Studieren mit und ohne Abschluss. Studienerfolg ... - Peer Pasternack
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S. Schmid / J. Henke / P. <strong>Pasternack</strong><br />
• Unzulängliche Studienbedingungen erschweren hingegen das Studium von vielen Studienabbrechern,<br />
<strong>ohne</strong> indes der entscheidende Gr<strong>und</strong> für die Abbruchentscheidung zu sein, d.h. <strong>ohne</strong> unbedingt einen<br />
Abbruch des Studiums zu erzwingen. (Vgl. Heublein et al. 2009: 21)<br />
Leistungsprobleme waren in der neuesten Befragung von HIS der häufigste Gr<strong>und</strong>, das Studium abzubrechen.<br />
Dies bestätigt eine Befragung von <strong>Studieren</strong>den (Absolventen <strong>und</strong> eventuelle Abbrecher) im Rahmen<br />
der Konstanzer <strong>Studieren</strong>densurveys zur „Studiensituation <strong>und</strong> studentischen Orientierung“: Auch<br />
dort nannten auf die Frage nach erlebten Schwierigkeiten im Studium am meisten Studenten leistungsbezogene<br />
Aspekte.<br />
Leistungsbezogene Probleme stiegen nach den <strong>Studieren</strong>densurveys außerdem innerhalb der letzten Jahre<br />
stark an. Eine entsprechende Zunahme lässt sich auch in der Befragung durch HIS ablesen. 2008 nannten<br />
deutlich mehr Studienabbrecher Leistungsprobleme als Abbruchgr<strong>und</strong> als noch bei der Befragung von<br />
2000. Als Gr<strong>und</strong> für diesen Anstieg wird das neue Prüfungssystem angeführt. 2<br />
Mehrere Studien weisen darauf hin, dass Leistungsanforderungen <strong>und</strong> Zeitaufwand im Bachelor-Studium<br />
zwar nicht oder kaum höher sind als in herkömmlichen Studiengängen, die Arbeitsbelastung <strong>und</strong> der Leistungsdruck<br />
hier jedoch als deutlich höher empf<strong>und</strong>en werden. Dem können nicht abgestimmte Prüfungsinhalte,<br />
Defizite in der Studienplanung (von Seiten der Studenten <strong>und</strong> der Hochschulen), Präsenzpflichten<br />
<strong>und</strong> eine hohe Prüfungsdichte zu Gr<strong>und</strong>e liegen. Leistungsprüfungen finden im Bachelor-Studium in regelmäßigen<br />
Abständen <strong>und</strong> schon nach kurzer Zeit (im ersten Semester) statt. 3<br />
Die Entscheidung, das Studium abzubrechen, ist jeweils eine komplexe <strong>und</strong> prozessuale: Viele Faktoren<br />
spielen eine Rolle; die Abbrecher möchten die Abbruchentscheidung vor sich selbst rational begründen<br />
können; zudem können die Bedingungsfaktoren von den Abbrechern häufig gar nicht als solche identifiziert<br />
werden. Daher ist es sinnvoll, neben der Befragung von Studienabbrechern auch mögliche Bedingungsfaktoren<br />
des Studienabbruchs zu erfassen, die außerhalb der subjektiven Wahrnehmungen liegen.<br />
Ein Bedingungsfaktor ist selten allein für den Studienabbruch verantwortlich. Mit einer Verminderung<br />
möglicher abbruchfördernder Faktoren kann die Hochschule jedoch das Risiko von Studienabbrüchen reduzieren.<br />
In Übersicht 2 werden Faktoren aufgelistet, welche die Entscheidung für oder gegen einen Studienabbruch<br />
beeinflussen können.<br />
Übersicht 2: Mögliche Bedingungsfaktoren des Studienabbruchs<br />
Startbedingungen<br />
Herkunftsbedingungen<br />
Individuelle<br />
Studienvoraussetzungen<br />
Studienbezogene Faktoren<br />
Individuelle Faktoren<br />
Studienwahl<br />
Soziale Herkunft <strong>und</strong> Bildungsherkunft (Vorbildung Elternhaus)<br />
Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
Ausprägung persönlicher Kompetenzen (wie soziale <strong>und</strong> kulturelle Kompetenzen)<br />
Vorbildung / Ausbildung vor dem Studium (schulische Bildung, Berufsausbildung)<br />
Tätigkeiten zwischen Schulabschluss <strong>und</strong> Studienbeginn<br />
Alter bei Studienbeginn bzw. Erwerbstätigkeit vor Studienbeginn<br />
Studienerwartungen <strong>und</strong> (ausreichend / zu wenig) Informationen zum Studium / den Studienanforderungen<br />
(Unklare / klare) Berufsvorstellung<br />
Gründe / Motivation der Studienwahl (intrinsisch / extrinsisch)<br />
Individuelle Fachneigung<br />
2 Multrus/Ramm/Bargel (2010: 15f.), Bargel/Ramm/Multrus (2008: 23), Heublein et al. (2009: 21f.)<br />
3 Vgl. u.a. Multrus/Ramm/ Bargel (2010: 11f.), Metzger/Schulmeister (2011: 75f.), Heublein (2012: 3), Isserstedt et al.<br />
(2010: 323)