Download - Martina Steinkühler
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sich Essen zuzubereiten. Als solches sehen die Pharisäer das Ährenausreißen an. Nicht das Essen,<br />
wohl aber die Zubereitung von Speisen war am Sabbat verboten. In seiner Entgegnung beruft sich<br />
Jesus zunächst auf David. Wer das konnte, durfte sich als hinreichend legitimiert betrachten. In<br />
diesem Fall jedoch ist die Berufung auf David kaum als Rechtfertigung geeignet, da dieser zwar<br />
auch gegen eine religiöse Vorschrift verstoßen hat, aber nicht gegen das Sabbatgebot. Deshalb<br />
trifft Davids Beispiel überhaupt nicht den Vorwurf der Pharisäer. Merkwürdig, dass Jesus das<br />
nicht erkannt haben soll und sich nicht überzeugender zu rechtfertigen versteht. Dann jedoch<br />
setzt er zu einer Erwiderung ganz anderer Art an, die ausdrücklich noch einmal mit einer<br />
eigentlich unnötigen Redeeinführung versehen wird (V. 27). Und diesmal sitzt die Antwort. Jesus<br />
erinnert daran, dass der Sabbat von Gott einst als Ruhetag zum Wohle des Menschen geschaffen<br />
worden ist, die unzähligen Sabbatvorschriften dies jedoch ins Gegenteil zu verkehren drohen und<br />
dass da, wo diese in Widerspruch zu dem Wohl des Menschen geraten, letzteres Vorrang hat.<br />
Was bedeutet dieser Befund für das Verständnis der Geschichte? Aufgrund der Ungereimtheiten<br />
kann sie sich nicht so abgespielt haben, wie sie hier dargestellt wird. Doch worauf es ihr allein<br />
ankommt, ist der Schlusssatz, auf dem wie bei fast allen literarischen Kurzformen das ganze<br />
Gewicht liegt. Diesen markanten Ausspruch Jesu hatte man behalten und weitergesagt, in<br />
Vergessenheit geraten war mit der Zeit dagegen der konkrete Anlass, aus dem Jesus ihn einmal<br />
gesprochen hatte. So erfindet man eine so genannte „ideale Szene“, die sich in diesem Fall<br />
allerdings aufgrund der Unstimmigkeiten als nachträgliche Kontextuierung eines ursprünglich<br />
isoliert überlieferten Ausspruchs Jesu verrät, was die nochmalige Redeeinführung erklärt. Auch<br />
bei anderen Aussprüchen Jesu wird man mit solch einer Einbettung in eine ideale Szene zu<br />
rechnen haben. Und wenn diese gut nachempfunden, d.h. in sich stimmig und plausibel ist, lässt<br />
sie sich kaum als solche entlarven. Doch letztlich spielt es keine Rolle, ob die Szene historisch<br />
oder erfunden ist, da es so oder so allein auf den jeweiligen Ausspruch Jesu am Schluss ankommt<br />
und die Geschichte allein seinetwegen überliefert wird.<br />
Gleichnisse<br />
Ein Gleichnis ist im Grunde nichts anderes als ein längerer Vergleich. Ähnlich wie Metaphern<br />
finden Vergleiche keineswegs nur in literarischen Texten Verwendung, sondern mindestens<br />
ebenso häufig in der Alltagssprache. Sie machen einen Sachverhalt anschaulich und dadurch<br />
leichter verständlich. Die uns vertraute Vorstellung, dass Gleichnisse ausgelegt werden müssen,<br />
ist eigentlich widersinnig, da sie ja gewissermaßen selbst Auslegung sind. Warum wir uns bei den<br />
biblischen Gleichnissen gleichwohl in dieser paradoxen Lage befinden, soll anhand eines<br />
Doppelgleichnisses aus dem Sondergut des Matthäusevangeliums erklärt werden.<br />
Die Gleichnisse vom Schatz im Acker und von der Perle (Mt 13,44-46)<br />
44 Das Reich der Himmel ist gleich einem im Acker verborgenen Schatz, den ein Mensch fand und [wieder]<br />
verbarg. Und in seiner Freude geht er hin und verkauft alles, was er hat, und kauft jenen Acker.<br />
45 Wiederum ist das Reich der Himmel gleich einem Kaufmann, der schöne Perlen suchte. 46 Als er aber<br />
eine kostbare Perle gefunden hatte, ging er hin, verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie.<br />
Die Ähnlichkeit beider Gleichnisse, die Matthäus veranlasst haben dürfte, sie zusammenzustellen,<br />
lässt vermuten, dass sie dieselbe Eigenschaft des Reichs der Himmel verdeutlichen sollen. Bei<br />
genauem Hinsehen kann man jedoch Unterschiede in ihrer Anlage erkennen. Wird im ersten<br />
Gleichnis das Reich der Himmel mit einem im Acker verborgenen Schatz verglichen, so im<br />
zweiten mit einem Kaufmann, obwohl eigentlich die Perle dem Schatz entspricht und der<br />
Kaufmann dem Menschen im ersten Gleichnis. Will man trotz dieser Asymmetrie daran<br />
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