Grundkurs Tierphysiologie - Institut für Biologie und Neurobiologie ...
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aufgelöst). Durch den Wegfall von Synapsen wird die Fortleitungsgeschwindigkeit der<br />
Aktionspotentiale erhöht. Dieses bedeutet auch, dass die Riesenfasern nicht nur aus dem<br />
Axon eines Neurons bestehen, sondern aus miteinander verschmolzenen Nervenzellen<br />
(Syncytium, pro Segment 1 Zellkörper). Die LRF sind durch elektrische Synapsen miteinander<br />
verb<strong>und</strong>en, die sich in segmentalen Querbrücken (Anastomosen, Abb. 1) befinden.<br />
Dadurch werden die Aktionspotentiale beider LRF über die gesamte Länge des Wurmens<br />
synchronisiert <strong>und</strong> das extrazellulär abgeleitete Potential ist die Summe der Aktionspotentiale<br />
beider LRF. Neben der MRF <strong>und</strong> den LRF sind in jedem Segment jeweils ein Paar<br />
lateraler <strong>und</strong> ein Paar ventraler Rieseninterneurone sowie Riesenmotorneurone lokalisiert.<br />
Während die Erregungsmuster zur Steuerung der meisten Bewegungen beim Regenwurm in<br />
polysynaptischen Netzwerken mit relativ langsam leitende Neuronen generiert werden, sind<br />
die Riesenfasern an schnellen <strong>und</strong> koordinierten Meidereaktionen beteiligt. Die MRF <strong>und</strong> die<br />
LRFs sind unterschiedlich mit sensorischen <strong>und</strong> motorischen Neuronen verschaltet. Die<br />
MRF wird von Rieseninterneuronen erregt, die ihrerseits durch Sinneszellen (z. B. Mechanorezeptoren)<br />
aus den vorderen Körpersegmenten erregt werden. Die LRF erhalten dagegen<br />
wahrscheinlich direkte Eingänge von Sinneszellen der posterioren Körpersegmente. Sowohl<br />
die Aktivität der MRF als auch die der LRF wird auf Motorneurone verschaltet, die ihrerseits<br />
die Längsmuskulatur innervieren. Die LFR verschalten allerdings zusätzlich auf Motorneurone,<br />
die die Muskulatur zum Ausstrecken von Borsten am anterioren Körperende innerviert,<br />
wohingegen die MFR auf Motorneurone verschaltet, deren Aktivität zum Ausstrecken<br />
der Borsten am posterioren Körperende führt. Daher führt Aktivität der LFR letztendlich<br />
dazu, dass das anteriore Körperende am Substrat festgehalten <strong>und</strong> das posteriore<br />
Körperende weggezogen wird. Die Aktivität der MFR dagegen führt zur Abflachung des<br />
posterioren Körperendes, wodurch das anteriore Körperende weggezogen wird. Die Aktionspotentialfrequenz<br />
in den jeweiligen Sinneszellen kodiert die Reizstärke <strong>und</strong> bestimmt die<br />
Anzahl der Aktionspotentiale in den Riesenfasern, <strong>und</strong> somit auch die Stärke der<br />
Rückzugsantwort (Meidereaktion).<br />
Experimentelle Aufgaben<br />
Zunächst sollen einige Verhaltensbeobachtungen zur Lokomotion am intakten Wurm durchgeführt<br />
werden. Dann soll die neuronale Aktivität der RF sowohl bei mechanischer als auch<br />
bei elektrischer Reizung abgeleitet werden. Wie bereits festgestellt, legt u.a. die Fortleitungsgeschwindigkeit<br />
fest, wie schnell Information in polysynaptischen Schaltkreis<br />
weitergeleitet wird. Je größer die Spanne zwischen der niedrigsten <strong>und</strong> der höchsten<br />
Frequenz ist, mit der Axone Aktionspotentiale generieren können, desto mehr Information<br />
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