müssen heute in der 6. Stunde Vertretung machen. Religion<br />
in der 8a. Der Kollege, die Kollegin ist krank geworden ...“ Man kann damit aber auch eine<br />
Projektwoche gestalten oder gut und gern ein halbes Schuljahr lang unterrichten. Das würde<br />
bedeuten, dass man aus den vorgegebenen Materialien nicht den einen oder anderen Baustein<br />
auswählt, sondern sämtliche Jossi-Geschichten mit ihren Denkanstößen (die bewusst an der<br />
Stelle herkömmlicher Überschriften stehen) im Unterricht einsetzt.<br />
9 D. Schupp. Muss ich Jesus gut finden?, Göttingen 2006.<br />
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