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Die Apokryphen - Verborgene Bücher der Bibel

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114<br />

Grundbesitz und Gold zu gewähren. 57 Auch sandte er alle Geräte, die Cyrus aus Babel ausgeschieden hatte; alles, was Cyrus versprochen<br />

hatte zu tun, das gab er nun Befehl zu tun und nach Jerusalem zu senden.<br />

58 Als <strong>der</strong> Jüngling hinausging, erhob er sein Antlitz in <strong>der</strong> Richtung auf Jerusalem zum Himmel, pries den König des Himmels und sprach:<br />

59 Von dir kommt <strong>der</strong> Sieg, von dir kommt die Weisheit! Dein ist die Ehre, und ich bin dein Knecht! 60 Gepriesen seist du, <strong>der</strong> mir Weisheit<br />

gab! Dir bekenne ich es, Herr <strong>der</strong> Väter! 61 Dann nahm er die Briefe in Empfang, ging fort, begab sich nach Babel und meldete es allen<br />

seinen Volksgenossen. 62 Und sie priesen den Gott ihrer Väter, daß er ihnen Erlaubnis und Freiheit geschenkt hatte, 63 heimzukehren und<br />

Jerusalem, sowie den Tempel, <strong>der</strong> nach seinem Namen genannt war, wie<strong>der</strong> zu bauen. Dann hielten sie sieben Tage lang Gelage mit<br />

fröhlichem Gesang.<br />

Textquelle: Das vierte Makkabäerbuch. Prolog.<br />

1 Echt philosophisch ist die Ansprache, die ich über die Frage halten will, ob die fromme Vernunft Selbstherrscherin <strong>der</strong> Triebe ist. Darum<br />

darf ich Euch wohl mit Recht den Rat geben, auf diese Philosophie aufmerksam zu achten. 2 Ist doch die Ansprache so, daß ein jeglicher sich<br />

mit ihr vertraut machen muß, und enthält sie doch in beson<strong>der</strong>er Weise <strong>der</strong> größten Tugend, ich meine <strong>der</strong> Einsicht, Lobpreis! 3 Ist es also<br />

klar, daß die Vernunft die <strong>der</strong> Besonnenheit hin<strong>der</strong>nd entgegenstehenden Triebe, Freßsucht und Gier, beherrscht? - 4 Aber auch, daß sie über<br />

die die Gerechtigkeit hemmenden Triebe, wie die Bosheit, gebietet und über die die Mannhaftigkeit hemmenden Triebe, Erregung, Schmerz<br />

und Furcht?<br />

5 Wie kommt es nun, könnten vielleicht einige einwenden, daß die Vernunft, wenn sie über die Triebe herrscht, über Vergessen und<br />

Unwissenheit nicht regiert? 6 Was sie damit sagen wollen, ist etwas Lächerliches: Denn nicht über ihre eigenen feindlichen Triebe herrscht<br />

die Vernunft, son<strong>der</strong>n über die <strong>der</strong> Gerechtigkeit, <strong>der</strong> Mannhaftigkeit, <strong>der</strong> Besonnenheit und <strong>der</strong> Einsicht feindlichen, und auch über diese<br />

nicht so, daß sie dieselben ausrottet, son<strong>der</strong>n so, daß sie ihnen nicht nachgibt.<br />

7 An mancherlei Beispielen hierher und dorther könnte ich Euch nun zeigen, daß die fromme Vernunft Selbstherrin <strong>der</strong> Triebe ist. 8 Am<br />

Allerbesten aber glaube ich es beweisen zu können, ausgehend von <strong>der</strong> wackeren Männlichkeit <strong>der</strong>er, die <strong>der</strong> Tugend zuliebe den Tod<br />

erlitten, des Eleazaros, <strong>der</strong> Sieben Brü<strong>der</strong> und ihrer Mutter. 9 Denn indem diese <strong>der</strong> Schmerzen bis zum Tod allesamt nicht achteten, zeigten<br />

sie, daß die Vernunft über die Triebe Gewalt hat.<br />

10 So liegt mir denn ob, wegen ihrer Tugenden die Männer zu preisen, die <strong>der</strong> Tugend zuliebe um diese Zeit mit ihrer Mutter gestorben sind.<br />

