Studieren mit und ohne Abschluss. Studienerfolg ... - Peer Pasternack
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<strong>Studienerfolg</strong> <strong>und</strong> Studienabbrüche in Sachsen-Anhalt 15<br />
2.1.2 Startbedingungen<br />
Für die schulische Vorbildung – gemessen anhand der Note der Hochschulzugangsberechtigung (HZB) –<br />
wurde in mehreren Studien Aussagekraft für den <strong>Studienerfolg</strong> nachgewiesen. Dabei erwiesen sich vor allem<br />
mathematische Kompetenzen (Mathematiknote) als bedeutsam für den <strong>Studienerfolg</strong>. Mathematische<br />
Kompetenzen korrelieren <strong>mit</strong> strukturiertem <strong>und</strong> logischem Denken <strong>und</strong> wirken sich über alle Fächergruppen<br />
hinweg positiv auf die <strong>Studienerfolg</strong>saussichten aus. Im Umkehrschluss sind <strong>Studieren</strong>de <strong>mit</strong><br />
schlechterer HZB- <strong>und</strong> schlechterer Mathematiknote gefährdeter, das Studium vorzeitig zu beenden. Eine<br />
schlechtere HZB-Note kann auch dazu führen, im Wunschfach nicht zugelassen zu werden (zulassungsbeschränkte<br />
Studiengänge). Das wirkt sich wiederum negativ auf die Studienmotivation im ersatzweise gewählten<br />
Studiengang aus. 6<br />
Es wird angenommen, dass Studienanfänger/innen <strong>mit</strong> Wissens- oder Sprachdefiziten bei Studienbeginn<br />
gefährdeter sind, das Studium abzubrechen. Solche Defizite erschweren das Studium schon in der Eingangsphase<br />
<strong>und</strong> wirken sich auf die Leistung sowie die Integration aus:<br />
• Dies betrifft ausländische <strong>Studieren</strong>de: Sie müssen ggf. sprachliche Defizite ausgleichen <strong>und</strong> steigen<br />
zum Teil <strong>mit</strong> anderen Voraussetzungen, z.B. bildungskulturellen Differenzen (andere Lehr- <strong>und</strong> Lernkultur),<br />
in das Hochschulsystem ein. 7<br />
• Aber auch alle anderen <strong>Studieren</strong>den, unabhängig von ihrer Herkunft, müssen sich eine oder mehrere<br />
bislang fremde Fachsprachen aneignen: Fehlendes Vokabular muss zusätzlich zu dem bestehenden<br />
Lernpensum zu Beginn des Studiums angeeignet werden.<br />
Im Projekt KoDeS an der Universität Kassel konnte bei der überwiegenden Mehrheit der <strong>Studieren</strong>den<br />
besonders in der Studieneingangsphase eine Weiterentwicklung der sprachlichen Kompetenzen beobachtet<br />
werden. „Offenbar müssen bestimmte Bereiche der Sprachkompetenz für den Wissenschaftskontext<br />
von allen neu erworben werden“ (Berthold et al. 2012: 88). Die Schwierigkeit des Erlernens der jeweiligen<br />
Fachsprache (neben einem fächerübergreifenden Vokabular) unterscheidet sich dabei in Abhängigkeit von<br />
schulischen oder alltäglichen Vorkenntnissen der jeweiligen Fachsprache.<br />
Neben der indirekten Auswirkung, welche die sozio-ökonomische Herkunft <strong>und</strong> die da<strong>mit</strong> zusammenhängenden<br />
Schulbildungschancen auf den <strong>Studienerfolg</strong> haben, werden auch direktere Wirkungen angenommen.<br />
Einige Autoren gehen davon aus, dass Studienanfänger/innen aus bildungsferneren Schichten<br />
größere Anpassungsleistungen erbringen müssen, da sie dem institutionellen Habitus der Hochschule –<br />
Werte, Wissen, Sprache – weniger ähneln als <strong>Studieren</strong>de aus bildungsnahen Schichten. 8 Sie müssen zusätzlich<br />
zu den Leistungsanforderungen ihre bisherige Sichtweise hinterfragen <strong>und</strong> an die vorherrschenden<br />
<strong>und</strong> als legitim angesehenen Praktiken innerhalb der Hochschule anpassen (Habitus Adaption). Dies<br />
erschwert die akademische <strong>und</strong> u.U. auch die soziale Integration <strong>und</strong> kann einen Abbruch begünstigen.<br />
(U.a. Byrom/Lightfoot 2012: 127ff., Thomas 2002: 430ff.)<br />
6 u.a. Albrecht/Nordmeier (2011: 144), Heublein et al. (2009: 78), Lewin/Lischka (2004a: 38)<br />
7 Berthold et al. (2012: 88), Burkhart/Heublein/Wank (2011: 50ff.), Heublein et al. (2012: 33ff.). Ausländische <strong>Studieren</strong>de<br />
brechen wesentlich häufiger als deutsche Studenten ihr Studium an deutschen Hochschulen ab. Allerdings<br />
konnte bei ihnen über die letzten Jahre ein stetiger Rückgang der Abbruchquoten verzeichnet werden. HIS errechnete<br />
in der Absolventenstudie 2010 für die Bildungsausländer in Bachelor-Studiengängen eine vergleichbar geringe<br />
Abbruchquote von 46 %. Unter den diplom- <strong>und</strong> magisterstudierenden Bildungsausländern brachen 63 % das Studium<br />
vorzeitig ab. Die Studienabbruchquote der Bezugsgruppe Absolventen des Jahres 2008 lag unter den Bildungsausländern<br />
bei 50 %. Unter den Absolventen 2005 brachen noch 65 % der Bildungsausländer das Studium vorzeitig ab.<br />
Die Abbruchquote der Bildungsinländer sank weniger stark von 45 % 2005 auf 42 % der Bachelor-<strong>Studieren</strong>den <strong>und</strong><br />
38 % der Diplom-/Magister-<strong>Studieren</strong>den in der Absolventenstudie 2010. (Burkhart/Heublein/Wank 2011: 50, Heublein<br />
et al. 2012: 33f., 38)<br />
8 Reay/Crozier/Clayton (2009: 14) nehmen zudem eine stark von der Herkunft abhängige Selbstwirksamkeitseinschätzung<br />
an. <strong>Studieren</strong>de aus bildungsferneren Schichten verfügen demnach über eine geringere Selbstwirksamkeitseinschätzung,<br />
die sich wiederum auf den <strong>Studienerfolg</strong> auswirken kann.