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Die Apokryphen - Verborgene Bücher der Bibel

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als Übeltäter und solche, die den Tempel anzünden wollten. Wegen all dieser Dinge fasteten wir und saßen trauernd und weinend da Nacht<br />

und Tag bis zum Sabbat.<br />

Als sich aber die Schriftgelehrten und Pharisäer und Ältesten miteinan<strong>der</strong> versammelten und hörten, daß das ganze Volk murre und sich an<br />

die Brust schlage und sage: >Wenn bei seinem Tode diese überaus großen Zeichen geschehen sind, so sehet, wie gerecht er war!< Da<br />

fürchteten sie sich und kamen zu Pilatus, baten ihn und sprachen: >Gib uns Soldaten, damit wir sein Grab drei Tage lang bewachen, damit<br />

nicht seine Jünger kommen und ihn stehlen, und das Volk glaube, er sei von den Toten auferstanden, und uns Böses antue.< Pilatus gab ihnen<br />

den Hauptmann Petronius mit Soldaten, um das Grab zu bewachen. Mit diesen kamen Älteste und Schriftgelehrte zum Grabe. Alle, die<br />

dort waren, wälzten zusammen mit dem Hauptmann und den Soldaten einen großen Stein herbei und legten ihn vor den Eingang des Grabes<br />

und legten sieben Siegel an, schlugen ein Zelt auf und hielten Wache.<br />

Frühmorgens, als <strong>der</strong> Sabbat anbrach, kam ein Volkshaufe aus Jerusalem und <strong>der</strong> Umgebung, um das versiegelte Grab zu sehen. In <strong>der</strong> Nacht<br />

aber, in welcher <strong>der</strong> Herrntag aufleuchtete, als die Soldaten, jede Ablösung zu zweit, Wache standen, erscholl eine laute Stimme am Himmel,<br />

und sie sahen die Himmel geöffnet und zwei Männer in einem großen Lichtglanz von dort hernie<strong>der</strong>steigen und sich dem Grabe nähern.<br />

Jener Stein, <strong>der</strong> vor den Eingang des Grabes gelegt war, geriet von selbst ins Rollen und wich zur Seite, und das Grab öffnete sich, und beide<br />

Jünglinge traten ein.<br />

Als nun jene Soldaten dies sahen, weckten sie den Hauptmann und die Ältesten - auch diese waren nämlich bei <strong>der</strong> Wache zugegen. - Und<br />

während sie erzählten, was sie gesehen hatten, sehen sie wie<strong>der</strong>um drei Männer aus dem Grabe herauskommen und die zwei den einen<br />

stützen und ein Kreuz ihnen folgen und das Haupt <strong>der</strong> zwei bis zum Himmel reichen, dasjenige, des von ihren an <strong>der</strong> Hand geführten aber die<br />

Himmel überragen. Und sie hörten eine Stimme aus den Himmeln rufen: »Du hast den Entschlafenen gepredigt«, und es wurde vom Kreuze<br />

her die Antwort laut: > JaDenn es ist besser für unsuns <strong>der</strong> größten Sünde vor Gott schuldig zu machen, als in die Hände des Judenvolkes zu<br />

fallen und gesteinigt zu werden.< Pilatus befahl nun dem Hauptmann und den Soldaten, nichts zu sagen.<br />

In <strong>der</strong> Frühe des Herrntages nahm Maria Magdalena, die Jüngerin des Herrn -aus Furcht vor den Juden, da diese vor Zorn brannten, hatte sie<br />

am Grabe des Herrn nicht getan, was die Frauen an den von ihnen geliebten Sterbenden zu tun pflegten - mit sich ihre Freundinnen und kam<br />

zum Grabe, wo er hingelegt worden war. Und sie fürchteten, die Juden würden sie sehen, und sprachen: »Wenn wir auch an jenem Tage, da<br />

er gekreuzigt wurde, nicht weinen und klagen konnten, so wollen wir das wenigstens jetzt an seinem Grabe tun. Wer aber wird uns auch den<br />

Stein, <strong>der</strong> an den Eingang des Grabes gelegt ist, wegwälzen, damit wir hineingelangen, uns neben ihn setzen und tun, was sich gehört? -<br />

Denn <strong>der</strong> Stein war groß - und wir fürchten, daß uns jemand sieht. Und wenn wir es nicht können, so wollen wir wenigstens am Eingang<br />

nie<strong>der</strong>legen, was wir zu seinem Gedächtnis mitbringen, wollen weinen und klagen, bis wir wie<strong>der</strong> heimgehen.« Und als sie hingingen,<br />

fanden sie das Grab geöffnet. Und sie traten herzu, bückten sich nie<strong>der</strong> und sahen dort einen Jüngling sitzen mitten im Grabe, anmutig und<br />

bekleidet mit einem hell leuchtenden Gewande, welcher zu ihnen sprach: >Wozu seid ihr gekommen? Wen sucht ihr? Doch nicht jenen<br />

Gekreuzigten? Er ist auferstanden und weggegangen. Wenn ihr aber nicht glaubt, so bückt euch hierher und sehet den Ort, wo er gelegen hat,<br />

denn er ist nicht da. Denn er ist auferstanden und dorthin gegangen, von woher er gesandt worden ist.< Da flohen die Frauen voller<br />

Entsetzen.<br />

Es war aber <strong>der</strong> letzte Tag <strong>der</strong> ungesäuerten Brote, und viele gingen weg und wandten sich nach Hause, da das Fest zu Ende war. Wir aber,<br />

die zwölf Jünger des Herrn, weinten und trauerten, und ein je<strong>der</strong>, voller Trauer über das Geschehene, ging nach Hause. Ich aber, Simon<br />

