Die Anzeigepflicht von Ärzten, Jugendwohlfahrtseinrichtungen und ...

Strafrechtsdogmatische Aspekte
3.2.3. § 85 StGB Körperverletzung mit schweren Dauerfolgen
§ 85. Hat die Tat für immer oder für lange Zeit
1. den Verlust oder eine schwere Schädigung der Sprache, des
Sehvermögens, des Gehörs oder der Fortpflanzungsfähigkeit,
2. eine erhebliche Verstümmelung oder eine auffallende Verunstaltung
oder
3. ein schweres Leiden, Siechtum oder Berufsunfähigkeit des
Geschädigten zur Folge,
so ist der Täter mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren
zu bestrafen.
Auch in § 85 StGB sind unselbständige Qualifikationen des Grunddelikts
der Körperverletzung nach § 83 Abs 1 oder Abs 2 StGB normiert. Es handelt sich
dabei um Erfolgsqualifikationen nach § 7 Abs 2 StGB, wonach auf der subjektiven
Ebene bereits Fahrlässigkeit genügt, um den Tatbestand zu erfüllen. 203
§ 85 Z 1 StGB betrifft den Verlust oder die schwere Schädigung der
Sprache, des Sehvermögens, des Gehörs und der Fortpflanzung. Unter
Sprache wird die Fähigkeit zu artikuliertem Reden verstanden, deren Verlust oder
schwere Schädigung auch psychisch bedingt möglich ist. Mit Sehvermögen ist die
Fähigkeit, Dinge mit den Augen wahrzunehmen, gemeint. Gehör bedeutet
artikulierte Laute zu verstehen. Die Fortpflanzungsfähigkeit erfasst die Beischlafs-,
Zeugungs-, Empfängnis- und Gebärfähigkeit. 204
Mit der in § 85 Z 2 StGB normierten erheblichen Verstümmelung sind der
Verlust eines wesentlichen Körperteils vor allem von Gliedmaßen, wie Arm, Bein,
203 Burgstaller/Fabrizy in Höpfel/Ratz, Wiener Komm zum StGB 2 § 85 Rz 2 ff; Messner in
Triffterer/Rosbaud/Hinterhofer, Salzburger Komm zum StGB § 85 Rz 1, 9, 49;
Leukauf/Steininger, StGB 3 § 85 Rz 1, 20.
204 Burgstaller/Fabrizy in Höpfel/Ratz, Wiener Komm zum StGB 2 § 85 Rz 5 ff; Leukauf/Steininger,
StGB 3 § 85 Rz 5 ff; Messner in Triffterer/Rosbaud/Hinterhofer, Salzburger Komm zum StGB
§ 85 Rz 26 ff.
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