Um ihrer Ehren willen aber möchte ich sie selig preisen: 11 Denn ob ihrer Mannhaftigkeit und Ausdauer nicht nur von allen Menschen,<br />

son<strong>der</strong>n auch von ihren Peinigern bewun<strong>der</strong>t, sind sie die Ursache gewesen, daß die auf dem Volke lastende Tyrannei zunichte gemacht<br />

wurde, indem sie den Tyrannen durch die Ausdauer besiegten also, daß durch sie das Vaterland geläutert wurde. 12 Aber hierüber zu reden<br />

wird mir sogleich vergönnt sein, nachdem ich, wie ich das zu tun gewohnt bin, die Betrachtung des Lehrsatzes an den Anfang gestellt haben<br />

werde. Dann werde ich mich zur Betrachtung ihrer Geschichte wenden, Ehre gebend dem allweisen Gott.<br />

Erster Hauptteil. Philosophische Betrachtung des Lehrsatzes.<br />

13 Wir untersuchen also jetzt die Frage, ob die Vernunft Selbstherrin <strong>der</strong> Triebe ist. 14 Da wollen wir bestimmen, was denn Vernunft ist und<br />

was Trieb, ferner wie viele Arten von Trieben es gibt, und ob diese alle die Vernunft beherrscht. 15 Vernunft also ist Verstand, <strong>der</strong> mit<br />

richtiger Überlegung das Leben <strong>der</strong> Weisheit erwählt. 16 Weisheit aber ist Erkenntnis göttlicher und menschlicher Dinge und ihrer Gründe.<br />

17 <strong>Die</strong>se wie<strong>der</strong> ist näher zu bestimmen als die durch das Gesetz erlangte Bildung, durch die wir das Göttliche in würdiger und das Menschliche<br />

in för<strong>der</strong>n<strong>der</strong> Weise erlernen. 18 Der Weisheit Arten stellen dar Einsicht, Gerechtigkeit, Mannhaftigkeit und Besonnenheit. 19 <strong>Die</strong><br />

vorzüglichste von allen aber ist die Einsicht; ist sie es doch, von <strong>der</strong> aus die Vernunft die Triebe beherrscht.<br />

20 Unter den Trieben aber sind zwei Gewächse die wesentlichsten, Lust und Schmerz, die beide auch die Seele umwachsen. 21 Nun umgibt<br />

die Lust und den Schmerz auch ein zahlreiches Gefolge von Trieben: 22 Vor <strong>der</strong> Lust her geht die Gier, hinter <strong>der</strong> Lust die Freude. 23 Vor<br />

dem Schmerz her geht die Angst, hinter dem Schmerz <strong>der</strong> Kummer. 24 Ein <strong>der</strong> Lust und dem Schmerze gemeinsamer Trieb ist die Erregung,<br />

was sich zeigt, wenn man über sie nachsinnt, sobald sie einen befallen hat. 25 Unter den Begriff Lust fällt ferner <strong>der</strong> vielgestaltigste von allen<br />

Trieben, jene sittliche Verkommenheit, 26 die sich an <strong>der</strong> Seele als Prahlerei, Geldgier, Ehrgeiz, Zanksucht und Klatschsucht äußert, 27 an<br />

dem Leibe als nimmersattes Fressen, Schlingen und Alleinprassen. 28 Wie nun Lust und Schmerz gleichsam zwei Pflanzen des Leibes und<br />

<strong>der</strong> Seele sind, so gibt es viele Nebensprößlinge dieser Triebe. 29 <strong>Die</strong>se alle putzt die Allgärtnerin Vernunft entwe<strong>der</strong> aus o<strong>der</strong> beschneidet<br />

sie, umwickelt sie, begießt sie o<strong>der</strong> leitet das Wasser ganz fort und veredelt so die Natur <strong>der</strong> Stimmungen und Triebe. 30 Denn die Vernunft<br />

ist <strong>der</strong> Tugenden Führerin, aber <strong>der</strong> Triebe Selbstherrin.<br />

Seht denn nun fürs erste durch die Betrachtung <strong>der</strong> <strong>der</strong> Besonnenheit hin<strong>der</strong>nd entgegenstehenden Dinge, daß die Vernunft Selbstherrin <strong>der</strong><br />

Triebe ist. 31 Besonnenheit ist Beherrschung <strong>der</strong> Begierden. 32 Von den Begierden aber sind die einen seelisch, die an<strong>der</strong>en leiblich, und daß<br />

diese beiden die Vernunft beherrscht, ist klar. 33 Denn wie käme es sonst, daß wir uns zu den verbotenen Nahrungsmitteln zwar hingezogen<br />

fühlen, die von ihnen verheißenen Freuden aber verabscheuen? Liegt da nicht die Tatsache vor, daß die Vernunft imstande ist, die Gelüste zu<br />

beherrschen? Ich für mein Teil glaube es. 34 Deshalb, wenngleich es uns nach Wassertieren gelüstet und nach Vögeln und Vierfüßlern, kurz,<br />

nach den mancherlei Speisen, die uns nach dem Gesetz untersagt sind, so sind wir doch enthaltsam vermöge <strong>der</strong> Übermacht <strong>der</strong> Vernunft. 35<br />