Petrus, und mein Bru<strong>der</strong> Andreas nahmen unsere Netze und gingen ans Meer.<br />

Epistula Apostolorum<br />

<strong>Die</strong>ses Werk wird als ein Rundschreiben <strong>der</strong> 11 Apostel an alle Christen eingeführt. Nach einer kurzen Darstellung des Lebens Jesu wird ein<br />

Gespräch zwischen Jesus und den Jüngern in <strong>der</strong> Zeit zwischen Auferstehung und Himmelfahrt wie<strong>der</strong>gegeben. Mit <strong>der</strong> Briefform hat nur<br />

die Einleitung zu tun. Ansonsten handelt es sich um Offenbarungen des Auferstandenen, und zwar in einer Form, wie es in gnostischen<br />

Evangelien üblich war.<br />

Inhaltlich allerdings steht es im Gegensatz zum Gnostizismus, ja es ist geradezu eine Kampfansage an die gnostische Verdrehung des<br />

Christentums. Der Gegensatz zur Gnosis veranlaßt die Exegeten, diesen Apostelbrief ins 2. Jh. zu datieren (um 170?).<br />

Bekenntnis zu Gott als dem Schöpfer<br />

Daß dieses »Rundschreiben« mit einem Bekenntnis zu Gott als Schöpfer beginnt, ist gegen ein Hauptargument des Gnostizismus gerichtet.<br />

In <strong>der</strong> Gnosis gibt es zwei Welten, die Welt des Lichts und die Welt <strong>der</strong> Finsternis, die obere und die untere Welt. In <strong>der</strong> oberen Welt<br />

herrscht <strong>der</strong> wahre Gott. <strong>Die</strong> Welt <strong>der</strong> Materie und <strong>der</strong> Finsternis, in <strong>der</strong> wir leben, hat mit ihm ganz und gar nichts zu tun. <strong>Die</strong>se untere Welt<br />

ist vielmehr das Werk einer untergeordneten Demiurgengestalt. Und dem wie<strong>der</strong>spricht die katholische Lehre und die Epistula Apostolorum<br />

mit Nachdruck. Der So hn und <strong>der</strong> Vater sind Gott, und Gott ist <strong>der</strong> Schöpfer <strong>der</strong> Welt. <strong>Die</strong> Gnostiker mußten aufgrund ihrer Lehre die Welt<br />

verachten, ganz an<strong>der</strong>s die Christen, die die Welt und sich selbst von dem einen Gott geschaffen wußten und deswegen gar nicht an<strong>der</strong>s<br />

konnten, als diese Welt zu lieben. <strong>Die</strong>se Liebe kommt auch im nachstehenden Text zum Ausdruck, <strong>der</strong> in geradezu poetischen Worten von<br />

<strong>der</strong> Schöpfung spricht. Im Gegensatz zur völligen Trennung des Lichtgottes <strong>der</strong> Gnostiker von <strong>der</strong> materiellen Welt hat <strong>der</strong> Gott <strong>der</strong> Christen<br />

es nicht verabscheut, in diese Welt zu kommen, und zwar als wahrer Mensch. In <strong>der</strong> Irrlehre des Marcion, in <strong>der</strong> gnostisches Gedankengut<br />

übernommen wurde, nimmt Jesus nur einen Scheinleib an. Er lebte und litt in einem Scheinleib, um seine Anhänger aus dieser Welt zu<br />

befreien. Wohl auch gegen die Annahme eines Scheinleibes hat <strong>der</strong> Autor <strong>der</strong> Epistula Apostolorum betont, daß Jesus im Schoße <strong>der</strong><br />

Jungfrau Maria getragen wurde und Fleisch wurde.<br />

Jesu Wun<strong>der</strong>taten<br />

Das Leben Jesu wird nur ganz kurz mit einer Zusammenfassung seiner Wun<strong>der</strong> nach den 4 Evangelien erzählt. Am Ende <strong>der</strong> Wun<strong>der</strong>berichte<br />

fragen die Apostel nach <strong>der</strong> Bedeutung <strong>der</strong> Fünfzahl <strong>der</strong> Brote, die Jesus vermehrte. Sie werden belehrt, daß auch <strong>der</strong> Glaube auf fünf Säulen<br />

ruhe. Demgemäß wird ein altes Glaubenssymbol (= Glaubensbekenntnis) angefügt, das aus 5 Punkten besteht.<br />

Auferstehung<br />

Der Auferstehungsbericht stimmt weitgehend mit den kanonischen Evangelien überein. Nur jene Stelle, wo es um den Beweis geht, daß<br />

Jesus kein Gott ist, son<strong>der</strong>n aus Fleisch und Blut, wird weiter ausgebaut. Nicht nur Thomas, <strong>der</strong> bei (Joh. 20,27) seine Hand in seine Seite<br />

legt, überzeugt sich vom wirklichen Leib Jesu, auch Petrus und Andreas sind aufgerufen, sich zu überzeugen. Petrus soll die Wundmale an<br />

den Händen prüfen, Andreas soll nachsehen, ob Jesus wirklich auf dem Boden steht, o<strong>der</strong> ob er wie ein Geist in <strong>der</strong> Luft schwebt.<br />

Auch hier wird wie<strong>der</strong> deutlich, daß die Beweisführung mit Nachdruck gegen die Gnostiker gerichtet ist, die erst recht nach Jesu<br />

Auferstehung in <strong>der</strong> Erscheinung nur einen Geist sehen können, wenn er schon vor seinem Tod in einem Scheinleib auf Erden wandelte.

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