Studieren mit und ohne Abschluss. Studienerfolg ... - Peer Pasternack
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<strong>Studienerfolg</strong> <strong>und</strong> Studienabbrüche in Sachsen-Anhalt 67<br />
Neben der Erarbeitung fachlicher Inhalte geht es insbesondere um die Fertigkeit der Entschlüsselung von<br />
Zusammenhängen <strong>und</strong> darum, individuelle Strukturierungs-, Bewertungs- <strong>und</strong> Kommunikationsfertigkeiten<br />
zu entwickeln, <strong>mit</strong>hin: um überfachliche <strong>und</strong> multifunktionale Fertigkeiten – die sog. Schlüsselqualifikationen.<br />
Traditionell wurde angenommen, diese Fertigkeiten würden an einer Universität nach Humboldtschem<br />
Muster gleichsam nebenher erworben. Dies wurde <strong>und</strong> wird <strong>mit</strong> der massiv ausgeweiteten<br />
Bildungsbeteiligung in gleichzeitig unterfinanzierten Hochschulen zunehmend fragwürdig. Die Alternative<br />
besteht darin, die Erarbeitung von Schlüsselqualifikationen nicht in separierte Studienmodule zu delegieren,<br />
sondern sie weitgehend in die Fachstudien zu integrieren. Dort müssen diese überfachlichen Fertigkeiten<br />
expliziert, in Modulbeschreibungen ausdrücklich ausgewiesen, in den Lehrveranstaltungen thematisiert<br />
<strong>und</strong> in Prüfungen als Teilleistung einbezogen werden.<br />
Berufsorientierung wird in diesem Sinne als Orientierung auf beruflichen Einsatz, der im Studium noch<br />
nicht konkret bestimmt sein kann, verstanden. Flexibilität hinsichtlich dessen, was die konkreten beruflichen<br />
Einsätze dann erfordern werden, ist insofern ein zentrales Kompetenzmerkmal der Absolventinnen<br />
<strong>und</strong> Absolventen. Gerade die in Sachsen-Anhalt dominierende klein- <strong>und</strong> <strong>mit</strong>telständische Wirtschaft als<br />
ein zentraler Abnehmer der Hochschulabsolventen benötigt keine frühzeitig verengten Spezialisten, sondern<br />
in diverse Aufgaben einarbeitungsfähiges Personal. Die Beschäftigung eindeutig fokussierter Spezialisten<br />
können sich eher Großunternehmen leisten.<br />
Die Heterogenität der <strong>Studieren</strong>denschaft, von deren Steigerung für die Zukunft ausgegangen werden<br />
kann, umfasst Persönlichkeitsmerkmale <strong>und</strong> individuelle Erfahrungshintergründe (individuelle Faktoren),<br />
Wohn- <strong>und</strong> Lebenssituationen (soziale Faktoren) sowie situationsspezifische Differenzierungsmerkmale<br />
(Lernervariablen). Speziell im Blick auf die <strong>Studieren</strong>den als Lernende bezeichnet Heterogenität deren Unterschiedlichkeit<br />
hinsichtlich der Merkmale, die als lernrelevant eingeschätzt werden. Das sind beispielsweise<br />
das Lernverhalten <strong>und</strong> die Lernmotivation. Relevant für die Heterogenität der <strong>Studieren</strong>den sind<br />
dabei immer auch Merkmale, die im Einflussbereich weder der Einzelnen noch der Institution liegen, die<br />
sich aber auf Lernerfolg (z.B. Erfahrungshintergr<strong>und</strong>), <strong>Studieren</strong>denleben (z.B. Sozialverhalten) oder den<br />
Zugang zu Ressourcen (z.B. Ges<strong>und</strong>heitszustand) auswirken.<br />
Mittlerweile gibt es aber zumindest ein umfängliches Set an Instrumenten, die auf der Organisationsebene<br />
einen produktiven Umgang <strong>mit</strong> Heterogenität ermöglichen. Diese Instrumente haben entweder die<br />
Einzelnen oder spezielle Gruppen, bspw. Minderheiten, im Blick. Anhand Übersicht 45 kann jede Hochschule,<br />
jeder Fachbereich oder Studiengang überprüfen, wieweit im eigenen Hause die Heterogenität<br />
bereits im Alltag der Organisation angekommen ist – <strong>und</strong> wo ggf. noch Handlungsbedarfe bestehen.