Denn entgegengehalten werden die durch den besonnenen Verstand umgewandelten gelüstenden Triebe, und geknebelt werden alle<br />

Regungen des Leibes durch die Vernunft.<br />

1 Ferner: was braucht man sich darüber zu verwun<strong>der</strong>n, daß auch bis zu einer Vereinigung mit <strong>der</strong> Schönheit drängenden Begierden <strong>der</strong><br />

Seele ihre Kraft verlieren? 2 Der besonnene Joseph wenigstens wird doch deshalb gelobt, weil er durch Überlegung Gewalt erlangte über die<br />

Wollust. 3 Denn obschon ein Jüngling in voller Reife für den Verkehr, entkräftete er doch durch die Vernunft die Brunst <strong>der</strong> Triebe. 4 Es ist<br />

übrigens klar, daß die Vernunft nicht nur die Brünstigkeit <strong>der</strong> Wollust beherrscht, son<strong>der</strong>n eine jede Begierde. 5 Es sagt wenigstens das<br />

Gesetz: Laß dich nicht gelüsten deines Nächsten Weibes noch alles, das dein Nächster hat. 6 Doch aus <strong>der</strong> Tatsache, daß das untrügliche<br />

Gesetz es ist, das den Ausspruch getan hat, wir sollten uns nicht gelüsten lassen, glaube ich Euch noch viel überzeugen<strong>der</strong> als durch das<br />

einzelne Beispiel des Joseph dartun zu können, daß die Vernunft im Stande ist, über die Begierden zu herrschen.<br />

So auch über die <strong>der</strong> Gerechtigkeit hin<strong>der</strong>nd entgegenstehenden Triebe. 7 Denn wie könnte sonst jemand, <strong>der</strong> ein gewohnheitsmäßiger<br />

Alleinprasser, Fresser und Säufer ist, umerzogen werden, wenn nicht offenbar die Vernunft Gebieterin <strong>der</strong> Triebe wäre? 8 Ein Mensch<br />

jedenfalls, <strong>der</strong> nach dem Gesetze wandelt, bezwingt, auch wenn er geldgierig sein sollte, auf <strong>der</strong> Stelle sein eigentliches Wesen; er borgt den<br />

Bedürftigen ohne Zinsen, trotzdem er <strong>der</strong>einst, wenn die Siebentjahre kommen, sogar des verliehenen Kapitals verlustig geht. 9 Und wenn<br />

jemand auch sparsam ist, so läßt er sich doch durch die Vernunft von dem Gesetze beherrschen und hält we<strong>der</strong> Fruchtnachlese auf den<br />

abgeernteten Fel<strong>der</strong>n noch Traubennachlese in den Weinbergen.<br />

Auch an an<strong>der</strong>en Tatsachen ist zu erkennen, daß die Vernunft über die Triebe herrscht. 10 Denn einmal herrscht das Gesetz über die<br />

Zuneigung zu den Eltern: es gibt selbst um ihretwillen die Tugend nicht preis. 11 Weiter beherrscht es die Liebe zur Gattin: im Fall eines<br />

Vergehens weist es sie zurecht. 12 Ferner gebietet es über die Liebe zu den Kin<strong>der</strong>n: im Fall einer Schlechtigkeit bestraft es sie. Endlich<br />

regiert es auch über die Anhänglichkeit an die Freunde: im Fall einer Bosheit gibt es ihnen einen Verweis. 13 Ihr braucht übrigens nicht zu<br />

wähnen, daß dies alles etwas Unglaubliches sei: ist doch die Vernunft imstande, durch das Gesetz sogar den Feindeshaß zu beherrschen! 14<br />

Sie unterläßt es, im Kriege die Nutzpflanzungen <strong>der</strong> Feinde durch Umhauen <strong>der</strong> Bäume zu verwüsten; sie nimmt sich des verirrten Viehs, das<br />

etwa den persönlichen Gegnern entlaufen ist, rettend an und hilft dem unter seiner Last zusammengebrochenen Vieh des persönlichen<br />

Gegners wie<strong>der</strong> auf.

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