Studieren mit und ohne Abschluss. Studienerfolg ... - Peer Pasternack
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<strong>Studienerfolg</strong> <strong>und</strong> Studienabbrüche in Sachsen-Anhalt 63<br />
Leistungsdruck zum Teil von den <strong>Studieren</strong>den selbst geschaffen wird. Diesem selbstgemachten Druck<br />
könne im persönlichen Gespräch <strong>und</strong> ergänzend durch Informationen entgegengewirkt werden. 62<br />
Zudem kann beiden Problemlagen – mangelnde Studienmotivation <strong>und</strong> Leistungsprobleme -, obwohl sie<br />
sich in ihrer Ursache stark unterscheiden, <strong>mit</strong> weiteren Unterstützungsmaßnahmen <strong>und</strong> Änderungen der<br />
Lehr- <strong>und</strong> Lernkultur begegnet werden.<br />
Um die Motivation der <strong>Studieren</strong>den zu erhalten, wird vielerorts eine Veränderung der Didaktik gefordert.<br />
Dafür muss zuerst die Lehr- <strong>und</strong> Lernkultur des jeweiligen Fachbereichs betrachtet werden, um konkretere<br />
Maßnahmen formulieren zu können. Beispielsweise wird der Schwierigkeitsgrad mathematisch-naturwissenschaftlicher<br />
Fächer höher ver<strong>mit</strong>telt <strong>und</strong> empf<strong>und</strong>en als der anderer Fächer. Abgesehen von etwaigen<br />
tatsächlichen Unterschieden im Anspruchsniveau der Fächer, kann sich die Ver<strong>mit</strong>tlung hoher Schwierigkeitsgrade<br />
negativ auf das Selbstwirksamkeitskonzept auswirken <strong>und</strong> so demotivierend wirken. 63<br />
Hier könnten, neben der Ver<strong>mit</strong>tlung eines realistischen Bildes der Studieninhalte <strong>und</strong> des Studienablaufs,<br />
unterstützende Maßnahmen bezüglich des Lernprozesses – Entwicklung von Lernstrategien – <strong>und</strong> der Entwicklung<br />
einer soliden Selbstwirksamkeitseinschätzung den <strong>Studieren</strong>den helfen, dem Studienverlauf weiter<br />
zu folgen. Auch eine inhaltliche Entlastung zu Studienbeginn kann besonders in Fächern, deren Fachsprache<br />
<strong>und</strong> Lehrinhalte von der gekannten Sprache <strong>und</strong> bekannten Inhalten signifikant abweichen, erwogen<br />
werden.<br />
Vielen Ursachen von Leistungsproblemen kann durch den Auf- <strong>und</strong> Ausbau von Beratungs- <strong>und</strong> Unterstützungsangeboten<br />
begegnet werden. Tutorien <strong>und</strong> Brückenkurse können Hilfen zum Selbststudium <strong>und</strong><br />
studienrelevante Kenntnisse ver<strong>mit</strong>teln sowie Prüfungsleistungen vor- <strong>und</strong> nachbereiten.<br />
Ein häufiger Kritikpunkt an der universitären Lehre ist fehlender Praxisbezug. Wenn in bestimmten Fächergruppen<br />
eine Änderung der Studieninhalte bezüglich einer Zunahme an Praxisbezug nicht möglich ist,<br />
könnte zumindest dieser Sachverhalt den Studenten ver<strong>mit</strong>telt werden, um ein realistisches Bild der Studieninhalte<br />
zu geben. Dies kann in Tutorien oder innerhalb der Lehrveranstaltungen stattfinden.<br />
Kommen die <strong>Studieren</strong>den zu der Entscheidung, den gewählten Studiengang nicht weiterführen zu wollen,<br />
können Beratungsangebote bei einer Umorientierung der Studenten helfen.<br />
4.3 Maßnahmen zur Verbesserung allgemeiner Studienbedingungen<br />
Problematische Studienbedingungen erschweren das Studium bei besonders vielen Studienabbrechern,<br />
sind jedoch in keinem Studienbereich der häufigste ausschlaggebende Abbruchgr<strong>und</strong> (Heublein et al.<br />
2009).<br />
Zur Bearbeitung weiterer Problemlagen kann unter Umständen eine Anpassung des Studienangebots hilfreich<br />
sein, z.B. um die zeitliche Flexibilität zu erhöhen <strong>und</strong> die Vereinbarkeit des Studiums <strong>mit</strong> unterschiedlichen<br />
Lebenssituationen zu ermöglichen. Die häufigste Problemlage, die aufgr<strong>und</strong> von zeitlichen<br />
Konflikten zum Abbruch führt, sind finanzielle Probleme <strong>und</strong> da<strong>mit</strong> notwendige parallele Erwerbstätigkeit.<br />
Finanzielle Probleme sind in mehreren Studienbereichen der häufigste Abbruchgr<strong>und</strong>. Im Gegensatz zum<br />
Abbruchgr<strong>und</strong> „unzulängliche Studienbedingungen“ treten diese häufiger an Fachhochschulen auf. Nach<br />
den Untersuchungen durch HIS sind finanzielle Gründe häufiger an Fachhochschulen (27 %) als an Universitäten<br />
(17 %) der entscheidende Faktor, das Studium vorzeitig zu beenden. Eine Erklärung hierfür ist der<br />
an FHs größere Anteil an <strong>Studieren</strong>den aus einkommensschwächeren Elternhäusern <strong>und</strong> an <strong>Studieren</strong>den,<br />
die über den zweiten Bildungsweg an die Hochschule kamen, daher älter sind <strong>und</strong> zuvor häufig schon erwerbstätig<br />
waren. (Heublein et al. 2009: 25, 32)<br />
62 Interview Tina Küstenbrück, Projektleiterin Transferzentrum – Career Center & wissenschaftliche Weiterbildung<br />
der MLU, 22.01.2013.<br />
63 Fellenberg/Hannover (2006: 396), Stinebrickner/Stinebrickner (2011: 5)