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Studieren mit und ohne Abschluss. Studienerfolg ... - Peer Pasternack

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S. Schmid / J. Henke / P. <strong>Pasternack</strong><br />

ten hier daran ansetzen, berufliche Perspektiven aufzuzeigen, vor dem Studium ausreichend zu informieren<br />

<strong>und</strong> Beratungsleistungen u.a. bei finanziellen Problemen zu bieten.<br />

4.5 Heterogenitätsbewältigung<br />

Reduzierte Studienanfängerjahrgänge <strong>und</strong> gleichzeitig erheblicher Fachkräftebedarf erfordern es, dass<br />

auch solche jungen Menschen für ein Hochschulstudium motiviert werden, die für ihre individuelle Qualifizierung<br />

bisher eher nichtakademische Optionen präferiert hätten. Das heißt, die Heterogenität der <strong>Studieren</strong>den<br />

wird deutlich zunehmen. Diese betrifft nicht allein die differenzierten kognitiven Anfangsausstattungen<br />

der <strong>Studieren</strong>den, sondern auch unterschiedliche (berufs-)biografische Erfahrungshintergründe,<br />

kulturelle Herkünfte (sozial oder/<strong>und</strong> ethnisch), Lebensalter sowie Erwartungen <strong>und</strong> Intentionen, die<br />

sich individuell <strong>mit</strong> einem Hochschulstudium verbinden.<br />

Diese demografisch bedingt heterogener werdende <strong>Studieren</strong>denschaft sollte nicht als Träger von Begabungsmängeln,<br />

sondern gr<strong>und</strong>sätzlich als erfolgreich qualifizierungsfähige Klientel betrachtet werden.<br />

Heterogenität von <strong>Studieren</strong>denkohorten, besonders von <strong>Studieren</strong>dengruppen innerhalb einer Lehrveranstaltung,<br />

wird von den Lehrenden in der Regel als Problem wahrgenommen. Je mehr die individuellen<br />

Kompetenzen der Studienanfänger differieren, desto anspruchsvoller ist die Herstellung einer Schnittmenge<br />

<strong>mit</strong> den gr<strong>und</strong>legenden, spezifischen Anforderungen eines Studiums. 67 Im Kontrast dazu findet<br />

sich in der Didaktik konstruktivistischer Prägung die Position, dass sich aus der Heterogenität von Lerngruppen<br />

didaktische Funken schlagen lassen können. Dazu bedarf es jedoch spezifischer, nämlich heterogenitätssensibler<br />

Fertigkeiten der Lehrenden.<br />

Der Hochschullehrerberuf ist durch eine erhebliche Rollenkomplexität gekennzeichnet <strong>und</strong> erfordert die<br />

souveräne Bewältigung von Herausforderungen in Lehre, Forschung, Nachwuchsförderung, Mitteleinwerbung,<br />

Mitarbeiterführung, Teamorganisation, Zeitmanagement, Netzwerkmanagement, Medienbeherrschung<br />

sowie Kommunikation nach innen <strong>und</strong> außen. Dies ist zu berücksichtigen, wenn Lehrende für Lehre<br />

<strong>und</strong> Betreuung ertüchtigt werden sollen, die heutigen <strong>und</strong> künftigen Anforderungen gerecht werden.<br />

Entsprechende Angebote stoßen dann auf Zustimmung, wenn ihre Transaktionskosten für die Lehrenden<br />

nicht höher sind als die sich einstellenden Effekte – bzw. positiv formuliert: Die individuelle Neigung, sich<br />

didaktische <strong>und</strong> Lehrorganisationskompetenzen anzueignen, ist umso höher, je deutlicher die daraus resultierenden<br />

Lehr-Lern-Effekte den deshalb zu treibenden Aufwand überschreiten.<br />

Insoweit bedarf es einer aufwandsrealistischen Hochschuldidaktik, die in Rechnung stellt, dass die Lehrenden<br />

eine komplexe Berufsrolle auszufüllen haben <strong>und</strong> praktisch permanent <strong>mit</strong> Zeitproblemen kämpfen<br />

– m. a. W.: dass sie auch bei gutem Willen häufig nicht in der Lage sind, komplizierte <strong>und</strong> aufwändige<br />

Handlungsalgorithmen für die Bewältigung von Lehr-Lern-Situationen zunächst zu studieren <strong>und</strong> sie hernach<br />

<strong>mit</strong> entsprechendem Vor- <strong>und</strong> Nachbereitungsaufwand anzuwenden. Die Kunst der hochschuldidaktischen<br />

Angebote muss daher darin bestehen, für real gegebene – statt ideal gedachte – Bedingungen<br />

Lösungen zu offerieren, deren Anwendung die Anzahl der Probleme der Lehrenden nicht vergrößert, sondern<br />

minimiert.<br />

Als Ziele des Studiums können Wissenserwerb, Fähigkeit- <strong>und</strong> Fertigkeitsausprägung sowie kritisches<br />

Denken <strong>und</strong> Persönlichkeitsentwicklung festgehalten werden. Dies schließt an die einschlägige wissenschaftliche<br />

Kompetenzdebatte an. Jenseits berufspraktischer Verkürzungen bezeichnen Kompetenzen<br />

danach auch die Voraussetzungen, die für den Einsatz von Fähigkeiten <strong>und</strong> Fertigkeiten, Wissen <strong>und</strong> Bildung<br />

gr<strong>und</strong>legend bzw. ursächlich sind. „Kompetenzen sind kein bloßes bzw. ‚leeres’ Wissen, sondern<br />

praktizierbares <strong>und</strong> praktiziertes Wissen“. Zum einen könne auf dieses Wissen dauerhaft zurückgegriffen<br />

werden. Zum anderen passe sich dieses Wissen flexibel an wechselnde Kontexte an. Insofern verschmelze<br />

im Kompetenzbegriff das ‚Können’ <strong>und</strong> ‚Wollen’. (Sander 2010: 4f.)<br />

67 siehe oben 2.3 Zeitpunkt des Studienabbruchs – kritische Studienphasen

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