Grundkurs Tierphysiologie - Institut für Biologie und Neurobiologie ...
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6. Versuchstag:<br />
Simulation neuronaler Netzwerke<br />
An diesen Kurstag werden wir verschiedene Prinzipien synaptischer Übertragung an einem<br />
simulierten neuronalen Netzwerk veranschaulichen. Hierzu werden Sie mit Hilfe eines<br />
Computerprogramms die Rhythmogenese in einem künstlichen Nervennetzwerk analysieren.<br />
Wozu dienen Computersimulationen in der <strong>Neurobiologie</strong>? Zunächst müssen die<br />
wesentlichen Neuronen eines Netzwerkes identifiziert sein, ihre physiologischen<br />
Eigenschaften (Ionenströme, Aktionspotentiale, Transmitter) <strong>und</strong> die synaptischen<br />
Verschaltungen untereinander experimentell aufgeklärt sein. Dann kann es sinnvoll sein,<br />
Hypothesen über ihr Zusammenwirken in einem Netzwerk in einer Computersimulation<br />
mathematisch durchzuspielen. Das hat einige Vorteile: 1.) Hypothesen, die sich aus den<br />
experimentellen Arbeiten ableiten lassen, können mathematisch überprüft werden; 2.) die<br />
Vollständigkeit der Datenerhebung kann getestet werden; 3.) Vorhersagen über das<br />
biologische System, die sich aus Modellrechnungen ableiten lassen, können im Experiment<br />
überprüft werden; 4.) die Zahl der Tierexperimente kann u. U. verringert werden.<br />
Neuronale Schaltkreise<br />
Auch wenn sich die Gehirne <strong>und</strong> Nervensysteme von Organismen in vielen Aspekten unterscheiden,<br />
erfüllen alle ihre Funktion dadurch, dass die Neurone in einem Netzwerk kommunizieren.<br />
Nervensysteme bestehen aus vielen Tausenden oder Millionen von Nervenzellen, die<br />
über Synapsen miteinander vernetzt sind. Im Durchschnitt kontaktiert ein zentralnervöses<br />
Neuron andere Neurone mit tausenden synaptischen Verbindungen <strong>und</strong> empfängt<br />
Erregungen aus etwa gleich vielen Verbindungen mit anderen Neuronen. Daher besitzt das<br />
menschliche Gehirn, das r<strong>und</strong> 10 11 Neurone enthält, ungefähr 10 14 Verbindungen.<br />
Die chemische Synapse, der Ort der Signalübertragung zwischen zwei kommunizierenden<br />
Zellen, besteht aus drei Elementen: der präsynaptischen Endigung, der postsynaptischen<br />
Zellmembran <strong>und</strong> dem synaptischen Spalt. Chemische Synapsen können in Abhängigkeit<br />
von ihrem Transmitterrezeptor exzitatorisch (erregend) oder inhibitorisch (hemmend)<br />
wirken.<br />
Viele Erkenntisse über erregende Synapsen wurden an der neuromuskulären Endplatte<br />
der Wirbeltiere gewonnen. Von den Motoneuronen wird der Transmitter Acetylcholin (ACh)<br />
ausgeschüttet. Postsynaptisch wirkt ACh an der Muskelmembran an einem spezialisierten<br />
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