Download - Martina Steinkühler
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erzählen, dass sie ihre Lebenskraft entfalten. Es ist vor allem wichtig, von Gott anders zu<br />
erzählen. Nicht so, als hätten wir ihn – als hätten wir ihm bei der Schöpfung zugeschaut und<br />
Protokoll geführt, sondern so, dass wir Gott seine Freiheit lassen – und dem Zuhörer auch.<br />
Wir müssen behutsam mit Gottes Namen umgehen. Zum Beispiel sollten wir nicht sagen: „Gott<br />
machte …“, sondern: „Es geschah – und da sagten die Leute: „Das kommt von Gott.“<br />
Auch sollten wir uns, bevor wir eine Geschichte erzählen, genau überlegen, welche Erfahrung mit<br />
Gott da im Mittelpunkt steht und ob wir diese teilen – und mitteilen wollen.<br />
Und schließlich sollten wir immer so erzählen, dass das Entscheidende offen bleibt zum<br />
Erfahrungsaustausch.<br />
All dies ist Bibeldidaktik. Dem voraus geht die eigene kritische und erfahrungsbezogene<br />
Bibellektüre (vgl. Teil B). Das eigene (sich immer wieder ändernde und entwickelnde) Gottesbild<br />
und der eigene biblische Kanon. Das eigene pädagogische Ziel.<br />
„Stufe drei“<br />
Mein pädagogisches Ziel ist schon verraten – ich untermale es mit einem Beispiel. „Stufe drei“ ist<br />
mein Ziel – so wunderbar unabhängig und vertrauensvoll:<br />
Eine Lehrerin fragt Kinder in einer dritten Klasse: „Was haltet ihr davon, dass Gott die Sintflut<br />
geschickt hat?“ Einige Kinder (Stufe 1) zeigen Verständnis: „Der war auch ein bisschen beleidigt.“<br />
Andere (Stufe 2) empfinden das Unrecht: „Das ist ein ganz böser Gott!“ oder das Recht: „Die<br />
haben es nicht besser verdient!“ Ein Kind aber (Stufe 3) trennt sein persönliches Gottesbild von<br />
der Geschichte ab und sagt: „Das hätte Gott nie gemacht.“ 14<br />
Abgesehen davon, dass die Lehrerin anders hätte fragen sollen (Was haltet ihr davon, dass die<br />
Menschen erzählen, dass Gott die Sintflut geschickt hat?): Nur auf dieser dritten Stufe lässt sich<br />
auf Dauer eine tragfähige Gottesbeziehung aufbauen – und so sollte es unser erstes und<br />
wichtigstes Ziel sein, mit allem, was wir sagen und erzählen, eine solche Weise, von Gott zu<br />
denken, zu fördern.<br />
Dazu sollen die folgenden Schritte befähigen: Es geht ums eigene Bibellesen und -verstehen, um<br />
den Anspruch des Erzählens und um praktische Tipps zum Erzählen elementarer<br />
Bibelgeschichten.<br />
Was dem Leben dient<br />
Das Alte Testament ist eine Sammlung von Texten aus vielen Jahrhunderten. Daher<br />
verwundert es nicht, dass sehr unterschiedliche Erfahrungen mit Gott darin ihren<br />
Niederschlag gefunden haben. Und doch ist das Alte Testament auch eine Einheit: Denn<br />
in all den Erfahrungen hat Israel immer den einen und einzigen Gott erkannt. Es gibt<br />
verschiedene Versuche, „rote Fäden“ zu finden, „Grundbescheide“, „Elementares“. Ich<br />
schlage drei Merkmale vor, an denen ich Gott erkenne, die ihn mir unverwechselbar<br />
machen:<br />
14<br />
Nachzulesen im Jahrbuch Kindertheologie, Sonderband I, Stuttgart 2004, S. 44 56:<br />
Mit Kindern über die Sintflutgeschichte nachdenken.<br />
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